Dieser Forchheimer Musiker lädt zum Online-Wunschkonzert

9.1.2021, 16:02 Uhr
Ein Bild vom Geburtstagskonzert der Chicolores 2020: Der gebürtige Forchheimer Claus Friedrich (links) spielt auch in der Band „Your Careless Spark“ und hat Musik für Theater und Film produziert. In

© Udo Güldner Ein Bild vom Geburtstagskonzert der Chicolores 2020: Der gebürtige Forchheimer Claus Friedrich (links) spielt auch in der Band „Your Careless Spark“ und hat Musik für Theater und Film produziert. In

Herr Friedrich, die eigenen vier Wände sind ja ein sehr persönlicher Raum. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, Wohnzimmer-Konzerte in alle Welt zu streamen?

Zu Beginn des ersten Lockdowns haben relativ schnell andere begonnen, kleine Konzerte zu streamen, meist alleine, zum Beispiel mit der Gitarre vor dem Laptop. Als mein Musikerkollege aus Forchheim, Peter Lassner, damit im März anfing, dachte ich: So etwas könnte ich doch auch machen. Aber vielleicht etwas aufwendiger, mit all den Möglichkeiten, die ich in meinem Arbeitszimmer habe, das quasi ein kleines Studio ist. Und weil ich nicht so recht wusste, was ich dann da spielen soll, dachte ich: Mache ich doch eine Wunschsendung, wo sich Leute vorher Songs wünschen können und ich dann eine Auswahl davon vorbereite und live umsetze, am Klavier, an der Gitarre, mit Loops, eventuell mit vorproduzierten Teilen, die dazu laufen. Und das funktionierte sofort gut.

Wie wird das Format denn angenommen? Was hören Sie von Ihrem Publikum, was von den Kollegen? Und was sagen die Nachbarn?

Es ist eine kleine, eingeschworene Fangemeinde, um die 60 Zuschauerinnen und Zuschauer bisher. Diejenigen, die regelmäßig einschalten, äußern in den Facebook-Live-Kommentaren oft und viel ihre Begeisterung. Ich scheine da eine Lücke in deren Leben ohne Konzerte und Kultur imAllgemeinen gefüllt zu haben. Meine Nachbarn haben sich noch nicht beschwert, zuschauen tut allerdings niemand von ihnen, ich kenne sie nur flüchtig. Großstadt- Nachbarschaft ist ganz anders als auf dem Land. Seltsam, aber man gewöhnt sich daran.

Claus Friedrich, 42, gebürtig aus Forchheim, lebt in Nürnberg und hat an der Uni Erlangen-Nürnberg Theater- und Medienwissenschaft studiert. Seit 2007 ist er freiberuflicher Musiker, hat für Theater und Film sowie Solo-Projekte Musik produziert und spielt seit über 20 Jahren in Bands, wie Chicolores und Your Careless Spark. Zudem arbeitet er im Bereich Konferenztechnik und als freier Sprecher und Texter.

Claus Friedrich, 42, gebürtig aus Forchheim, lebt in Nürnberg und hat an der Uni Erlangen-Nürnberg Theater- und Medienwissenschaft studiert. Seit 2007 ist er freiberuflicher Musiker, hat für Theater und Film sowie Solo-Projekte Musik produziert und spielt seit über 20 Jahren in Bands, wie Chicolores und Your Careless Spark. Zudem arbeitet er im Bereich Konferenztechnik und als freier Sprecher und Texter. © Friedrich

Apropos Kollegen. Eine Vielzahl an Musikern hat Sie mit Stimme und Instrument besucht. Erzählen Sie uns doch, wer schon dabei war und wie man selbst mitmachen kann.

Ich habe tatsächlich schon viele Musikerinnen und Musiker, meist aus meinen eigenen Bands oder dem direkten Umfeld als Gäste involvieren können, das ist jedes Mal eine wunderbare Bereicherung. Tobias Seitz und Peter Lassner von meiner Band Two Thumbs Up sind oft dabei, auch Mitglieder von Chicolores und meiner Band Your Careless Spark, auch die Geigerin Frederika Krier aus Forchheim schaltet sich ab und zu aus New York City zu. Sie sind ja schon einige Jahrzehnte auf den Bühnen Deutschlands unterwegs, kennen viele Musikstücke.

Wie groß ist denn der Aufwand, die Songs einzustudieren? Gibt es Musikwünsche, die sich vielleicht nicht erfüllen lassen?

Für eine 90-Minuten-Show brauche ich in etwa eine normale Arbeitswoche Zeit zum Vorbereiten, jeweils 12-15 Songs, die ich zum überwiegenden Teil noch nie zuvor gespielt habe. Und klar gibt es Songs, die zu komplex sind oder die sich nicht mit meiner Stimme vertragen. Die Herausforderung, sich immer wieder etwas völlig unbekanntes raufzuschaffen ist aber schon auch sehr inspirierend, egal wie einfach oder schwer es fällt.

Wovon leben Sie als Künstler denn derzeit? Tragen die Online-Konzerte etwas dazu bei?

Ich musste leider tatsächlich im Sommer Hartz IV beantragen, da alle sonstigen staatlichen Hilfen auf mich und meine Jobsituation kurioserweise nicht zutrafen, nicht einmal die Künstlerhilfe. Bei den Online- Konzerten blende ich stets meinen PayPal-Account ein für Spenden.

Wie sieht es denn bei Ihren Musiker-Kollegen in der Region aus? Haben die sich auch aufs Streamen verlegt oder gibt es da andere Ideen?

Das kann ich nicht wirklich sagen, außer mit meinen Bandmitgliedern habe ich wenig Kontakt mit anderen Musikern. Aber viele machen Aufnahmen, ich denke es werden dieses Jahr eine Menge Quarantäne- Alben herauskommen.

Inwieweit können solche virtuellen Möglichkeiten ein Konzert vor leibhaftigem Publikum ersetzen?

Kaum. Es gibt ja keine Atmosphäre, kein direktes Feedback. Man sitzt allein im Zimmer und spielt vor einer Kamera und drei Bildschirmen, aber die Interaktionen im Live- Chat zwischen den Songs gibt zumindest ein bisschen das Gefühl von „etwas zusammen erleben“. Das Wichtigste ist an sich, überhaupt selbst Musik zu spielen und nicht in den eigenen vier Wänden zu versauern.

Interview: Udo Güldner

„Claus dem Wohnzimmer“, wird als Live-Stream aus Friedrichs Wohnung in Nürnberg übertragen. Bei der 17. Ausgabe am Sonntag, 10. Januar, ab 20 Uhr, dreht sich zwei Stunden lang alles um den Sommer.

YouTube: youtube.com/ernstband

Twitch: twitch.tv/clausdemwohnzimmer

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