Ebermannstadt: Das Wasser rauscht wieder

1.8.2020, 12:00 Uhr
Ebermannstadt: Das Wasser rauscht wieder

© Foto: Marquard Och

Vorangegangen ist offenbar wenig, denn Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) hat das Treffen mit Umweltminister Thorsten Glauber (FW) anlässlich "KLVHS – Stützpunkt für Verbraucherbildung" genutzt, um ihre Sorgen über die Wiesent auch auf Papier mitzuteilen, denn abermals stehen bei ihr ständig Bürger im Büro, die den Zustand unterhalb des Stauwehrs beklagen.

Was ist los? Ein Treffen am Streichwehr mit Hübschmann und Ott am 11. Juli: die Mauerkrone liegt trocken, der ein Meter breite Durchlass lässt nur den Wasseranteil durch, den die Kraftwerksbetreiber "erübrigen". Oberhalb an der Pegelmarke beträgt der Wasserstand 40 Zentimeter, im August 2019 waren es – mehrfach fotografiert – zehn Zentimeter mehr. Dabei hat es in den zurückliegenden Monaten mehr geregnet, als im Vergleichszeitraum der Trockenjahre 2018/2019, merkt Fischer Ludwig Ott an. Im letzten Jahr hat er zehn Forellen geangelt – heuer noch keine einzige. "Ich kann das Elend nicht mehr ertragen, vermeide es lieber, die Chantonnay-Promenade zu begehen, der Anblick ist trostlos", klagt er.

"Streit lohnt sich nicht"

"Wir waren die ersten in der Fränkischen Schweiz, die sich an die oberfränkische Regierung wandten, um eine Renaturierung des eigenen Fischwasserabschnitts vom Oberen Tor abwärts zu erreichen und haben uns an den Umsetzungskosten beteiligt", erinnert Ott. Viel Geld habe die Familie in Auseinandersetzungen um das Wasserrecht investiert: "Nichts hat’s genützt, Streit lohnt sich nicht", sagt Ott resigniert.

Anwohner Wolfram Pfeiffer gesellt sich hinzu. "Seit 40 Jahren wohne ich hier und sehe von meiner Terrasse aus, wie das Wasser tagsüber steigt und sich das Flussbett gegen Abend wieder leert. Das wird gezielt gesteuert." Hübschmann steht mit Ott auf der Steinansammlung, die früher nie zu sehen war. "Bisher stinken die Moose wenigstens nicht, aber schade für die Touristen und schädlich für die Stadt ist die Situation allemal", ärgert sich der Stadtrat.

Er hat Minister Glauber per E-Mail über den aktuellen Zustand unterrichtet. Er bezeichnete den Durchlass als "Feigenblatt", geeignet, dass 160 Liter pro Sekunde fließen könnten, aber nicht die wasserrechtlich vorgegebenen 1,4 Kubikmeter pro Sekunde. Hübschmann erinnert an alte Fotos, die anstelle des Hochwasserdamms einen Wasserfall zeigen, den die Fische überwinden konnten. Das Streichwehr nicht mehr, ersatzweise sei ein Fischpass angelegt worden.

An Lösung getüftelt

Auf die Schilderung über die Situation am Wiesentarm in Ebermannstadt hat Thorsten Glauber innerhalb einer halben Stunde reagiert. Am Telefon zeigte er sich informiert, der Kraftwerksbetreiber am rechten Wiesentarm und derjenige oberhalb des Wehrs erfüllten die "Restwassermenge" seit Jahren nicht. Er erklärte das Thema zur Chefsache. Inzwischen tüfteln Mitarbeiter des Umweltministeriums an einer Lösung mit einem Rohrdurchbruch der Mauer, dessen Durchmesser die definierte Wassermenge exakt abgebe, nur sei dies mit hohem Aufwand und Kosten verbunden, vor allem sei ungeklärt, wer – bei welcher Lösung auch immer – bezahlt.

Der Klimawandel und damit verbunden der geringere Wasserstand auch der Wiesent verkomplizierten die Angelegenheit einer proportional verträglichen Aufteilung des Abflusses nach wirtschaftlichen und ökologischen Belangen, macht Glauber in seinem Schreiben deutlich, das auch Bürgermeisterin Christiane Meyer zugegangen ist.

Zunächst habe das Wasserwirtschaftsamt die Stellung des Schützenwehres in einem Feldversuch so verändert, dass das Streichwehr nun über die gesamte Breite überströmt wird. Als Folge der geänderten Schützenstellung stehe nun weniger Wasser für die energetische Nutzung zur Verfügung, schreibt Glauber. Das Wasserwirtschaftsamt sei zur täglichen Kontrolle vor Ort angewiesen, dessen Amtsleiter Hans Hemmerlein sei in ständigem Kontakt mit Meyer.

Bei einer Begehung gestern am wieder "rauschenden Bach" bestätigte die Bürgermeisterin: "Ich bin dankbar, dass die Trilogie Wasserwirtschaft, Stadt und Kraftwerkbetreiber dazu geführt hat, dass über das Streichwehr wieder Wasser in den linken Wiesentarm strömt und am rechten Wiesentarm die Turbine der Herbstmühle anteilig bedacht ist."

Nebeneffekt: Sogar das stillgestandene Wasserrad dreht sich wieder leicht. "Die Idylle ist wieder so wie sie war", freut sich die Stadtchefin, der inzwischen der Kronacher Behördenleiter Hemmerlein sogar eine gemeinsame Begehung der Flussarme angeboten hat.

1 Kommentar