Aus Auto geschossen? Polizei Ebermannstadt sucht Wilderer

24.11.2020, 05:30 Uhr
Aus Auto geschossen? Polizei Ebermannstadt sucht Wilderer

Schlee erkannte auf den ersten Blick: Das war kein Unfall, das noch lebende Bockkitz wies einen Einschuss auf, an beiden Vorderläufen waren die Oberarm-Gelenke durch eine Kugel total zertrümmert, am Hinterteil hatte das Reh eine klaffende Fleischwunde – zudem angefressen bei lebendigen Leib von einem Fuchs, wie der Jagdpächter vermutet.

Auch hinzu gerufene Jäger aus den Nachbarrevieren sind wie Christian Schlee davon überzeugt, dass das Kitz von einem Auto aus angeschossen worden sein muss. Denn der Hund des Eschlipper Kollegen Udo Schneider fand Schweißspuren noch weit oberhalb der Fundstelle an der Parkplatzeinfahrt, nämlich am Steilhang. Den Weg konnte das Tier mit den durchschossenen Vorderläufen nicht mehr zurückgelegt haben, waren sich die Experten sicher. Hämatome, Abschürfungen und Verdreckungen an der "Decke" machten deutlich, das Rehkitz muss den Hang hinabgestürzt sein.

Geschosssplitter gefunden

Aus Auto geschossen? Polizei Ebermannstadt sucht Wilderer

© Foto: Marquard Och

Die Röntgenaufnahme eines Tierarzt zeigt bei Kitz im Bereich des Einschusses Geschosssplitter, die mit dem "Gnadenschuss" nichts zu tun haben. Für den Hegering hat Christian Schlee daher Anzeige wegen Jagdwilderei und Tierquälerei erstattet – in Rede steht auch die Auslobung einer Belohnung über 1000 Euro für Hinweise auf Beobachtungen zur Tatzeit, die zur Ergreifung des oder der Täter führen mögen.

Laut dem Leiter der Polizeidienststelle Ebermannstadt, Polizeioberkommissar Daniel Hartmann, laufen derzeit die Ermittlungen. Zeugenhinweise werden unter Telefon (09194) 7388-0 entgegen genommen. "Da steckt mehr dahinter", sind sich die Wildhüter sicher. Auf dem Feuerstein seien zu "Unzeiten" parkende Autos gesichtet und Felder mit Scheinwerfern abgeleuchtet worden. Auch andernorts waren "ungeklärte Schüsse" zu hören, so Schlee, der noch betont: "Wilderei ist kein Kavaliersdelikt, es gibt Urteile mit bis zu fünf Jahren Haft."

Weitere ungeklärte Schüsse

Ungeklärt sind auch die Schüsse im angrenzenden Revier von Uwe Zimmermann in Unterleinleiter. Erst in der vergangenen Woche hat er die Kadaverreste von drei Rehen beseitigt. "Fachmännisch herausgelöst waren hier die Knochen, daneben lagen die Eingeweide", berichtete Zimmermann, Anzeige sei erstattet.

Vor langen Jahren gab es in Ebermannstadt schon einmal eine ganze Reihe von "Autowildereien"; der Mann wurde damals für seine Taten verurteilt. Doch auch diesmal "steckt mehr dahinter", befürchten die hiesigen Waidmänner.