Gruppen ausgelagert

Egloffstein: KiTa-Anbaupläne sind umstritten

8.9.2020, 08:00 Uhr
Egloffstein: KiTa-Anbaupläne sind umstritten

© Foto: Maria Däumler

Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist weiter steigend, sagen die Prognosen. Dem will die Gemeinde Rechnung tragen: Der Anbau an den bestehenden Kindergarten ist fertig geplant, die Kosten werden auf 3,9 Millionen Euro geschätzt. Bereits seit August 2019 liegen die Pläne bei der Regierung von Oberfranken. "Wir warten nur noch auf den Förderbescheid", erläutert Bürgermeister Stefan Förtsch. Er rechnet mit Fördermitteln von 2,5 bis drei Millionen Euro. Die genaue Höhe sei schwierig abzuschätzen, da verschiedenste Förderprogramme ineinandergreifen.

Doch im Gemeinderat, der mit den Planungen zunächst einverstanden war, regt sich Unmut. Zuletzt sollte das Gremium in der August-Sitzung dem Projekt sein gemeindliches Einvernehmen aussprechen, damit das Landratsamt dann die Baugenehmigung für den KiTa-Anbau erteilen kann. Doch eine große Mehrheit stimmte dagegen, der Bürgermeister, der das Projekt befürwortet, erlebte eine krachende Niederlage. Woran liegt es? "Die Erweiterung will ich schon, aber mit der Planung des Architekten bin ich nicht einverstanden", sagt Joachim Wirth, WEU-Gemeinderat, und einer der Gegner. "Die Kosten laufen aus dem Ruder, das kann sich Egloffstein nicht leisten", findet er. Man könnte das Haus mit Steinen "billiger und zweckmäßiger bauen", meint der 52-jährige Maurer, dessen beide Kinder früher auch die KiTa "Elmar" besucht haben.

"Architekt Ulrich Manz, der schon den bestehenden Kindergarten gebaut habe, hat die aktuellen Pläne erstellt", informiert dazu Bürgermeister Förtsch. Doch die moderne Bauweise mit viel Holz und bodentiefen Fenstern sei nicht jedermanns Geschmack, sagt er vorsichtig. Der neue Anbau soll nun nördlich direkt an das bestehende Gebäude angebunden werden. "Das wäre auch für die pädagogische Arbeit in der KiTa sehr sinnvoll", erläutert Elke Raschzok-Falk, die die KiTa seit über 20 Jahren leitet und deren Arbeit von allen Seiten sehr geschätzt wird. Bei einem zusammengebauten Haus könne man im Notfall zum Beispiel, falls Personal ausfällt, sich gegenseitig in den Gruppen leichter aushelfen.

Eingeplant sei ferner eine vollwertige Küche: "Wir wollen selbst kochen mit regionalen Produkten", sagt sie. Denn Ernährung soll künftig ein Schwerpunktthema im pädagogischen Konzept werden. Nötig seien auch Speiseräume für die Kinder. "Wir haben aktuell 50 bis 60 warme Mittagessen, die zurzeit das Hotel Post liefert, aber nur eine winzige Teeküche", schildert Raschnok-Falk ein weiteres Problem.

Wichtig sei ihr und ihrem Team, dass endlich eine Entscheidung gefällt wird, betont sie. Egal, wie sie ausfällt. Die jetzige Unsicherheit sei lähmend. "Für uns ist nichts mehr planbar." Natürlich würde man sich wünschen, dass der Anbau vor Ort sei und möglichst zügig kommt. Denn die beiden Außengruppen in der Grundschule seien nur für zwei Jahre genehmigt. Gebe es bis dorthin keine Lösung, könnte es sein, dass man Eltern, die für ihre Kinder eine Betreuung suchen, dann abweisen müsse. Das bestätigt auch Bürgermeister Förtsch. Fakt sei ferner, dass die Schülerzahlen steigen und die Grundschule bald wieder selbst mehr Platz brauche. "Die Zeit drängt", sagt Förtsch.

Dennoch führt er diese Woche ein Gespräch mit einem anderen Architekten, wie es Joachim Wirth und weitere Gemeinderäte in der letzten Sitzung gefordert haben. Dieser Architekt soll die Erweiterung der KiTa konventionell und möglichst billiger planen: Ein separates Gebäude, aus Stein gemauert, mit kleineren Fenstern. "Eine Alternativplanung ist nicht verkehrt", lenkt Förtsch ein.

Die Eier legende Wollmilchsau

Dennoch sei Fakt, dass man bei einer Neuplanung die 90-prozentige Förderung für die 37 neu zu schaffenden Betreuungsplätze nicht mehr erhalten werde. Dafür sei die Frist im August 2019 abgelaufen.

Dass ein neuer Architekt, der sich erst in die Materie einarbeiten muss, innerhalb weniger Wochen Pläne für so ein komplexes Projekt vorlegen kann, erscheint wenig wahrscheinlich. "Ich bin gespannt", sagt Förtsch daher diplomatisch. Er wünscht sich eine Lösung, mit der alle – Gemeinderäte, KiTa und Eltern – zufrieden wären. "Aber das ist wohl die Eier legende Wollmilchsau."

Der Bürgermeister hofft nun, dass der Förderbescheid der Regierung von Oberfranken endlich eintrifft. Sollten die Zuschüsse so hoch sein, dass die jetzige KiTa-Planung finanziell stemmbar erscheint, dann, so haben die Gegner signalisiert, würden sie doch ihr Einvernehmen erteilen. "Dann bekämen wir Ende 2020 wohl die Baugenehmigung, könnten im Winter die Gewerke ausschreiben und im Frühjahr 2021 das Bauen anfangen", zählt Förtsch auf. Und kein Kind müsste in zwei Jahren abgewiesen werden.

Keine Kommentare