Ein ganzer Ort diskutiert: Können Kreisel Dormitz entlasten?

13.6.2019, 18:30 Uhr
Ein ganzer Ort diskutiert: Können Kreisel Dormitz entlasten?

© Foto: Harald Hofmann

Selbst die Bayerische Staatsregierung hat sich nun auf die Fahnen geschrieben, den Flächenfraß einzudämmen. Dass die Umgehung Flächenfraß bedeutet, nämlich den Verbrauch von rund 18 Hektar landwirtschaftlicher Fläche, ist ein Argument der Gegner.

Trinkwasser bedroht?

Die Bedrohung des Trinkwassers der Dormitzer Flachbrunnen nannte BN-Sprecherin Karin Weber als ein weiteres. Die Austrocknung der verbleibenden Äcker durch tiefe Einschnitte in die Landschaft nannte Landwirt Bernhard Kreissl als Grund gegen die Umgehung. Und Esther Schuck betonte, dass in der Vergangenheit noch jeder Straßenbau zu einer Mehrung des Straßenverkehrs geführt habe.

Deshalb empfehlen die Mitglieder des Bündnisses "Ja zur Natur — Nein zur Umfahrung" einen starken Ausbau des ÖPNV, das Drängen auf das 365-Euro-Ticket, um den ÖPNV attraktiv zu machen sowie Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Ortsdurchfahrt von Dormitz wie Tempo 30, eine weitere Fußgängerampel oder andere Querungshilfen sowie den sogenannten "Flüsterasphalt". Es brauche eine zukunftsträchtige Verkehrswende. Dabei anerkannten die Gegner der Umfahrung samt und sonders, dass vor allem die Anwohner der Hauptstraße schweren Belastungen ausgesetzt sind, und daher der Leidensdruck auf sie groß ist.

Ursprung wird zerstört

Matthias Fuchs, 2. Bürgermeister, betonte: "Wir leben mit über 10 000 Fahrzeugen täglich in einer unerträglichen Situation". Die Hauptstraße sei der Ursprung und Kern von Dormitz. Und der werde durch die Verkehrsbelastung zerstört. Derzeit stünden zehn von 54 Anwesen leer.

Die Befürworter der Umgehung bezweifelten die Wirksamkeit von Teilmaßnahmen wie Flüsterasphalt und Tempo 30 (Hans Will). "Extrem gefährlich, extrem laut und mit Feinstaub hoch belastet" sei die Hauptstraße, so Ingo Hommel.

Mit einer Schallpegelkarte des Landesamts für Umweltschutz belegten Klaus und Josefine Trecka die "gesundheitsschädigende Belastung" der Anwohner der Hauptstraße.

"Der Politik die Stirn bieten"

Werner Reiländer begründete seine Ablehnung der Umfahrung mit den Veränderungen der vergangenen Jahre, erinnerte an "Fridays for future" und Bürgerentscheid "Rettet die Bienen".

Reiländer: "Lasst uns doch gemeinsam der Politik die Stirn bieten und darauf hinarbeiten, dass die Politik uns ernst nimmt." Er griff einen Vorschlag aus der gut 20-köpfigen Runde auf, doch unabhängig von einer Umgehung einen Kreisverkehr an der Einmündung der Straße von Kalchreuth (St 2243) in die Staatsstraße 2240 von Dormitz nach Weiher zu beantragen. Denn das könnte viele Kleinsendelbacher dazu bringen, nicht mehr durch Dormitz nach Erlangen zu fahren, sondern über den Wehrwiesenweg.

Ein Zeichen setzen

Das griff auch Matthias Fuchs auf: "Wenn wir uns darauf einigen, einen Kreisverkehr dort einzurichten und an der Einmündung der Ortsumfahrung von Neunkirchen ebenfalls einen Kreisverkehr zu bauen, dann hätten wir ein Zeichen gesetzt", und die Chance genutzt, eine Entlastung zu erreichen.

Dieser Vorschlag führte nicht gleich zum Konsens, jedoch zum Willen der Beteiligten , sich wieder zum Gespräch zu treffen.

Am Ende bedankte sich Bürgermeister Holger Bezold für die weitgehend sachliche Diskussion rund um das kontroverse Themenfeld. Die habe gezeigt, so der Bürgermeister, wie schwierig es sei, eine für alle zufriedenstellende Lösung des Problems zu finden.

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