Ein Jahr der Konflikte in der Fränkischen geht zu Ende: NN-Redakteur Patrick Schroll blickt auf 2019

1.1.2020, 08:45 Uhr
Ein Jahr der Konflikte in der Fränkischen geht zu Ende: NN-Redakteur Patrick Schroll blickt auf 2019

© Archivfoto: Thiem

2019 bleibt für mich als ein Jahr der Konflikte in Erinnerung, als Gefühle hochkochten und das einschneidende Reaktionen zur Folge hatte. Es ist das Jahr, das für mich einen Wendepunkt signalisiert, das einen neuen Weg beschreitet, der uns als Gesellschaft sehr wahrscheinlich die Richtung für den Rest unseres Daseins vorgeben wird.

Ein Jahr der Konflikte in der Fränkischen geht zu Ende: NN-Redakteur Patrick Schroll blickt auf 2019

© Foto: Roland Huber

2019, so mein Gefühl, haben wir im Landkreis Forchheim die ersten Konflikte ausgefochten, die der weltweite Klimawandel und unser teils frevelhafter Umgang mit der Natur mit sich bringt. Das Jahr, in dem viele verstanden und gefühlt haben, das wir Teil eines großen Ganzen und deshalb mitgehangen und mitgefangen sind.

Die Bienen und Insekten, sie wurden zum Sinnbild eines Kreislaufs für uns Menschen, der droht, ins Stocken zu geraten. Deshalb haben auch im Landkreis eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Menschen mit ihrer Unterschrift für das Volksbegehren "Rettet die Bienen!" ihre Unterstützung für eine Wende signalisiert. Eine Wende, die weit mehr war, als Bienen das Leben zu retten.

Eine Mischung aus Angst und Trotz

In letzter Konsequenz griffen einige Landwirte aus einer Mischung aus Angst vor Fremdbestimmung und aus Trotz vor den Folgen des Begehrens, das Streuobstwiesen unter Biotopschutz stellt, zur Axt und sägten an den Stämmen gesunder Obstbäume.  Ein regelrechter Aufschrei ging durch die Fränkische Schweiz.

Wortgefechte wurden geführt, Vertrauen wurde zerstört. Bis sich die Wogen glätteten, vergingen Wochen. Und doch war es nur ein Vorgeschmack für das, was noch kommen sollte.

Naturschützer klagten erfolgreich gegen Kanus auf der Wiesent

Später im Frühjahr klagte der Bund Naturschutz gegen das Landratsamt. Im Fokus: die Wiesent. Einerseits ist sie beliebt bei Kanufahrern und daher für den Tourismus in der Fränkischen Schweiz bedeutend, andererseits ist sie Heimat bedrohter Tierarten. Dieses Mal waren es nicht die Bienen, sondern die Eisvögel, die stellvertretend für den Konflikt zwischen Mensch und Natur ins Feld geführt wurden.

Das Landratsamt bekam vom Gericht einen auf den Deckel, die Naturschützer Recht. Dem Fluss musste Ruhe zugestanden, die Kanusaison verschoben werden. Ganz zum Ärger der ansässigen Kanuverleiher.

Gebuchte Touren fielen ins Wasser und während Naturschützer von bedrohten Tierarten sprachen, sahen sich die Unternehmen in ihrem Dasein bedroht. Für die Tourismuschefin der Fränkischen Schweiz, Sandra Schneider, stand nicht weniger als ein bedeutender Freizeitfaktor und damit ein Angebot für eine Tourismusregion auf dem Spiel.

Auch hier haben sich zwar die Wogen geglättet, doch auch hier ist Vertrauen verschütt gegangen.

"Er stirbt uns unter den Händen weg"

Die Wiesent und die Streuobstwiesen sind zwei Beispiele von vielen in diesem Jahr. Vom Wald, der den Förstern nach eigener Aussage schlicht unter den Händen wegstirbt oder den Protesten der jungen Fridays-For-Future-Generation, die in Forchheim schon Parkplätze besetzte und über Nacht im Stadtpark für mehr Klimaschutz protestierte, ganz zu schweigen.

Im Rückblick erscheint all das als längst vergangen, abgehakt, unaufgeregt. Doch gerade weil es das definitiv nicht war, lohnt es sich, daran zu erinnern.

Schließlich werden die Konflikte zwischen Mensch und Umwelt nicht weniger werden im neuen Jahr - das ist keine gewagte Prognose als vielmehr eine logische Schlussfolgerung aus dem, was in diesem Jahr von der Gesellschaft und der Natur losgetreten wurde.

Und weil das Jahresende oft mit einem Ausblick oder guten Vorsätzen verbunden ist, wünsche ich mir persönlich, dass wir bei allen vor uns liegenden Konflikten die Ruhe bewahren. Wir müssen die Auseinandersetzungen sachlich, unaufgeregt und an Fakten orientiert führen, wenn sie mehr als nur Streit bringen sollen. Schließlich sitzen wir alle im selben Boot. Und das wir darin nicht untergehen wollen dürfte uns einen. Wie wir das schaffen wollen, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen und das ist auch gut so. Ein spannendes Jahr 2020 liegt vor uns.

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