Trauer um Emilio

Ein Nachruf auf den meistgestreichelten Kater Forchheims

14.9.2021, 19:54 Uhr
Kater Emilio ist gestorben und hinterlässt nach zehn Lebensjahren eine trauernde Schulfamilie in Forchheim. 

© Marion Schweinzer, NNZ Kater Emilio ist gestorben und hinterlässt nach zehn Lebensjahren eine trauernde Schulfamilie in Forchheim. 

Frühmorgens, etwa fünf Minuten vor acht. Der Schulhof des Herder-Gymnasiums ist gefüllt mit Schülerinnen und Schülern, die darauf warten ins Schulgebäude gelassen zu werden. Nur einigen wenigen – den Oberstüflern - ist es teilweise erlaubt, das Schulhaus schon vorher zu betreten.

Also vorbei an der Aufsicht und gefolgt von neidischen Blicken hinein in den A-Bau. Nach einem kurzen Blick auf den Vertretungsplan führt der Weg eines Herder-Schülers allerdings noch nicht direkt zu den Klassenräumen, sondern zu einem Tisch vor dem Hausmeisterbüro. Dort thront auf einer Kiste oder einem Stapel Zeitungen Kater Emilio.

„Ich war immer eine der ersten an der Schule, weil mein Zug so früh kam. Wenn ich im A-Bau Unterricht hatte, hat er mich immer mit einem freudigen ‚Miau‘ von seinem Thron begrüßt und sich über ein paar Streicheleinheiten gefreut“, erinnert sich eine ehemalige Schülerin. „Das hat mir immer den Tag versüßt.“

Auch für viele Lehrer war der Kater aus der Schule nicht weg zu denken. „Wenn er sich irgendwo in Positur geworfen hat, war es zumindest mir schier unmöglich der Anziehungskraft seines Fells zu entkommen - es musste gekrault werden, Punkt“, erzählt Marion Schweinzer, Lehrerin für Englisch und Französisch. „Ich werde ihn sehr vermissen - so wie er deutlich in der Zeit, in der die Schule geschlossen war, ‚seine Leut' vermisst hat. Er hat sich diese Schule mit all ihren Leuten ausgesucht, das war sein Revier, seine Welt.“

Zehn Jahre lebte er in seinem Wahl-Zuhause

Zehn Jahre lang lebte Emilio in seinem Wahl-Zuhause. „Anfangs habe ich ihn immer noch zu seiner Besitzerin zurück gebracht“, erzählt Marion Schröter, Hausmeisterin am Herder-Gymnasium. „Meistens war es dann so, dass er, bis ich von der Wohnung beim ehemaligen Kinder-C&A wieder vor gelaufen war, schon wieder vor der Tür saß. Irgendwann meinte seine Besitzerin: ‚Behaltet ihn einfach‘.“

Emilio war regelmäßiger Besucher von Schulveranstaltungen...

Emilio war regelmäßiger Besucher von Schulveranstaltungen... © Marion Schweinzer, NNZ

Seitdem war Emilio ein regelmäßiger Besucher von sämtlichen Veranstaltungen in der Schulaula, Tröster bei schlechten Noten und in gewisser Hinsicht der Hausherr der Schule. „Einmal hatten wir Bio und der Kater ist uns einfach hinterher gestiefelt in den Raum. Bis der Lehrer ihn bemerkt hat. Und dann mussten wir den Kater da irgendwie wieder hinausbugsieren, aber er wollte sich nicht hochheben lassen. Also mussten wir ihn vorsichtig wieder hinaus locken. Leckerli hatten wir keine dabei. Das war eine lange Streichelei, bis er zur Tür draußen war“, berichtet Johanna Scherl, die die Schule 2019 abgeschlossen hat.

Auch Bruno Kuntke, ab diesem Schuljahr Schulleiter am Herder-Gymnasium, wurde in der Schule als erstes von Emilio begrüßt. „Ich war mit meiner Familie in der Fränkischen wandern und auf dem Rückweg wollte ich ihnen die Schule, an die ich kommen würde, mal von außen zeigen. Als wir ausgestiegen sind, ist uns eine Katze entgegen gelaufen, hat sich streicheln lassen, ist in den Kofferraum gesprungen und wollte nicht mehr gehen. Als ich mir ein paar Tage später den virtuellen Rundgang auf der Schulseite angesehen habe, habe ich ihn wieder erkannt.“

Sein Tod hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet

... und hat sogar einmal den Biologie-Unterricht besucht. 

... und hat sogar einmal den Biologie-Unterricht besucht.  © Marion Schweinzer, NNZ

Als Emilio ihm am Montag, 30. August nicht entgegen kam, war Kuntke entsprechend verwundert, bis er erfuhr, dass der Kater verstorben war. Noch am selben Tag verbreitete sich die Nachricht vom Tod des Herder-Katers wie ein Lauffeuer über elektronische Netzwerke. „Ich war vielleicht eine Stunde lang offline und als ich wieder auf mein Handy geschaut habe, hatte ich X Nachrichten von ehemaligen Schülern. ‚Ich habe gehört Emilio ist gestorben?!!‘, ‚Stimmt es, dass Emilio tot ist???'. Es hätte mich ernsthaft nicht gewundert, wenn ich mein Radio eingeschalten hätte und gehört hätte: ‚Forchheim. Schulkater Emilio ist verstorben.‘“, erzählt Verbindungslehrer Gary Friday.

Schülern, Lehrern und dem Hausmeisterehepaar Schröter wird der Kater im nächsten Schuljahr sehr fehlen. Vergessen wird den meistgestreichelten Kater Forchheims so schnell niemand.

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