Über eine Kapelle in den Gräbern

Ein Ort voller Geschichte: Walkersbrunn feiert 1000. Geburtstag

21.9.2021, 07:30 Uhr
Idyllisch und das schon seit 1000 Jahren: Walkersbrunn bei Gräfenberg.

© Christian Seitz, NNZ Idyllisch und das schon seit 1000 Jahren: Walkersbrunn bei Gräfenberg.

Nur die beiden Jubiläumsschilder sind neu und geben Zeugnis über das nicht gefeierte Jubiläum. An den beiden Ortseingängen werden zumindest die Jahreszahlen auf die lange Ortsgeschichte hinweisen. „Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es ein besonderes Jubiläum ist“, sagt Bürgermeister Ralf Kunzmann (FW).

Die Schilder, eines kostete 100 Euro, wurden von der Stadt Gräfenberg finanziert. Dem Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, Siegfried Heid, gefällt die Ausführung der Schilder. „Eine moderne Schrift und eine alte Zeichnung, von der Kirche, dem Wahrzeichen des Dorfes“, sagt Heid. Nur Grün ist der Zwiebelturm der Kirche nicht. Dort jedenfalls wird am Reformationstag der Gottesdienst gefeiert.

Die Kapelle in den Gräbern

Mit dem Namen „Kapelle in den Gräbern“ ist das Walkersbrunner Wahrzeichen, oben auf dem Berg urkundlich benannt. Nicht die Kirche im Dorf lassen, sondern ins Dorf holen, das wollten die Vorfahren der Walkersbrunner und erlebten Schiffbruch, wie eine Sage (siehe unten) darüber erzählt. Das Baumaterial, das immer wieder verschwand, zeigte deutlich: Die Kirche solle bleiben, wo sie ist. Zumindest ist es bisher so geblieben.

Die Dorfgemeinschaft organisiert den Geburtstag. 

Die Dorfgemeinschaft organisiert den Geburtstag.  © Petra Malbrich, NNZ

Anderes hat sich mit der Gemeindegebietsreform geändert. Walkersbrunn gehört seit 1976 nach Gräfenberg. „Vorher waren wir eine eigene Gemeinde, zu der Kasberg, Rangen und Schlichenreuth gehörten. Wir hatten eine eigene Schule und einige hundert Jahre lange sogar eine eigene Wasserversorgung“, zählen Bernd Kühlcke, Werner Knaut und Siegfried Heid von der Dorfgemeinschaft auf, während sie den Platz für die Jubiläumsschilder vorbereiten. Viele Generationen besuchten die eigene Schule. Die 400-jährige Tradition endete 1967 mit Ernst Kawelke, dem letzten Lehrer, der in Walkersbrunn an die Tafel schrieb.

Walkersbrunn hat nichts mit den Germanen zu tun

Bis zur Eingemeindung nach Gräfenberg gab es im Dorf auch eine eigene Poststelle und deshalb eines der wenigen Telefone in Walkersbrunn. Es ist ein Pfarrort im oberen Schwabachtal und zählt gerade einmal 111 Häuser und 295 Einwohner. Im 19. Jahrhundert wurde es Mode, Ortsnamen in höchst willkürlicher Weise zu deuten und beispielsweise mit den alten Germanen in Verbindung zu bringen. „Tatsächlich haben wir es jedoch nicht mit Walküren zu tun, vielmehr ist die Siedlung nach dem Brunnen eines Waltger benannt“, weiß Heid über diesen altdeutschen Vornamen.

Erstmals erwähnt ist Walkersbrunn in der Urkunde Kaiser Heinrichs II. vom 13.November 1021. „Schon damals gab es in Walkersbrunn verschiedene Ortsteile mit folgenden Namen: Walkersbrunn, Oberndorf, Gräbern, Hof oder Höfen und Gänsanger. Heute sagen wir Hof, Oberes Dorf, Mittleres Dorf, Unteres Dorf, Gänsanger“, klärt die Dorfgemeinschaft auf. Verwaltet wurde der Ort bis 1878 durch Gemeindevorsteher und Dorfschultheiße.

Ortsumgehungsstraße geplant

„Der erste Bürgermeister in Walkersbrunn war Johann Stadelmann von 1878 -1882“, sagt Heid. Im Laufe der Zeit hat sich eben vieles verändert. Sichtbar, auch wenn man nur wenige Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück schaut. „Früher hatten wir noch eine Bäckerei, einen Gemischtwarenladen und zwei Wirtshäuser. Diese wurden in den letzten Jahren aufgegeben“, sagt Heid. Die Wasserversorgung und die Kanalisation wurden 2011 im ganzen Dorf erneuert. Und die Dorferneuerung geht weiter. „Sie begann 2018 mit einem Seminar, momentan laufen die ersten Planungen für die Bauvorhaben, auch eine Ortsumgehungstraße ist geplant“, fasst die Dorfgemeinschaft zusammen. Sie ist einer der doch zahlreichen aktiven Vereinen im Ort.

Die Geburtsurkunde von Walkersbrunn.

Die Geburtsurkunde von Walkersbrunn. © Petra Malbrich, NN

Neben der Dorfgemeinschaft tragen die Freiwillige Feuerwehr Walkersbrunn, die Kerwabuam, der Posaunenchor, der Gesangsverein und die Soldatenkameradschaft -Schützengruppe Walkersbrunn zu einem guten Zusammenhalt im Ort bei. Die einzelnen Vereine werden auf dem Walkersbrunner Rundweg auf kleinen Infotafeln vorgestellt. Und aktuelle Ortspläne werden aufgehängt, an prägnanten Stellen wie der Bushaltestelle. „Weil wir keine Straßennamen haben“, erklärt Knaut die Neuerungen, die trotz Corona stattfinden konnten.

Das Jubiläumsjahr war mit zahlreichen Attraktionen wie einem eigenen Bier, einem Lindenfest und ähnlichen kleineren Aktionen das gesamte Jahr hindurch geplant. Nur der Kalender mit alten und neuen Bildern, der wird herausgegeben. Und der Gottesdienst, der die 1000-Jahr-Feier eigentlich beenden sollte, wird möglicherweise zum Startschuss für eine nachgeholte Feier des geschichtsträchtigen Ortes.

Die Kirche...

.... wurde 1344 erstmalig urkundlich erwähnt als "Kapelle in Gräbern“. Wann die Pfarrkirche gebaut wurde kann nicht genau festgestellt werden. Patronatsherr der Kirche ist Haller von Hallerstein. Der erste Pfarrer war 1452 Johann Koppischt. Der jetzige Pfarrer ist Dr. Malte Lippmann .

Die Sage...

...zur Walkerbrunner Kirche, einer Wanderkapelle:
"Die Kirche steht aber nicht im Dorf, sondern auf einer steilen Höhe zwischen den Abhängen gegen Kasberg zu. Warum sie dort oben steht, das weiß niemand zu sagen. Einmal haben die Walkersbrunner versucht, ihre Kirche herunter in den Ort zu verlegen. Sie war schon lange Zeit baufällig, wurde abgebrochen und sollte unten im Dorf größer und schöner aufgebaut werden. Das gefiel aber – so sagen wenigstens die Leute – den Heiligen nicht, die da droben in der Kapelle verehrt wurden. Der Platz für eine neue Kirche wurde bestimmt. Man hob den Grund aus, fuhr Steine und Mörtel, Ziegel und Holz in Mengen heran und brachte das Handwerkszeug und das Gerüst zur Stelle. Aber in der Nacht verschwand alles wieder vom Bauplatz. Als man danach suchte, fand man es droben an dem Ort, wo die alte Kapelle gestanden hatte. Man konnte das nicht begreifen und brachte alles mit großer Mühe wieder hinunter ins Dorf. Die geheimnisvolle Geschichte wiederholte sich in der folgenden Nacht, so dass schließlich die Walkersbrunner merkten, dass Gott und die Heiligen ihre Kirche nicht unten im Dorf, sondern droben auf ihrer alten, ehrwürdigen Stätte aufgebaut haben wollten. Die Walkersbrunner gaben nach und bauten ihr neues Kirchlein auf dem Berg."

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