"Ein Traum": Anwohner freuen sich über "Kein Annafest"

30.7.2020, 16:19 Uhr

© Foto: Berny Meyer

"Es ist ein Traum", gesteht eine Anwohnerin. "Ich genieße heuer die Ruhe."  Die betrunkenen Festbesucher, die in schöner Regelmäßigkeit auf dem Heimweg ihren Gartenzaun demolieren, vermisse sie nicht. Wegen Corona sei es in den letzten Monaten sowieso anstrengend gewesen, daher sei es ganz gut, wenn jetzt alles ein wenig zurückgefahren werde, findet die Frau.

Seit vielen  Jahren wohnt sie am Kellerwald. Und wenn Annafest ist, feiert sie mit Freunden gern in ihrem Garten. "Ich mag das Fest durchaus", beteuert sie: "Das ist schon einzigartig." Aber es wäre schöner, wenn es so wie früher wäre: Weniger Rummel und zeitlich eingeschränkter.

Ins Nachdenken geraten

Freut sie sich aufs Annafest 2021? "Ich weiß nicht recht. Ich bin ins Nachdenken geraten. Ich hoffe, wir lernen was aus der Krise." Natürlich soll das Fest nächstes Jahr wieder über die Bühne gehen, meint sie, aber vielleicht finde man einen Mittelweg zwischen dem Annafest mit all seinen unschönen Auswüchsen und dem Ka Annafest, regt sie an.

© Foto: Berny Meyer

Ein Stückchen weiter wohnt Zehra Göksu mit ihrer Familie. "Ich mag solche Feste. Der Annafest-Rummel stört mich gar nicht." Sie findet es schon sehr schade, dass heuer das Annafest ausfällt. Normalerweise besucht sie gern das Fest – entweder mit ihren drei Kindern oder auch nur mal mit ihrem Mann allein, erzählt sie. Sie hofft, dass nächstes Jahr wieder im Kellerwald gefeiert werden darf.

"Ka Annafest is einfach schö", sagt Georg Zametzer, seit zehn Jahren Pastoralreferent bei der Kirchengemeinde Sankt Anna, die kurz vor dem Kellerwald liegt. Wird Annafest gefeiert, ist der Parkplatz an der Kirche widerrechtlich zugeparkt, obwohl eigentlich dort gar keiner hinfahren dürfte. Überall liegen Müll, zerbrochene Flaschen und anderes, über das man gar nicht sprechen möchte.

Deutlich entspannter

Auf dem Gelände, zum Teil von Hecken umgeben, hinterlassen Festbesucher ihre Notdurft, sogar an die Kirchentüren wird gepinkelt. "Das ist dieses Jahr alles deutlich weniger", so Zametzer. Und der Hausmeister, der sonst täglich den Dreck beseitigen muss, könne heuer um diese Zeit sogar in Urlaub gehen.

Persönlich, so der Pastoralreferent, finde er es schon schade, dass das Fest ausfällt. Und auch für die Kirche, die sonst zum Gottesdienst am Schlößla-Keller einlädt, sei es schwierig, "weil sie gar nicht so präsent ist". Doch heuer laute die Devise: "Durchatmen, zurückfahren, alles ist deutlich entspannter. Das ist eigentlich super." Aber nächstes Jahr soll es wieder ein Annafest geben, hofft er. "Das gehört doch zu Forchheim wie das Amen zur Kirche."

Auch Ivo Endrizzi, Mesner von St. Anna und Anwohner am Kellerwald, vermisst das Annafest nicht so richtig. Normalerweise muss er während der Festwoche jeden Tag den – widerrechtlich benutzten – Parkplatz von den Festresten befreien, Müll und Unrat wegräumen. Dass diese Arbeit heuer wegfällt, sei "auf jeden Fall besser", findet er. Privat als Anwohner habe er kein Problem mit dem Annafest. Seit der Einbahnregelung, so erzählt er, sei die Situation deutlich besser: Weniger Lärm, weniger Dreck.

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