Ein Welt-Projekt aus Egloffstein

3.6.2021, 12:00 Uhr
Ein Welt-Projekt aus Egloffstein

© Foto: Annika Falk-Claußen

Der Hochschuldozent verschickte die Noten für die verschiedenen Gitarrenarten (Klassik, Stahl, Elektrik, Bass) an seine Studierenden, sie musizierten alleine und filmten sich dabei. Daraus entstand das erste Split-Screen-Projekt. "Dadurch hatten wir ein wenig das Gefühl, zusammen zu spielen", sagt der 40-Jährige, der "Connected" dann an den Joachim-Trekel-Musikverlag nach Hamburg schickte.

Verlegerin Maren Trekel erkannte sofort das Potenzial des Werks aus der Fränkischen Schweiz. Trekel, die selbst Zupforchester leitet, fragte André Herteux, ob sie das Stück für Mandolinen, Mandolas, Gitarre und Kontrabass arrangieren darf. "Eigentlich sollten Orchester das Stück im Sommer einstudieren und im Herbst live aufführen", so Herteux, der neben seinem Dozenten-Job als Gitarrenlehrer am musischen Labenwolf-Gymnasium in Nürnberg arbeitet.

Ein Welt-Projekt aus Egloffstein

© Foto: Annika Falk-Claußen

Doch dann kam der zweite Lockdown. Laien- und Profimusiker konnten monatelang nicht gemeinsam proben. Aus diesem wachsenden Frust ist jetzt ein positives Videoprojekt entstanden. Denn Verlag und Komponist öffneten das Stück für ein einmaliges Projektorchester: Über soziale Netzwerke und Kontakte des Verlags wurden Zupfmusiker aus der ganzen Welt aufgerufen, das Stück einzustudieren.

Auch Profis sind dabei

Mehr als 100 Musiker aus Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Norwegen, Österreich, Russland, Schweiz, Spanien und USA nahmen an den virtuellen, gemeinsamen Proben teil und beteiligten sich mit einem eigenen Beitrag. "Mich hat gefreut, dass sehr viele Profis dabei waren, die es mit entsprechender Ausstattung aufnehmen konnten", sagt Herteux, der aber auch die Smartphone-Aufnahmen von Laienmusikern mit in das Projekt geschnitten hat.

Der Schnitt war die größte Herausforderung. Viele Abende und Nächte saß Herteux in Egloffstein am Rechner, um 100 Audio- und Videospuren zu einem einzigen Film zu vereinen. Das Video des "United Mandolin & Guitar Orchestra" feierte schließlich bei YouTube eine berührende Video-Premiere. Verdient haben weder Komponist, noch Verlag an dem Projekt wirklich viel. "Es war eher ein idealistisches Projekt: Wir wollten ein Zeichen setzen, dass man in diesen Zeiten verbunden sein kann", berichtet André Herteux. "Normalerweise wären wir so nie alle zusammengekommen, das ziehe ich als Positives aus der Krise."

Link zum Video "Connected":

https://www.youtube.com/watch?v=TpeZQY1rmMQ

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