Ein Zeichen gegen den Schwarzen Tod

18.1.2021, 16:41 Uhr
Ein Zeichen gegen den Schwarzen Tod

© Foto: Pauline Lindner

"Hätte ich", sagt er ausdrücklich, denn die Veranstaltung musste wie so viele in Folge des Lockdowns abgesagt werden, wie Bürgermeister Benedikt Graf von Bentzel (CSU) im Namen der Familie im Gemeindeblatt bekanntgab. Der Gottesdienst ist als Videoübertragung über die Website der Kirchenstiftung St. Michael nachzuverfolgen.

Die gräfliche Familie bewohnt das 1765 vollendete Schloss Thurn, dessen Kapelle das Patrozinium des Heiligen trägt. "Vermutlich wurde das Patrozinium der Schlosskapelle in Thurn aus dem Bamberger Domherrenhof in der Karolinenstraße, Bamberg, der "Curi Sebastiani" hergeleitet", weiß dazu der Heimatpfleger.

Ein Zeichen für den Hochwinter

Deshalb wird der "Sankt Sebastians-Tag" am 20. Januar in Thurn seit Generationen besonders gefeiert. Er war und ist eine Art Lostag für die örtliche Bevölkerung. Ein Lostag ist meist ein Heiligengedenktag, der Auskunft über die bevorstehende Witterung geben soll oder den Zeitpunkt biologischer Abläufe markiert. Dazu gibt es sogenannte Bauernregeln: "An Fabian und Sebastian fängt der rechte Winter an – um Fabian und Sebastian, da fängt der Baum zu saften an." Die Meteorologen sprechen vom Hochwinter.

Die Thurner Bevölkerung zieht mit Blasmusik, Fahnenabordnungen der Vereine und Vereinsmitglieder in Uniform oder Schützentracht sowie den örtlichen Honoratioren wie Bürgermeister und Gemeinderäte aus dem Ortsteil in die Schlosskapelle. An der Spitze der Schützenverein St. Sebastian Thurn, gegründet 1924. Auf der Fahne dieses Vereins aus dem Jahre 1953 ist der Heilige abgebildet. Der Heilige wurde schon von den ersten Schützengilden im 14. Jahrhundert verehrt, weiß Dippacher aus seiner Arbeit.

Nach dem Festgottesdienst mit dem Lied zum Heiligen Sebastian ist ein gemeinsamer Frühschoppen. Die gräfliche Familie lädt noch heute die ältere Ortsbevölkerung (alle über 70 Jahre) zum gemeinsamen Mittagessen und Kaffeetrinken im Kreis der gräflichen Familie ein. Früher bekamen die Armen noch Unterstützung durch Zuwendungen, wie Stoffe und dergleichen.

Aufgrund des Testamentes des verstorbenen Barons Friedrich Karl von Sturmfeder-Horneck, gestorben 1936, wird das Sebastianifest besonders gefeiert, hat Dippacher recherchiert.

Sebastian wird seit vielen Jahrhunderten vom Volk als Heiliger und Märtyrer besonders verehrt. Besondere Verehrung erwuchs ihm vor allem seit dem Schwarzen Tod ("Pest") in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Deshalb trägt er auch die Bezeichnung Pestheiliger. Außerdem ist er Patron der Sterbenden, Töpfer, Gärtner, Gerber, Soldaten, Kriegsinvaliden, Steinmetze, Jäger und Waldarbeiter. Besonders verehrt wird der Heilige auch durch eigene Bruderschaften wie die Sebastiani-Bruderschaft in Forchheim, die schon 1666 gegründet wurde. Es findet jährlich am Gedenktag auch eine Prozession in Forchheim statt. Aus den bekannten Gründen entfällt auch sie dieses Jahr.

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