Eine Einladung in den verschneiten Wald in Forchheim

28.1.2021, 09:36 Uhr
Eine Einladung in den verschneiten Wald in Forchheim

© Foto: Lukas Koschyk

Es ist kalt, der Atem gefriert einem fast vor der Nase und der Harschdeckel knirscht unter den Stiefeln. Kiefern biegen sich unter der Last des Schnees, die Sonne lugt vereinzelt zwischen den schweren Ästen hervor und lässt den ein oder anderen Eiskristall erglänzen.

"Wir wollen, dass die Leute in den Wald gehen und ihre Heimat kennenlernen", eröffnet Daum den Rundgang. Gerade in Zeiten von Corona müsse man sich vor Augen halten, welch’ Privileg es sei, so herrliche Natur direkt vor der Haustür zu haben, sagt der 62-jährige Revierförster Erich Daum. "Seit dem Ausbruch der Pandemie ist der Besucherverkehr im Wald definitiv in die Höhe gegangen", freut sich der Förster. Zunächst geht es über tief verschneite Forststraßen rauf auf die Anhöhe zur Petersbuche, unserem ersten Halt. Hier liegt mit 381 m der höchste Punkt der Gemarkung. Ein wunderbarer Blick eröffnet sich auf die Forchheimer Innenstadt mit dem Turm der Martinskirche und dem Walberla im Hintergrund.

Freundlicher Gruß

Hier und dort treffen wir auf Spaziergänger, dick eingepackt in Wollmütze, Schal und Mantel. Jeden zweiten kennt Daum persönlich, ausnahmslos jeden grüßt er im Vorbeigehen. Selbstverständlich nach fast 30 Jahren im Amt, Freundlichkeit ist Teil des Berufsethos. 

Ganz weit weg von Alltagssorgen und Corona kommt man sich auf diesen Wegen vor, die Stille ist fast hörbar. Auch für die Tierwelt herrscht hier aktuell Schonzeit. Von 15. Januar bis 1. Mai gilt ein Jagdverbot, Rehkitz & Co. begeben sich über die Wintermonate in eine Ruhephase. Währenddessen werden sämtliche Körperfunktionen auf ein Minimum heruntergefahren. Das dient der Energieersparnis in Zeiten von wenig Nahrungsaufnahme und funktioniert hervorragend.

Tiere nicht stören

Eine Einladung in den verschneiten Wald in Forchheim

In diesem Zeitraum sollten die Tiere allerdings nicht unnötig durch Passanten oder Hunde aufgeschreckt werden: "Bei uns im Wald ist das aber kaum ein Problem, fast alle Ausflügler bleiben auf den Wegen und verhalten sich vorbildlich", so Daum.

Keine Schonzeit bilden die Wintermonate jedoch für Daum und seine Kollegen: "Jetzt wo die Bäume außer Saft stehen, erfolgt der meiste Einschlag." Als Einschlag bezeichnet man das Fällen von Bäumen und die eingeschlagene Holzmenge. Auf knapp 10.000 Kubikmeter bringt es Daum in seinem Revier pro Jahr. Peanuts im Vergleich zu den großen Forstbetrieben des Freistaates, die diese Menge schon mal an einem Tag schlagen. Die Forstwirtschaft stellt aber nur einen kleinen Teil der Aufgaben der Bayerischen Staatsforsten dar.

10.000 Euro für einen Baumstamm

Wenngleich besonders hochwertige Hölzer gut und gerne Stückpreise von bis zu 10.000 Euro pro Stamm erzielen könnten, liege als Anstalt des öffentlichen Rechts das Hauptaugenmerk nicht auf Gewinn. In der Aufforstung orientiert sich der Förster vielmehr an Fragen der Biodiversität, Artenvielfalt oder der Grundwasserversorgung, erzählt er.

Weiter geht es den Rennweg entlang, auf dem Kamm oberhalb von Burk und Wimmelbach. Links und rechts ergeben sich traumhafte Blicke in das dicht bewachsene Unterholz; Kiefern, Eichen und Buchen prägen hier das Bild. 

Der Weg ist eng mit der Siedlungsgeschichte Forchheims verknüpft: "Früher wurden auf Hochwegen wie diesem oberhalb der damals sumpfigen Moorlandschaften Waren transportiert", referiert Daum. So zum Beispiel auch Holz, welches damals das wichtigste Handelsgut darstellte. Nicht umsonst leitet sich der Name unserer Stadt mutmaßlich vom althochdeutschen vorha (für Föhre) ab, was eine andere Bezeichnung für die Waldkiefer ist.

Wir beenden unseren Ausflug am Wanderparkplatz "An den Röthen" in Burk. Optimistisch blickt Daum auf den restlichen Winter: "Wir hatten einen guten Start und die schneereichen Monate kommen erst noch. Je mehr Schnee, desto besser für den ausgetrockneten Waldboden." Wie geschaffen also für einen Spaziergang, scheinbar fernab der Zivilisation, aber ganz nah am Stadtzentrum.

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