Baustellenbesuch

Eine historische Baustelle: In Schloss Hundshaupten gibt es bald warme Räume

30.11.2021, 15:53 Uhr
Vor 350 Jahren hat die Familie von Pölnitz das Schloss Hundshaupten als Lehen erhalten.

© Irene Lenk Vor 350 Jahren hat die Familie von Pölnitz das Schloss Hundshaupten als Lehen erhalten.

Das gesamte Hauptgebäude, das durch seinen trutzburgähnlichen Charakter besticht, ist von einem Gerüst umgeben. Seit Anfang 2019 wird mit Hilfe der Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) der gesamte Dachstuhl erneuert.

Allein die denkmalgerechte Restaurierung der Fenster ist aufwendig. 63 historische Rahmen und Glasscheiben werden restauriert. Das geht nur mit Maßanfertigungen.

Allein die denkmalgerechte Restaurierung der Fenster ist aufwendig. 63 historische Rahmen und Glasscheiben werden restauriert. Das geht nur mit Maßanfertigungen. © Foto: Ralf Riedel

Für die Instandsetzung des Dachstuhls über dem Südflügel stellt die DSD dank der Lotterie Glücksspirale 80 000 Euro zur Verfügung. Die Außenwände erstrahlen durch eine besondere Putzmischung und eine spezielle Kalkfarbe in leuchtendem Weiß. Das soll dem historischen Auftritt des jahrhundertealten Gebäudes gerecht werden.

Immer wieder aufgebaut

Die erstmals 1369 erwähnte Burg wurde nach Zerstörungen immer wieder aufgebaut. Nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1661 erwarb die Familie von Pölnitz das Schloss Hundshaupten als Lehen und hielt das Anwesen bis heute – mit Ausnahme einer erbrechtlichen Unterbrechung von 1991 bis zum Jahr 2005 – in Familienbesitz. Durch eine Schenkung von Gudila Freifrau von Pölnitz ist ein Teil des Besitzes 1991 an den Landkreis Forchheim übergegangen, unter anderem der Wildpark Hundshaupten.

Die Familie von Pölnitz, vor allem die fünf Söhne und Freifrau Fiona von Pölnitz, freuen sich darauf, in diesem Jahr zum ersten Mal wirklich warme Räume bewohnen zu können.

Die Familie von Pölnitz, vor allem die fünf Söhne und Freifrau Fiona von Pölnitz, freuen sich darauf, in diesem Jahr zum ersten Mal wirklich warme Räume bewohnen zu können. © Foto: Rolf Riedel

Das Schloss ist im Kern eine hochmittelalterliche Burg mit einem Zwinger aus dem 15. Jahrhundert. 1697 entstand an der Westseite ein weiteres Gebäude. Von 1735 bis 1740 erfolgte der bis heute prägende Umbau der Anlage. Dabei wurden Arkaden an der Nord-, Ost- und Südseite errichtet und der Zwinger überbaut. Zum Ensemble gehört auch die sogenannte Zehntscheune, eine große historische Scheune von 1800, und ein Forsthaus von 1879 auf dem Vorhof des Schlosses.

Hochherrschaftliches Wohnen

Das Hauptgebäude fällt durch seine hohe, weiß gekalkten Fassade auf. Regelmäßig verteilte Fenster mit barockem Rahmen, teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert lassen vermuten, dass das Schloss immer schon als hochherrschaftlicher Wohnbereich genutzt wurde.

Die nordöstlich und nordwestlich angesetzten turmartigen Anbauten über rechteckigen Grundrissen schließen mit Walmen ab. Die Dachflächen sind mit ziegelroten Biberschwänzen belegt. Die Firstlinie des Daches wird durch wenige Kaminköpfe akzentuiert.

Gebälk aus dem 15. Jahrhundert

Die vier Gebäudeflügel umschließen einen beschaulichen kleinen Innenhof, in welchem zu früheren Zeiten, als das Schloss noch in der Verwaltung des Landratsamtes Forchheim stand, kleine Matineen stattfanden.

Von einer schmalen Terrasse schweift der Blick weit in den Süden. Wie der Schlossherr, Heinrich Freiherr von Pölnitz, bei einem Rundgang informiert, waren umfangreiche Untersuchungen durch ein Statik-Büro notwendig, um die neue, total sanierte Dachkonstruktion aufnehmen zu können. Dendrochronologische Untersuchungen offenbarten Traggebälke bis aus dem 15. Jahrhundert.

Das Schloss Hundshaupten.

Das Schloss Hundshaupten. © Rolf Riedel

Inzwischen sind die Zimmererarbeiten einer Fachfirma aus Ettersberg nahezu beendet. Weil der Denkmalschutz einen Dachfirst fordert, der gemauert sein muss, ist das Dach noch nicht von Ziegeln bedeckt. Die derzeitigen Temperaturen müssen 48 Stunden lang konstant bei mindestens fünf Grad Celsius liegen, um die Trocknung zu gewährleisten.

Nun stehen 63 historische Fenster zur Sanierung an. Die Firma Knupfer aus Biberach/Riß baut derzeit die alten Fenster aus, restauriert sie und baut sie danach unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes wieder in eigens maßgerecht angefertigte Kastenfenster ein. Das bringt alle Vorteile des Doppelfensters mit sich.

Die Familie von Pölnitz, vor allem die fünf Söhne und Freifrau Fiona von Pölnitz, freuen sich darauf, in diesem Jahr zum ersten Mal wirklich warme Räume bewohnen zu können. Das Innere hat noch keine durchgreifende Modernisierung erfahren, sodass die über die Jahrhunderte gewachsene, wandfeste und mobile Ausstattung noch umfangreich erhalten ist.

Schloss liegt günstig im Tal

Schloss Hundshaupten liegt strategisch günstig am Ende eines südlichen Seitentales der Trubach auf einem in das Tal vorspringendem Bergsporn. Der Zugang zu dem sich durch die Felsformationen über einem Sockel erhebenden Hauptgebäude erfolgt über eine den Burggraben überspannende Sandsteinbrücke. Wegen des stark abschüssigen Geländes musste das rückwärtige Areal nur im nördlichen Anschluss an die Burg durch Mauern gesichert werden.

Schloss Hundshaupten gehört seit 2010 zu den über 440 Projekten, die von der in Bonn ansässigen Denkmalschutzstiftung dank privater Spenden und Mitteln der Glücksspirale allein in Bayern fördern konnte. Damals beteiligte sich DSD an der Wiederherstellung der Großen Zehntscheune.

Wie Schlossherr Heinrich Freiherr von Pölnitz beziffert, wird die Restaurierung des Schlosses Hundshaupten etwa 2,4 Millionen Euro an Aufwendungen verursachen und damit auch für die Zukunft bestehen, um von der Wehrhaftigkeit der fränkischen Stämme zu künden.

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