Eine Lobby für Franken sein

16.11.2010, 07:00 Uhr
Eine Lobby für Franken sein

© Stephan Herbert Fuchs

Von „Rebellen“ und „Separatisten“, wie der Boulevard wegen der Geburtshilfe vom illustren „Fränkischen Bund“ bei der Gründung der Partei für Franken titelte, war im Gasthaus „Zur Sonne“ in Buckenhofen wenig zu verspüren. Über 70 Teilnehmer waren gekommen. Die Kritik an der „Benachteiligung Frankens“ durch die CSU-Staatsregierung, so Robert Gattenlöhner, Chef der 200 Mitglieder starken rot-weißen Truppe, ist nicht neu. Spannend aber, dass eine Partei in den Landtag will, um dem Volksstamm in Bayerns Norden „Selbstbewusstsein“ und „politisches Gewicht“ zu verschaffen.

„Nicht gegen Bayern...“

Wenn Gattenlöhner, ein 54-jähriger Industriemeister aus Roth, früher dort Juso-Chef und Ortsvereinsvize der SPD, ins heutige Landesentwicklungsprogramm blickt, ist er verblüfft. „Alles, was da drin steht, kann ich bestens Gewissen unterschreiben“, sagt der Parteivorsitzende. „Franken hätte keine Strukturprobleme und würde nicht hinter Oberbayern zurückfallen, wenn alles verwirklicht worden wäre, was man uns da zugesagt hat.“

Insofern hat Gattenlöhners Vize Christiane von Thüngen (69) „nichts gegen Bayern“, aber viel gegen eine Staatsregierung, „die über unsere Köpfe hinweg politische Entscheidungen trifft, die Franken strukturell benachteiligen“. Die streitbare Freifrau aus dem Main-Spessart-Kreis ist eigentlich ein CSU-Urgestein. Sie war 18 Jahre lang Kreisrätin und weitere zwölf Jahre zweite Kreisvorsitzende der Christsozialen. Im Vorjahr warf sie ihr Parteibuch hin, rügte die „altbayerische Landespolitik“ der CSU.

Deren Auswirkungen auf Franken findet Alexander Rosenthal (36), Rettungsassistent aus Feilitzsch und Ex-CSU-Förderer, fatal. In Oberfranken fehle den Kommunen das Geld, um ihre Straßen in Ordnung zu halten. In Garmisch sollen Unsummen für die olympischen Winterspiele investiert werden. Verantwortlich für diese „Schizophrenie“ seien auch SPD, Grüne, Freie Wähler und FDP.