Gelber Sack soll aus Landkreis Forchheim verschwinden

24.5.2019, 06:00 Uhr
Gelber Sack soll aus Landkreis Forchheim verschwinden

© Roland Fengler

Spontan stellte Wolfgang Fees (SPD) einen Antrag, der im Kern vorsieht, die umstrittenen Gelben Säcke künftig aus dem Landkreis verschwinden zu lassen – und stattdessen Gelbe Tonnen aufzustellen. Ebenso unmittelbar (und fraktionsübergreifend) gaben seine Ausschusskollegen dafür grünes Licht in der gelben Frage. Das war zu Beginn der Debatte nicht zu erwarten.

Das leidige Thema Gelbe Säcke kocht seit Jahren immer mal wieder im Kreis-Umweltausschuss hoch. Es geht nicht nur um die Problematik der Fehlwürfe (also Stoffe, die gar nichts im Sack zu suchen haben) oder der tatsächlichen Recyclingquote (in Deutschland wird mehr als die Hälfte der Abfälle, die im Gelben Sack landen, mit dem normalen Hausmüll verbrannt). Insbesondere der Anblick der gelben Kunststoffbeutel, die sich vor den Häusern stapeln, oft reißen und den Müll über die Gehwege verteilen, ist dem Ortsbild wenig zuträglich. "Ich habe noch nie einen Bürger getroffen, der den Gelben Sack gelobt hätte", meinte Stefan Förtsch (CSU) und erhielt dafür zustimmendes Kopfnicken.

Abholung nur einmal im Monat

Der Abfallwirtschaftsleiter am Landratsamt, Heinrich Kögel, zeigte für derlei Unmut zwar Verständnis, doch war er eigentlich in den Ausschuss gekommen, um von den Räten einen klaren Auftrag zu bekommen. Denn mit Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetzes zu Jahresbeginn 2019 stehen Verhandlungen mit den "Systembetreibern des duales Systems" an, sprich: mit den privaten Entsorgungsfirmen, die die Säcke abholen.

Bisher werden die Gelben Säcke im Landkreis Forchheim nur einmal im Monat abgeholt. Kögel schlug als Verhandlungsbasis vor, ab 2021 (nach dem Ende des derzeitigen Ausschreibungszeitraums) einen zweiwöchigen Abholrhythmus einzuführen. Und: Die Säcke sollen aus einem reißfesterem Material bestehen. "Eine Gelbe Tonne zu installieren, ist aus unserer Sicht weniger vorteilhaft, weil sie in der Regel zu mehr Fehlwürfen führt, sie ist im Gegensatz zum transparenten Sack nicht von außen einsehbar", so Kögel.

Wie zu erwarten, wollte es kaum ein Kreisrat nur bei diesen Ausführungen belassen – und wieder gingen die alten Diskussionen los: Von sich zu Bergen türmenden Säcken in Forchheim, "zum Beispiel auf dem Paradeplatz", sprach Manfred Hümmer (FW). "Der Gelbe Sack verleitet dazu, überhaupt nicht mehr mit seinem Müll zu haushalten: Wenn einer voll ist, greift man einfach zum nächsten", meinte Franz Josef Kraus (CSU).

"Kein Anreiz zur Müllvermeidung"

Gelber Sack soll aus Landkreis Forchheim verschwinden

© Ralf Rödel

Dass es in den Säcken weniger Fehlwürfe als in Tonnen geben soll, konnte nicht nur Jürgen Schleicher (JB) schwer nachvollziehen. Kögels Negativ-Beispiel, eine leere Autobatterie könne man in einer undurchsichtigen Tonne besser "verstecken", sorgte da eher für heiteres Kopfschütteln. Karl Waldmann (Grüne) sah im zweiwöchigen Abholrhythmus ein Problem. "Damit wird ja überhaupt kein Anreiz zur Müllvermeidung geschaffen." Als nach 40 Minuten auch noch eine Grundsatzdebatte über den "Verpackungswahn" der Konsumgesellschaft und die "Plastikvermüllung unserer Welt" (Hümmer) auszubrechen drohte, zog ein erregter Wolfgang Fees die Reißleine: "Ich will einen Antrag zur Abstimmung stellen, sonst kommen wir aus der Sache nicht raus."

Er, Fees, entnehme der Diskussion, dass es den überwiegenden Wunsch nach einer Tonne gebe. Deswegen möge die Verwaltung mit den Forderungen in die Verhandlungen gehen: Statt Säcke künftig Gelbe Tonnen, die alle zwei Wochen abgeholt werden – "und die Wertstoffhöfe sollen wie gehabt offen bleiben, damit die Haushalte ihren Müll, der nicht mehr in die Tonne passt, dort abgeben können", ergänzte der SPD-Rat. Eine Minute später war sein Antrag einstimmig beschlossene Sache. Und fast schien es, als sei das Gremium von sich selbst überrascht – über eine so zügige Einhelligkeit.

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