Ermreuth: Der Blick zurück in einer Chronik

10.10.2019, 18:16 Uhr
Ermreuth: Der Blick zurück in einer Chronik

© Foto: Rolf Riedel

Erich Merz, Jahrgang 1935, war in Ermreuth geboren, wuchs dort auf, ging da auch zur Schule, verließ aber mit 16 Jahren seinen Heimatort, hatte bei der Großdruckerei Wilmy in Nürnberg eine Ausbildung genossen und nach weiteren Stationen Karriere gemacht. 20 Jahre war er bei dem Druck- und Medienservice Gronenberg im Siegerland als Verkaufsleiter tätig, dann genoss er ab 2000 den Ruhestand. Weil er ein kommunikativer Mensch ist, wollte er seine Kindheitserinnerungen auch anderen Mitmenschen zur Kenntnis bringen, so entstand das Buch: "Mein Opa kommt aus Franken".

Dafür wollte er ein paar Fotos machen, kam nach nahezu 60 Jahren wieder in seinen Geburtsort zurück. Er erzählte dem Ehepaar Thummet von seinem Vorhaben und war bei Anni Thummet genau richtig. Sie bewahrte einen Schatz alter Bilder auf und der Hobby-Chronist, der sich mit Photoshop und InDesign-Programm gut auskennt, bot an, die Bilder zu überarbeiten.

So wurde eine Chronik von Ermreuth daraus, an der viele Menschen mitgewirkt haben. An erster Stelle nennt der Autor die inzwischen auch in Rente befindliche Anni Thummet und den Mann mit Fußballverstand Heinz Wölfel, die maßgeblich neben vielen andern Bürgerinnen und Bürgern aus Ermreuth dazu geholfen haben, ein Nachschlagewerk mit 304 Seiten und mehr als 300 Abbildungen werden zu lassen. Ganz besonders stolz ist der Verfasser, dass er über 30 Bilder von Schwarz/Weiß in Farbe umwandeln konnte.

Historische Fotos

"Wer weiß das noch, wie es früher war", so der Titel, wendet sich ganz bewusst an die Einwohner der Landgemeinde, die auf den vielen historischen Fotos ihre Vorfahren wieder finden, und auf eine Erinnerungsreise zwischen Kirche, Schloss und Synagoge, den drei das Ortsbild prägenden Gebäuden gehen wollen.

Der Verfasser hat viele Menschen zu Wort kommen lassen und viele Dokumente gesichtet, rund drei Jahre war er damit nach seinen eigenen Worten beschäftigt.

Als "ein Dorf mit bewegter Geschichte" stellt der Chronist die Ermreuther Geschichte dar. Natürlich finden die drei Hauptgebäude, Schloss, Kirche und Synagoge in Wort und Bild in dem Werk ihre Würdigung. Merz lässt in seinen Schilderungen die Schule und die Saarmühle nicht aus, eine große Anzahl von Bildern aus dem Schulleben dürfte sicher besonderes Interesse bei den Betrachtern wecken, wenn sie sich selbst oder ihre Vorfahren dort wieder finden. Der Chronist schildert Sitten und Gebräuche, Fastnachtstreiben und Kirchweih und immer wieder wird alles mit historischen Bildern unterlegt.

Kein Verein bleibt unerwähnt, das beginnt mit der Freiwilligen Feuerwehr, der Soldatenkameradschaft, mit den Gesangvereinen, der Theatergruppe und dem Posaunenchor. Auch dem Fußballverein SV Ermreuth sind viele Zeilen und Bilder gewidmet, der Flugsportverein auf dem Hetzleser Flugplatz bleibt nicht unerwähnt. Die jüdische Gemeinde hat in der Chronik ihre Spuren hinterlassen und die Nebenorte Rödlas und Gleisenhof finden Widerhall.

Teilweise aus eigenem Erleben schildert der Verfasser die Kriegs- und Nachkriegszeit, als zum ersten Mal Menschen von außerhalb, "die Flüchtlinge", in dem bis dahin ruhig verlaufenen Dorfleben besondere Aufmerksamkeit verlangten. Auch der Erklärung der Familiennamen räumt der Verfasser größeren Raum ein und gibt besonderen Bezeichnungen eine Deutung.

Bei der Buchvorstellung im Ermreuther Gasthaus Ederer war das Interesse an dem Werk sehr groß, es konnten an diesem Abend noch 130 Exemplare einen Käufer oder Käuferin finden. Das vielbebilderte Buch wird zum Preis von 26 Euro verkauft und dürfte sich auch als Weihnachtsgeschenk für manche Familien, eignen um die Vergangenheit auf Dauer zu bewahren. Pfarrer Lippmann in seinem Grußwort: "Wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft."

Buch-Interessenten wenden sich an Anni Thummet in Ermreuth Telefon (0 91 92) 12 85.

Keine Kommentare