Tarifverhandlungen laufen

Erzieherinnen machen ihrem Ärger Luft: So lief der Kita-Streik in Forchheim

Lea-Verena Meingast

Redakteurin Nordbayerische Nachrichten Forchheim

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4.5.2022, 11:37 Uhr
Beim Kita-Streik am Forchheimer Bahnhof machten Erzieherinnen und Erzieher ihre Forderungen deutlich.

© Athina Tsimplostefanaki, NN Beim Kita-Streik am Forchheimer Bahnhof machten Erzieherinnen und Erzieher ihre Forderungen deutlich.

Kita-Streik in Forchheim

Kita-Streik in Forchheim © Athina Tsimplostefanaki, NN

"Es hat sich Wut aufgestaut. Unsere Arbeit wird nicht wertgeschätzt. Das ist einfach unverschämt", macht Monika Kaiser, die Leiterin des Gerhardinger Kinderhauses in Forchheim, deutlich. Als Rednerin beim Kita-Streik am Bahnhof Forchheim findet sie eindringliche Worte. "Diese Ignoranz macht mich wütend", ruft sie und erntet Applaus.

Zwei vorangegangene Tarifrunden im Februar und März waren ohne Erfolg geblieben. Die dritte Verhandlungsrunde für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst findet am 16. und 17. Mai in Potsdam statt. Mit dem Streik-Tag wollen Erzieherinnen und Erzieher ihren Anliegen nun Nachdruck verleihen.

Monika Kaiser

Monika Kaiser © Athina Tsimplostefanaki, NN

Rund 50 Erzieherinnen und Erzieher sind am Mittwochmorgen zum Kita-Streik zum Bahnhof Forchheim gekommen, hatten Plakate, Banner und Trillerpfeifen dabei. Im Anschluss ging es weiter nach Nürnberg, um sich dort dem Protestzug anzuschließen, der zur Straße Kinderrechte führt. Den 4. Mai hatte die Gewerkschaft Verdi zum Streik- und Aktionstag ausgerufen und die Beschäftigten der städtischen Kindertagesstätten ganztägig zum Niederlegen der Arbeit aufgerufen.

Der Aktion in Forchheim schlossen sich Beschäftigte aus Einrichtungen in Forchheim, Eggolsheim, Hausen und Buttenheim an. Von politischer Seite sind Lisa Badum, Bundestagsabgeordnete der Grünen, und SPD-Stadtrat Reiner Büttner gekommen, um ihre Unterstützung deutlich zu machen.

Christina Merz mit ihrem Banner: "Kinder brauchen Knete, Erzieherinnen auch."

Christina Merz mit ihrem Banner: "Kinder brauchen Knete, Erzieherinnen auch." © Athina Tsimplostefanaki, NN

"Wir arbeiten am Limit", erzählt Christina Merz, die im Gerhardinger Kinderhaus in Forchheim tätig ist. Deshalb werden nun deutliche Verbesserungen gefordert: "Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal, mehr Gehalt." Gerade die Corona-Zeit sei eine Belastung gewesen. "Wir waren immer für die Kinder da - und wir hatten keinen Schutz", betont sie. Die Kinder hätten sich freiwillig getestet. Gleichzeitig waren in der Zeit immer wieder "unglaublich viele Anpassungen nötig": "Jeden Tag gab es neue Vorschriften, die wir berücksichtigen mussten."

Seit 2006 steht sie im Berufsleben und übt den Beruf gerne aus. "Aber es muss finanziell passen. Vielleicht würden dann auch mehr Männer nachkommen, die aktuell noch selten sind."

Kita-Streik in Forchheim

Kita-Streik in Forchheim © Athina Tsimplostefanaki, NN

Den geringen Männer-Anteil kann Sebastian Porzelt nur bestätigen, der in der Kita in Bammersdorf arbeitet. "Ich habe eine Familie zu ernähren. Das aktuelle Gehalt in der Branche reicht nicht aus, erst recht bei der aktuellen Inflation", betont er. Als Gruppenleitung hat er Verantwortung für 26 Kinder. "Das muss sich auch bei der Entlohnung widerspiegeln."

Fachkräfte-Mangel ist ein Problem. 230.000 unbesetzte Stellen in den nächsten zwei Jahren findet er als Prognose erschreckend. "Es braucht einfach mehr Anreiz und eine ansprechende Ausbildung, um Personal zu gewinnen", findet er. In der Pandemie sei von Corona-Prämien die Rede gewesen. "Für Erzieher in Regelkindergärten nicht, für uns gab es nichts - und das obwohl wir fast durchgängig geöffnet hatten", sagt er.

Sandra Amon

Sandra Amon © Athina Tsimplostefanaki, NN

Katharina Wiesenmüller arbeitet als junge Erzieherin im Schloss- und Waldkindergarten in Gunzendorf. Nicht alle bleiben im Beruf. Laut Verdi verlassen 25 Prozent der Berufsanfänger in den ersten fünf Jahren das Arbeitsfeld. "Meine Ausbildung ist jetzt zwei Jahre her. Ich kenne einige, die überlegt haben, ob sie bleiben und dann ganz ausgestiegen sind oder zu einem anderen sozialen Beruf gewechselt haben." Das findet die junge Erzieherin schade. Sie streikt, um ein Zeichen zu setzen. "Ich wünsche mir eine höhere Anerkennung in der Gesellschaft."

Kita-Streik in Forchheim

Kita-Streik in Forchheim © Athina Tsimplostefanaki, NN

"Seit 30 Jahren bin ich in diesem Beruf tätig. Die Rahmenbedingungen müssen sich jetzt einfach verbessern", schildert Sandra Amon, Leiterin der Kita Sattlertor in Forchheim. Unter anderem müssten Vorbereitungszeiten in den Kitas vom Betreuungsschlüssel abgezogen werden sowie die Bedingungen für Auszubildende und Praktikanten attraktiver gestaltet werden. "Wir brauchen den Nachwuchs dringend", betont sie. Das Berufsfeld müsse stärker unterstützt werden. Viele Kolleginnen und Kollegen seien beim Streik dabei: "Das gibt Kraft."

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