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Experte: "Klimawandel enormes Risiko für die Fränkische Schweiz"

Redaktion Nordbayerische Nachrichten

17.3.2022, 19:24 Uhr
Düstere weil trockene Aussichten prognostiziert Klimamanager Dominik Bigge für die Fränkische Schweiz. 

© Felix Kästle, dpa Düstere weil trockene Aussichten prognostiziert Klimamanager Dominik Bigge für die Fränkische Schweiz. 

Seit 20 Jahren profitieren der Landkreis Forchheim und die Fränkische Schweiz vom EU-Programm „Leader“. Mehrere Millionen Euro sind seither in Projekte geflossen. Vom Kinderspielplatz in Affalterthal über die mobile Obstpresse bis hin zum Höhenschwimmbad in Gößweinstein. Sie alle wären ohne das Geld aus Brüssel nicht machbar gewesen. Darauf weist das Landratsamt in einer aktuellen Mitteilung hin. Ein Workshop mit Experten sollte nun klären, welche neuen Projekte mit Zuschüssen aus dem EU-Programm im Landkreis umgesetzt werden sollen.

Für den regionalen Tourismus und die damit verbundenen Arbeitsplätze seien innovative Projekte unabdingbar. Der ländliche Raum brauche kulturelle Leuchttürme wie das Wallfahrtsmuseum in Gößweinstein, das Kuratenhaus in Heroldsbach oder die Kulturwerkstatt in Morschreuth. Um sie herum bilden sich weitere Angebote, sei es in der Gastronomie oder im Event-Bereich. Gerade in einem Landkreis, der von seinen Naturschönheiten, seinem kulturellen Reichtum und der Vielfalt an kulinarischen Genüssen lebt, sei dies von großer Bedeutung, betont der Landkreis.

Das Kuratenhaus in Heroldsbach ist ein kultureller Faktor im Landkreis Forchheim.

Das Kuratenhaus in Heroldsbach ist ein kultureller Faktor im Landkreis Forchheim. © Landratsamt Forchheim, NN

Damit auch in der nächsten Förderperiode, die bis 2027 andauert, wieder Gelder in den Landkreis fließen, muss die Lokale Leader-Aktionsgruppe unter dem Vorsitz von Landrat Hermann Ulm (CSU) eine neue Lokale Entwicklungsstrategie entwickeln. Sie bestimme das künftige Aussehen des Landkreises. Es betreffe jeden einzelnen Einwohner, egal ob er rund ums Walberla oder im Aischgrund wohnt.

Wo hat der Landkreis Nachholbedarf?

„Machen Sie sich Gedanken zu Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken im Landkreis“, sagt Landrat Ulm und fordert die Öffentlichkeit dazu auf, an der Entwicklungsstrategie mitzuarbeiten. Leader-Managerin Rossa-Schuster ergänzt: „Das neue Zauberwort bei Leader heißt Resilienz. Es geht darum, den Landkreis in den nächsten Jahren krisenfester und widerstandsfähiger zu machen.“ Themen waren der Ausbau erneuerbarer Energien, eine zukunftsfähige Mobilität, die Folgen der Demografie, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts, Kultur und Bildung, eine nachhaltige Siedlungsentwicklung, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und der Erhalt der Biodiversität. Ulm: „Wo hat der Landkreis Nachholbedarf? Wo bestehen schon resiliente Ansätze? Wo ist es kurz vor Zwölf, wie können wir gegensteuern?“

Klimawandel bedeutet für die Region ein enormes Risiko

So wurden im Sektor Tourismus insbesondere der Personalmangel und die strukturellen Probleme der Branche als Schwächen aufgezeigt. Die Leader-Fachleute machten sich nach einer ersten Besprechung bereits große Sorgen um die überhandnehmenden Photovoltaik-Flächen-Anlagen. Klima-Manager Bigge schlug vor: „Ein Zonierungskonzept für eine verbesserte Steuerung könnte hilfreich sein.“ Dabei schwang im Hintergrund immer auch das Problem Klimawandel mit.

Für die einmalige Naturlandschaft der Wiesent und ihrer Zuflüsse sowie die ohnehin trockenen Jura-Hochflächen und die großen Waldflächen bedeute der erwartete Temperaturanstieg ein enormes Risiko. Auch die Biodiversität dürfte darunter leiden. Weitere Schwächen wurden in der zunehmenden Überalterung der ländlichen Gebiete und der daraus resultierenden Gefahr für den sozialen Zusammenhalt gesehen. „Leader-Projekte sind kein Luxus, sondern helfen, die Lebensqualität im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern", sagt Ulm.

Auch der Dorfladen in Obertrubach ist für die Infrastruktur in der Fränkischen Schweiz wichtig.

Auch der Dorfladen in Obertrubach ist für die Infrastruktur in der Fränkischen Schweiz wichtig. © Landratsamt Forchheim, NN

Am Montag, 21. März, 15.30 Uhr, erfolgt mit einer Strategie- und Zukunftswerkstatt in der Eggerbachhalle Eggolsheim der nächste Schritt. Alle Einwohner des Landkreises sind eingeladen, sich am Entwicklungsprozess für die Leader-Periode 2023-2027 zu beteiligen, heißt es. Ebenso kann Jeder bereits jetzt aktuelle Projektideen für die Entwicklung der Region interaktiv in eine Wiki-Map eintragen: www.leaderkulturerlebnis2023.de

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