Biodiversitätszentrum Rhön und AELF Bamberg

Experten weisen rund ums Walberla mehr als 390 Arten nach: Einzigartig in Oberfranken

7.6.2023, 15:00 Uhr
Die Mopsfledermaus hat hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und konnte mithilfe eines Batcorders, der ihre Rufe aufzeichnete, im Mittelwald von Kirchehrenbach nachgewiesen werden

© Andreas Zahn, NNZ Die Mopsfledermaus hat hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und konnte mithilfe eines Batcorders, der ihre Rufe aufzeichnete, im Mittelwald von Kirchehrenbach nachgewiesen werden

Auf Einladung des Biodiversitätszentrum Rhön im Bayerischen Landesamt für Umwelt und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg erfassten Experten verschiedenste Tier, Pflanzen- und Pilzarten. Insgesamt konnten sie an den beiden Tagen mehr als 390 Arten nachweisen.

Bei der Bestandsaufnahme wurden beispielsweise totholzbewohnende Käfer, Tag- und Nachtfalter, Vögel, Fledermäuse, Baum- und Staucharten, krautige Pflanzen, aber auch Pilze und Schnecken erfasst. Die nachgewiesenen Arten geben nur einen kleinen Einblick in die tatsächliche Vielfalt dieser Wälder.

Einzigartige Baumarten im fränkischen Mittelwald

"Insbesondere bei den Insekten macht sich das kalte Frühjahr noch deutlich bemerkbar", ordnet Sebastian Vogel vom Biodiversitätszentrum Rhön die Artenzahl ein und verweist dabei auf einen anderen Aspekt: "Es mangelt für viele Artengruppen auch schlichtweg an Expertinnen und Experten. Wir hoffen, dass wir mit der Veranstaltung während des Tages der biologischen Vielfalt einige junge Menschen dafür begeistern konnten, selbst zu Artenkennern zu werden".

Nichtsdestotrotz sind die Veranstalter sehr zufrieden: "Unser Ziel war es, auf den Wert der Mittelwälder für den Erhalt der Artenvielfalt aufmerksam zu machen - das ist uns gelungen", meint Michael Kreppel vom AELF Bamberg. Zu den nachgewiesenen Besonderheiten gehört beispielsweise die Fränkische Mehlbeere – eine Baumart, die weltweit nur in den Wäldern der Fränkischen Schweiz und des Frankenjuras vorkommt. Sie ist licht- und wärmebedürftig und profitiert wie viele andere Arten von der regelmäßigen Auflichtung der Mittelwälder.

Besonders erfreulich waren die zahlreichen Nachweise gefährdeter Arten. Darunter sind zum Beispiel die Mopsfledermaus, der Große Laubholz-Zangenbock und der Schwarze Weberbock – ein Käfer, der vor allem auf Weiden und Pappeln angewiesen ist. Aufgrund ihres hohen Werts für den Artenschutz wird die Mittelwaldbewirtschaftung staatlich gefördert.

Natura 2000 – ein Naturschutzprojekt von großer Wichtigkeit

In den Fokus gerückt wurde als weiteres Thema Natura 2000 - das weltweit größte Naturschutzprojekt. "Der Landkreis Forchheim hat oberfrankenweit das dichteste Netz an Gebieten, die diesem Biotopverbundsystem angehören. Dies unterstreicht die herausragende Wertigkeit der hiesigen Natur. Die Mittelwälder leisten hierzu einen wesentlichen Beitrag", erklärt Klaus Stangl vom AELF Bamberg.

Hans-Peter Schreier von der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen demonstriert die Vielfalt von Nachtfaltern beim Lichtfang.

Hans-Peter Schreier von der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen demonstriert die Vielfalt von Nachtfaltern beim Lichtfang. © LfU/Susanne Mader-Speth, NNZ

Die Erfassung der Arten wurde mit Unterstützung der Kreisgruppen Forchheim des LBV und des Bund Naturschutz durch ein vielfältiges Programm für die Öffentlichkeit umrahmt. Bereits am Samstagabend identifizierten Exkursionsteilnehmer dank technischer Hilfsmittel die Rufe von Fledermäusen und beobachteten beim Lichtfang Nachtfalter. Nach einigen Kurzvorträgen folgten am zweiten Tag weitere geführte Exkursionen, die sowohl Laien als auch fortgeschrittenen Artenkennern die Artenvielfalt in den Mittelwäldern näherbrachten.