Fairtrade Town seit 2013: Verliert Forchheim sein Zertifikat?

17.4.2021, 09:56 Uhr
Fairtrade Town seit 2013: Verliert Forchheim sein Zertifikat?

© Archivfoto: Roland Huber

Erstmals 2013 durfte sich die Stadt Fairtrade Town nennen. 2015 konnte sie ihren Titel verteidigen. Doch nun ist Forchheim dabei, das Zertifikat zu verlieren, wie Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) in der Sitzung des Haupt-, Personal- und Kulturausschusses des Forchheimer Stadtrates vorträgt.

Fünf Kriterien für das Zertifikat

Fairtrade Deutschland fordert das Erfüllen von fünf Kriterien, die sich auf mehrere Bereiche beziehen: Erstens muss ein Ratsbeschluss verabschiedet worden sein, der fairen Handel unterstützt. Zweitens soll eine Steuerungsgruppe Aktivitäten vor Ort koordinieren. Drittens ist erwünscht, dass Einzelhändler mindestens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten. Wie viele Verkaufsstellen sich beteiligen müssen, richtet sich nach der Einwohnerzahl der Kommune.

Viertens ist im Bereich Zivilgesellschaft gefordert, dass öffentliche Einrichtungen Bildungsaktivitäten umsetzen. Und fünftens ist erwünscht, dass Fairtrade in der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit eine Rolle spielt, indem in lokalen Medien oder auf städtischen Homepages über Aktionen berichtet wird.

Ruhig um lokale Steuerungsgruppe geworden

"Es ist sehr ruhig um die lokale Steuerungsgruppe geworden", erklärt Annette Prechtel. Sie soll nun wiederbelebt oder neu gegründet werden. "Die Tätigkeiten sind eingeschlafen, das stimmt", sagt Manfred Hümmer (FW), der Begründer und Vorsitzender der Gruppe war. Aus Kreisen der Stadt habe Unterstützung gefehlt, findet er. Es sei wichtig, nachhaltige Impulse zu setzen.

Melanie Rövekamp (FGL) findet das Thema wichtig, möchte sich aktiv einbringen und glaubt auch, dass das Bewusstsein für Fairtrade in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Auch Thomas Werner (CSU) will sich der Steuerungsgruppe anschließen. "Toll, da ist sie ja fast schon wieder komplett", sagt Annette Prechtel.

Produktionsbedingungen auf der Welt in den Blick nehmen

Auch Gerhard Meixner (FGL) begrüßt, dass direkt Interessenten im Stadtrat gefunden wurden und findet es wichtig, dass "Fairtrade mehr ist, als nur eine fair gehandelte Tafel Schokolade zu kaufen". Nämlich die Bedingungen, wie auf der Welt produziert wird, genau in den Blick zu nehmen. Auch sollte die Stadt schauen, wie sie die Initiative gut unterstützen kann.

Inge Tautz vom Weltladen in Forchheim hat konkrete Ideen, wie sie auf NN-Nachfrage erläutert: "Dass Einrichtungen und Firmen, aber auch Bürger auf fair produzierten Kaffee und Tee achten oder ihren Mitarbeitern zu Weihnachten faire Waren schenken." Was es als Kooperation mit dem Weltladen schon gab.

Weltladen als Fels in der Brandung - Hoffnung auf mehr junge Unterstützer

"Der Weltladen ist bei Fairtrade in Forchheim der Fels in der Brandung, weil von uns immer etwas in der Richtung kommt", sagt sie. 20 Menschen arbeiten hier ehrenamtlich und setzen sich für das Thema ein. Nur Bildungsarbeit an Schulen oder Stadtführungen mussten coronabedingt zuletzt entfallen.

Inge Tautz findet, Forchheim hat Potenzial: "Als Genussregion könnte noch mehr mit fairem Handel passieren oder mehr nach außen getragen werden, wenn Gastronomen bereits auf Regionalität achten." Sie hofft, dass sich viele junge Leute der Steuerungsgruppe anschließen: "Auch für digitale Formate, da könnten wir vom Weltladen auch Unterstützung brauchen."

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