Familie will die Neuseser Goldäcker versilbern

13.2.2020, 07:00 Uhr
Familie will die Neuseser Goldäcker versilbern

© Foto: Johannes Harrer

Den Antrag hatte er schon einmal bei der Gemeinde eingereicht, doch der Marktrat hatte ihn abgelehnt. Zwischen der Staatsstraße 2244 und dem MD-Kanal könnten 27 Häuser, ein Kindergarten und eine Seniorensiedlung entstehen. "Wir werden den Antrag wieder stellen", kündigte der Sprecher gegenüber Bürgermeister Claus Schwarzmann (Bürgerbund) an.

Den Stein zur Wohnraumdebatte ins Rollen gebracht hatte der Beitrag von Martin Schulz: "Das Verkehrskonzept für die Siedlung am Ortsrand von Eggolsheim ist nicht zu Ende gedacht. Um Neuses wäre Platz für Baugebiete, aber zu uns runter kommen nur Verbrauchermärkte, Industrie und Gewerbe", kritisierte Schulz.

Schwarzmann erwiderte, die Verkehrsentwicklung sei berücksichtigt, die Straßen in keinster Weise überlastet: "Wir haben im Sinn der Anlieger gehandelt." Erhält Neuses ein weiteres Gewerbegebiet am südlichen Ortsrand, wo zwischen der alten B 4 und der Bahnlinie noch 15 Hektar in Gemeindebesitz stehen? Schwarzmann: Anfragen liegen vor, wenn ein Großer käme, der Arbeitsplätze und Gewerbesteuer bringe, sei er im neuen Marktrat offen zu diskutieren, "einfach wegducken wird nicht gehen".

Dorferneuerung geht zügig voran

In seiner Präsentation zur günstigen Situation der auf über 6800 Einwohner gewachsenen Marktgemeinde (im Schnitt 100 mehr pro Jahr) interessierte natürlich die hiesige Perspektive und da besonders die Dorferneuerung. Bei 5,22 Millionen Euro Gesamtkosten – Eigenanteil des Marktes 1,85 Millionen – zeitigt sie schon große Fortschritte. Auf die Abschnitte "Bamberger Straße", bis hin zum Sportheim, davor der Kreuzung "Altendorfer Straße" sowie dem Abschnitt "Höchstadter Straße" soll bis März 2021 die Asphalt-Feinschicht gelegt werden. Die Firma Leipold (Heßdorf) arbeite zuverlässig im Zeitplan, lobte der Rathauschef.

Im mit 90 Bürgern (dazu zehn Markträten) proppenvollen Sportheim ging die Fragerunde in andere Richtungen; Fritz Sitzmann befürchtete in der ehemaligen Kreisdeponie eine "Zeitbombe". Aber: Von der im Altlastenkataster erfassten Deponie sei keine Gefährdung bekannt, es bestehe kein Handlungsdruck, sagte Schwarzmann.

Bei der Ausschreibung einer Ingenieurstelle im Bauamt handle es sich um die Wiederbesetzung nach einer Kündigung, sagte der Bürgermeister zu einer befürchteten "Personalmehrung".

Zum Lärmschutz an der Autobahn – wann? – war sich Schwarzmann angesichts des "Riesenprojekts" der Verbreiterung um einen dritten Fahrstreifen nicht sicher, ob der Lärmschutz 2022 zu realisieren sei. Die südliche Verlegung der S-Bahn Haltestelle sei 2021 zu erwarten – endlich entfielen dann die großen Umwege der Landwirte, merkte der Bürgermeister an.

Das Parken entlang der Kunigundenstraße sei im Einvernehmen mit der Bahn geregelt. Monatlich 300 Euro bezahle die Gemeinde für die angemieteten Flächen.

Ludwig Endres hakte zur Nutzung des von der Gemeinde gekauften alten Bahnhofgebäudes nach; ein Künstler aus Hirschaid werde dem Marktrat demnächst sein Sanierungskonzept vorstellen, so Schwarzmanns Auskunft. Ein besorgter Vater aus der Eisenbahnstraße schilderte das regelmäßige Überfahren der roten Fußgängerampel, "spektakuläre" Fotos könne er vorlegen. Schwarzmann sicherte eine Verkehrsschau mit der Polizei zu.

Der Gemeinderat solle sich nicht an Amazon festhalten: "Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass die nicht lange bleiben", machte einer der verkehrs- und lärmgeplagten Anwohner deutlich. Der Versandriese habe sich für fünf Jahre eingemietet, führte Schwarzmann aus.

Und zur Frage um die Gewerbesteuer: Da keine Wertschöpfung stattfinde, bemesse sich die Gewerbesteuer auf fünf Prozent des Warenumschlags. Die Stadt Garbsen bei Hannover habe sechsstellige Beträge erhalten.

Zum Statement von Anette Mohnlein ("Ein Haufen Ärger, aber nix zurückgekommen") klärte der Bürgermeister auf, die Veranlagung zur Gewerbesteuer folge meist zwei Jahre später: "Vor 2021 ist nix zu kriegen." Im Gemeinderat habe es auch kritische Töne zur Ansiedlung gegeben, letztlich hätten jedoch die Stimmen für die Beseitigung des Leerstands des einstigen Lidl-Lagers überwogen.

Roter Staub

Ein Brennpunktthema in Neuses ist alljährlich der rote Staub aus dem Liaporwerk. Die Fragen: Heizen die ihre Brennöfen mit Schweröl oder Kohlenstaub? Was kann der Gemeinderat machen, dass es uns besser geht? Eine Feinstaubmessung wurde gefordert. "Das Landratsamt ist die Genehmigungsbehörde, ich kann die Beschwerden nur weitergeben", bedauerte Claus Schwarzmann.

Selbst aus der "Versenkung" geholt hatte der Gemeindevorsteher das Thema "Windpark" oberhalb Tiefenstürmig. Im Freistaat gebe es neue Überlegungen zu Windrädern. Er würde die zehn Jahre zurückliegende Aufplanung mit der Nachbargemeinde Unterleinleiter wieder rausholen, die Naturstrom AG habe Interesse. Das aber, so Schwarzmann, sei ein Thema für den neuen Gemeinderat.

Keine Kommentare