Fetziger Rhythm’n’Blues heizt Theater auf

9.1.2012, 17:18 Uhr
Fetziger Rhythm’n’Blues heizt Theater auf

© Roland Huber

Im Jungen Theater sind mehrere hundert Musikbegeisterte bei der Vorstellung der neuen CD dabei. Auch für sie gilt: Keep ’em coming. Für viele Enttäuschte vor den Türen des Kulturkellers reicht der Platz einfach nicht. Die Musiker und ihre Fans sind zwar in die Jahre gekommen, wie bei einem guten Wein schadet das Alter jedoch nicht. Kult ist die KMBB mit ihrem Gitarristen Rainer Adebahr allemal.

Schließt man die Augen, scheint ein junger Joe Cocker das Mikrophon an sich gerissen zu haben. Und öffnet man die Augen wieder, dann sieht man Alex Teubner, wie er Mimik und Gestik bis ins kleinste Detail zu kopieren weiß, und dabei gar nicht komisch wirkt. Wenn er nicht gerade mit dem weiblichen Publikum oder seiner kongenialen Partnerin Nadin Albrecht flirtet, macht er die Musik an, und die Musik macht ihn an.

Wer Nadin Albrecht hingegen als Rockröhre bezeichnen möchte, der macht sich der Untertreibung in einem besonders schweren Fall schuldig. Angesichts dynamischer, melodischer und expressiver Qualitäten lässt sie das Gros der Casting-Show-Talente meilenweit hinter sich. Markenzeichen der Formation, die trotz ihres Namens kaum Blues spielt und immerhin sechs Jahre seit der letzten Scheibe verstreichen hat lassen, sind die nicht nur optisch glänzenden Trompeten Thomas Schleichers und Guido Grimms. Stattdessen sind Soul, Funk und Rhythm & Blues der Extraklasse zu hören. Neben den Coverversionen auch ein eigenes Stück. Thomas „Foxy“ Langguth spielt nicht nur Gitarre, er komponiert auch.

Dusty Springfields „Son of a preacherman“, Muddy Waters’ „Hoochie coochie man“ oder Cab Calloways „Hi de ho“ putschen das Publikum auf bis zur höchsten für Franken denkbaren Form der Ekstase – dem vorsichtigen Fußwippen. Es liegt etwas in der Luft, und damit ist nicht der Schweißgeruch in dem überfüllten und von Menschen und Scheinwerfern aufgeheizten Raum gemeint. Denn trotz der enormen Lautstärke ist das erotische Knistern, die energiegeladene Atmosphäre zu spüren.

Hitverdächtig, wie die Klassiker von Bassist Roland Zenk und Schlagzeuger Jochen Schmidt versoult werden. Stephan Greisinger am Tenor-Saxophon darf nicht nur den Träumer geben, sondern den Zuhörern auch zeigen, wie viele Adern durch exzessive Soli am Kopf so hervortreten können. Mit einem Kellerbier in der Hand klingen Ralf Heilmanns Expeditionen auf dem Keyboard noch einmal so mitreißend.

Klassiker sind sie alle: Stevie Wonder, The Average White Band, The Doobie Brothers, Johnny „The Guitar“ Watson... Nach vier Stunden voller Emotionen, es gibt ja keine Sitzplätze, bestehen die Fans trotzdem auf mehreren Zugaben. Wurde es für das Publikum im Laufe des Abends räumlich immer enger, so geht es den musikalischen Vorbildern ähnlich. Denn in Sachen Qualität, Leidenschaft und Performance kann die Keller Mountain Blues Band es getrost mit XXX aufnehmen. Glücklicherweise haben sie es aufgenommen.UDO GÜLDNER

Die CD ist für 15 Euro in Forchheim bei der Töpferei Kramer, Musik Bartl, Holzblasinstrumente Kramer sowie in der Buchhandlung S’blaue Stäffala und bei AlphaTecc. erhältlich. Ein Teil des Erlöses kommt dem Awo-Projekt Herz-Klang zugute. Dabei soll Kindern aus finanziell schwachen Familien der Zugang zu Musikunterricht ermöglicht werden. Mehr unter www.kmbb.de

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