Feuerwehrbedarfsplan in Heroldsbach offenbart große Mängel

19.7.2020, 11:52 Uhr
Im Feuerwehrgerätehaus Poppendorf sind dem Experten gravierende Sicherheitsmängel ins Auge gefallen.

© Foto: Alexander Hitschfel Im Feuerwehrgerätehaus Poppendorf sind dem Experten gravierende Sicherheitsmängel ins Auge gefallen.

Die Vorstellung der Ergebnisse aus dem neuen, gemeindlichen Feuerwehrbedarfsplan nahm den größten Anteil an der Heroldsbacher Gemeinderatssitzung ein und regte im Nachgang der Präsentation des Ingenieurbüros Schur zur Diskussion an.

Firmeninhaber Michael Schur hatte sich in den letzten Wochen und Monaten viel mit dem Feuerwehrwesen in der Großgemeinde beschäftigt. Das Ergebnis umfasst 120 Seiten.

Kritische Ergebnisse enthalten

Schur sagte, dass die Ergebnisse des Bedarfsplanes im Vorfeld der Sitzung nicht an die einzelnen Gemeinderäte gegangen seien, habe einen bestimmten Grund gehabt, weil das Planwerk auch einige kritische Ergebnisse enthalte.

Im Mittelpunkt sei aber immer die Frage gestanden: "Wie viel Feuerwehr brauche ich in der Gemeinde?" Mit einer Ist-Stärke von 139 ehrenamtlichen Feuerwehrdienstleistenden seien die Wehren in der Großgemeinde gut aufgestellt und auch der Nachwuchs mit aktuell 23 Jugendfeuerwehrlern sei gesichert, so Schur.

Mehrfacher Handlungsbedarf

Zum Zustand der Feuerwehrgerätehäuser machte Schur umfangreiche Ausführungen. Er sieht gleich mehrfachen Handlungsbedarf. Ungünstig sei die Parksituation direkt vor dem Feuerwehrhaus. Durch parkende und ein- und ausfahrende Fahrzeuge würden sich viele Kreuzungspunkte ergeben, die zu gefährlichen Situationen führen könnten. Außerdem seien die Stellplatzgrößen für die Feuerwehrautos im Gerätehaus nicht der Norm entsprechend.

Feuerwehrbedarfsplan in Heroldsbach offenbart große Mängel

© Foto: Alexander Hitschfel

Große Mängel sieht Schur auch im Obergeschoss des Feuerwehrgebäudes. Vor den Fenstern seien verschraubte Gitter angebracht - eine absolute Gefahr im Notfall. Außerdem fehle ein zweiter Fluchtweg. Unverständlich, so Schurr, sei es, warum man die Probleme bei der erst vor wenigen Jahren durchgeführten Sanierung des Gebäudes nicht gleich mit angegangen sei. Handlungsbedarf sieht Schurr auch im Obergeschoss des Gebäudes. Schulungsraum und Sozialräume sollten dringend eine Modernisierung erfahren.

Gravierende Sicherheitsmängel mit Gefahr für Leib und Leben

Im Feuergerätehaus in Poppendorf fallen dem Planer dann weitere gravierende Sicherheitsmängel auf, die Gefahr für Leib und Leben bedeuten könnten. Hier sei dringender Handlungsbedarf erforderlich, so Schurr. Umkleidemöglichkeiten gleich neben dem Fahrzeug, stark belagerte Regale direkt über den Köpfen der Feuerwehrleute, die Mängelliste im Feuerwehrhaus Poppendorf ist lang. Nicht vergessen dürfe man, dass in den einzelnen Feuerwehrgerätehäusern auch noch Absauganlagen nachgerüstet werden müssten, so Schur.

Eine weitere "Baustelle", die es zu bearbeiten gibt, ist das Thema "Löschwasserversorgung". Es gäbe im Gemeindebereich Stellen, wo die Löschwasserversorgung nicht sichergestellt sei, so der Ingenieur. Dazu würden an verschiedenen Stellen in Oesdorf (zum Beispiel Förstergarten und Sportheim), sowie auch in Thurn (Aussiedlerhof) nicht die geforderten 96 Kubikmeter Wasserversorgung pro Stunde zur Verfügung stehen. In Oesdorf könnte man für eine zeitnahe Mängelbeseitigung den alten Löschwasserteich wieder reaktivieren. Für den Erlebnispark Schloss Thurn will Schur einen gesonderten Einsatzplan erstellen lassen, damit im Ernstfall die anrückenden Feuerwehren ausreichend informiert sind.

Fuhrpark der Feuerwehren sei angemessen

Den Fuhrpark der Feuerwehren sieht Schur als angemessen an. Eine Ersatzbeschaffung stehe für das Mehrzweckfahrzeug der Feuerwehr Heroldsbach-Thurn an. Zum Dauerbrenner-Thema "Schlauchwaschanlage" sagte Schurr, dass er hoffe, dass sich eine zeitnahe Lösung abzeichne, entweder eine interkommunale Lösung mit der Nachbargemeinde Hausen, oder eine eigene Schlauchwaschanlage für die Großgemeinde. Die Kosten für eine eigene Schlauchwaschanlage wurden bereits in den letzten Jahren beziffert und liegen bei rund 80 000 Euro.

Der Planer informierte auch über Stellungnahmen der Kreisbrandinspektion. Dort sieht man nämlich durchaus die Möglichkeit bezüglich eines interkommunalen Projektes zwischen Hausen und Heroldsbach im Bereich der Schlauchwaschanlage. Auch zum Thema "Löschwasserversorgung in Oesdorf" habe die Kreisbrandinspektion Stellung bezogen, so Schur. Hier sehe man ebenfalls dringenden Handlungsbedarf. Eigentlich hätte man die neue Baugebiete aufgrund der unzureichenden Löschwasserversorgung gar nicht bauen dürfen, sondern hätte erst die Mängel beheben müssen, so das Statement der Kreisbrandinspektion, so Schur.

Beschlossen wurde unter diesem Tagesordnungspunkt an diesem Abend nichts. Die Gemeinderäte sollen sich bis nächste Woche Gedanken machen. Dann soll der Feuerwehrbedarfsplan beschlossen werden.


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