Finanzauschluss beschließt: Forchheim investiert in seine Kinder

14.5.2020, 16:14 Uhr
Finanzauschluss beschließt: Forchheim investiert in seine Kinder

© Foto: Ralf Rödel

Ein Sprichwort sagt: "Mit voller Hose ist gut stinken." Gemeint ist damit im übertragenen Sinne eine gut gefüllte Kasse. Über eine solche verfügt Forchheim glücklicherweise seit zwei Jahren. Dieses Geld, das in Form üppigster Gewerbesteuereinnahmen fließt, kommt gerade recht, um endlich einige Infrastrukturprobleme von Grund auf anzupacken und zu bekämpfen: mehr Platz für Kinder in Kitas und Schulen.


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Der Finanzausschuss des Stadtrates hat in seiner jüngsten Sitzung in diesem Sinne den Weg frei gemacht für über zehn Millionen Euro an Investitionen in die Erweiterung der Grundschule in Reuth und in den Neubau einer ganz neuen Kindertagesstätte in der Merowingerstraße. Die neue Kita mit Krippe, Kindergarten und Hort entsteht entlang der Lärmschutzwand der Autobahn direkt nördlich des Seniorenheimes der Diakonie Neuendettelsau (Demenz Kompetenzzentrum). Anders ausgedrückt: Die neue Kita entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zum früheren Standort des Sattlertorkindergartens.

Der Neubau bietet Platz für drei Kindergartengruppen (75 Kinder), drei Krippengruppen (36 Kinder) und eine Hortgruppe (25 Kinder). Derzeit werden neue Kitas geplant am Standort Carl-Zeitler-Kindergarten (Neubau für 92 Kinder, Spatenstich am 5. Juni, fertig Ende 2021), als Modulbau (Container) am Schießanger (62 Kinder, fertig Ende 2020), als Dependance des Sattlertorkindergartens im Haus Karolingerstraße 13 (25 Kinder) und im Ex-"Schneckenhaus" in der Sudetenstraße, das die Stadt gekauft hat und nun umbaut (37 Kinder, fertig Frühjahr 2021). Trotzdem fehlen laut Verwaltung noch 135 Krippen- und 70 Kindergartenplätze. Im kommenden Jahr soll ein sechsgruppiger Kindergarten in Reuth neu gebaut werden.

Für die Planungsleistungen des Neubaus Merowingerstraße ist aufgrund der hohen Kosten (6,3 Millionen Euro) eine europaweite Ausschreibung nötig. Sie kann jetzt beginnen. Sigrun Wagner vom Hochbauamt der Stadt sagte, nach derzeitiger Förderlage betrage der Eigenanteil der Stadt etwas über vier Millionen Euro. Allerdings bereite die Regierung gerade ein neues Förderprogramm vor. Danach könnte der Eigenanteil auf 2,9 Millionen Euro sinken. Wagner: "Wir haben einen wahnsinnigen Bedarf an Betreuungsplätzen."

Finanzauschluss beschließt: Forchheim investiert in seine Kinder

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Wie jedes andere Bauvorhaben muss auch eine Kita Planungs-, Ausschreibungs- und Förderfristen einhalten. Deswegen rechnet Wagner mit dem Baubeginn nicht vor Herbst 2021. Die Inbetriebnahme könnte dann Anfang 2023 stattfinden. Auf Nachfrage von Reinhold Otzelberger (CSU) sagte Wagner, der Standort habe keine Probleme mit der benachbarten Autobahn. Das Lärmschutzgutachten der Autobahndirektion weise das Gebiet als "grüne Zone" aus, also ohne unzulässig hohe Belastungswerte.

Eine weitere Hochbaumaßnahme im Interesse des Nachwuchses genehmigte der Finanzausschuss für Reuth: die Erweiterung der Grundschule um zwei Klassenzimmer sowie um Platz für die Mittagsbetreuung. Kostenpunkt: rund vier Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt liegt voraussichtlich bei etwa 2,85 Millionen Euro.

Der Neubau der Reuther Schule wurde erst 2010 in Betrieb genommen. Mit sechs Klassenzimmern für vier Jahrgangsstufen und mit einer Mittagsbetreuung (derzeit: 173 Schüler in neun Mittagsgruppen). Doch schon seit Jahren ist klar: Das war zu kurz gesprungen. Allein 2019/20 wurden laut Stadt in Reuth rund 260 Wohnungen fertiggestellt. Dabei ist das umstrittene Baugebiet Oberer Schulweg noch nicht einmal begonnen worden. Die Schülerzahlprognose zeigt auch so steil nach oben.

Von vornherein stabil gebaut

Laut Hochbauamt soll der Verbindungstrakt zwischen Schule und Turnhalle aufgestockt werden. Heute befindet sich dort eine Dachterrasse. Sigrun Wagner: "Zum Glück haben wir damals so gut gebaut, dass wir hier keinerlei statische Probleme bekommen." Auch die beiden Kopfbauten der U-förmigen Schule werden in Richtung Süden, also zur Weinbergstraße hin erweitert.

Finanzauschluss beschließt: Forchheim investiert in seine Kinder

© Foto: Ralf Rödel

Die neuen Räume stehen dann auf Stützen, so dass darunter laut Wagner ein "überdachter Pausenbereich" entsteht. Auch in Reuth rechnet Wagner mit dem Baubeginn für Herbst 2021. Schon Ende 2022 sei die Fertigstellung denkbar. Die Stadträte des Finanzausschusses freuten sich sehr über die Planungen und bewilligten die für 2020 nötigen Mittel sowie das vorgeschlagene Verfahren. Für Bürgermeister Udo Schönfelder (CSU) hätte die Premiere als Sitzungsleiter nicht positiver und reibungsloser ausfallen können. Wobei: Seine Rückkehr zur Franz-Stumpfschen Abstimmungsmethode ("Ist jemand gegen den Beschlussvorschlag?") blieb nicht unwidersprochen.


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"Ich stimme sehr gerne für einen Kitaneubau und für eine Schulerweiterung", sagte SPD-Sprecher Reiner Büttner am Ende. Er wünsche sich daher, dass die Abstimmungsaufrufe in allen Ausschüssen gleichermaßen ablaufen, nämlich nach dem Muster: "Wer für die Beschlussvorlage ist, den bitte ich um ein Handzeichen."

Der eine, aber auch der andere Stadtrat aus Schönfelders Fraktion haderte noch mit der Anrede: "Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen" war wiederholt zu hören. Schönfelder lächelte souverän darüber hinweg.

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