Finanzieller Engpass wegen Corona: Banken setzen für Kunden Ratenzahlungen aus

31.3.2020, 05:54 Uhr
Finanzieller Engpass wegen Corona: Banken setzen für Kunden Ratenzahlungen aus

© Horst Linke

Für Arbeitnehmer bedeutet das weniger Geld auf dem Konto am Monatsende. Mitarbeiter eines Unternehmens bekommen den ausfallenden Lohn zum Teil von der Bundesagentur für Arbeit ersetzt. Vom ursprünglichen Nettolohn werden 60 Prozent übernommen, bei einem Mitarbeiter mit Kind sind es 67 Prozent. 

„Viele Kunden beschäftigten sich im Moment mit ihrer Zahlungsunfähigkeit“, teilt beispielsweise die VR Bank Bamberg-Forchheim eG mit. Gerade jetzt zum Monatsende, wenn für gewöhnlich Darlehensraten anfallen, kommt es vermehrt zu Nachfragen, sagt Gregor Scheller im Gespräch mit der Redaktion. Scheller ist Vorstandsvorsitzender der Bank. Auch wenn die Auswirkungen noch gering seien, die bei der Bank aufschlagen: „Es zeigt aber, wie nervös die Menschen sind“, sagt Scheller. Die Bank bietet Kunden eine individuelle Beratung an. Im persönlichen Gespräch mit ihren Beratern können Betroffene vereinbaren, ihre Raten auszusetzen. In bestimmten Fällen könne es Sinn machen, die Zinsen weiter zu bedienen, die Tilgung des Kredits aber auszusetzen. 

Der Deutsche Bundestag hat am Freitag ein Gesetz verabschiedet, nach dem Privatkunden für drei Monate ihr Darlehen pausieren können. „Diese drei Monate haben wir unseren Kunden schon vorher eingeräumt“, sagt Scheller. „Wir sind für alle Tilgungsanträge offen.“ Fälle, die länger als drei Monate aussetzen wollen, würden individuell geprüft, heißt es. 

Keine reduzierten Ratenzahlungen

Ähnlich gehen die Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim-Eschenau-Heroldsberg vor. „Wir haben beschlossen, eine komplette Ratenstundung unkompliziert zu handhaben“, sagt Vorstand Rainer Lang. Heißt: Ein Kunde, der seine Rate aussetzen möchte, muss von der Bank einen kurzen Antrag ausfüllen. Abstand nimmt die Bank von der Idee, Raten zu reduzieren. Dahinter stecke ein zu großer bürokratischer Aufwand für beide Seiten, so Rainer Lang.


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Eine Zahlungspause macht sich auch auf dem Konto der Bank bemerkbar. „Wenn kein Geld kommt, fehlt uns auf der Ertragsseite der Zinsertrag“, sagt Lang von den Vereinigten Raiffeisenbanken. „Wir sind aber der Meinung, dass das verkraftbar ist. Das wird uns nicht umschmeißen.“ 

Eine Meinung, die auch Michael Gößwein, Pressesprecher der Sparkasse Forchheim teilt. Es gebe regelmäßige Stresstests für Banken in Deutschland und Europa. Deshalb ist er überzeugt, dass eine Zahlungspause für Kunden auch auf das lange Ende hin funktionieren werde, ohne für die Bankenwelt kritisch zu werden. Die Nachfragen aus dem gewerblichen Bereich seien derzeit höher als jene aus dem Privatbereich. Das bestätigt auch die Volksbank.

Gerade Gewerbekunden beantragen eine Zahlungspause, die deutlich über die drei Monate hinaus geht. „Die Unternehmen müssen ihre Geschäfte längerfristig planen“, sagt Gößwein. „Wir wollen unsere Kunden auch in einer turbulenten Zeit unterstützen“, macht er klar. Der Kunde brauche möglichst schnell Antworten auf seine Fragen und seine Lage, weshalb die Sparkasse daran arbeite, die internen Arbeitsprozesse an die neue Lage anzupassen. 


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Für die Sparkasse verläuft die Sache demnach ziemlich unkompliziert, so Gößwein. „Der Kunde meldet sich bei uns und wir schauen, ab wann die Notwendigkeit für eine Zahlungspause besteht.“ Anschließend werde die Aussetzung kostenfrei vorgenommen. 

Immobiliengeschäft leidet

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden sich noch länger in der Buchhaltung niederschlagen, befürchtet Lang. „Heuer wird für die Banken kein gutes Geschäftsjahr, das durch die Niedrigzinsphase ohnehin schon kein leichtes ist.“ Um die wirtschaftliche Krise nach der Pandemie zu bewältigen, werden die Zinsen wohl noch länger im Keller bleiben. 
Bisher tröpfeln bei den Vereinigten Raiffeisenbanken höchstens Nachfragen zum Thema Stundungen ein, sagt Lang. 

Die Sparkasse Forchheim will auch in turbulenten Zeiten ein verlässlicher Ansprechpartner für ihre Kunde sein.

Die Sparkasse Forchheim will auch in turbulenten Zeiten ein verlässlicher Ansprechpartner für ihre Kunde sein. © Ulrich Schuster

Dafür spürt das bankeigene Immobilienbüro erste Auswirkungen. „Dort leidet im Moment das Geschäft.“ Die Nachfrage gehe zurück. Für Lang nicht überraschend. „Wer jetzt in Kurzarbeit ist, überlegt sich, ob er in dieser Situation ein Haus baut oder eine Wohnung kauft.“ Selbst diejenigen, die ihre Immobilie verkaufen wollen, drücken gerade auf die Bremse. „Kunden bitten darum, erst mal keine Besichtigungstermine mit potenziellen Käufern zu vereinbaren.“ Aus Angst vor einer möglichen Infektion.

"Es zeigt, dass die Menschen nervös sind", sagt Gregor Scheller, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Bamberg-Forchheim eG.

"Es zeigt, dass die Menschen nervös sind", sagt Gregor Scheller, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Bamberg-Forchheim eG. © Roland Huber

Apropos: die Volksbank hat zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern beispielsweise die Bedien-Bildschirme an Automaten umgestellt. Hat das Gerät bisher nur beim Berühren mit dem bloßem Finger reagiert, lässt sich das Bedienfeld jetzt mit Handschuhen nutzen. Ähnliche Vorkehrungen treffen auch die anderen Banken. Und alle versichern: das Bargeld wird nicht knapp. Bargeld zu hamstern macht also keinen Sinn. 

 

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