Forchheim: "Das Corona-Defizit ausgleichen"

23.7.2020, 13:00 Uhr
Forchheim:

© Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

2018 erwirtschaftete das Klinikum nach eigener Darstellung einen Ertrag von rund 40 Millionen Euro. Für das Corona-Jahr kann Sven Oelkers, Geschäftsführer der Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz gGmbH, keine Prognose aufstellen. Er rechnet mit einem starken Rückgang an Behandlungsfällen an beiden Standorten für 2020 bei gleichbleibenden Kosten. Das bisherige Finanzierungssystem mit Fallpauschalen – die Vergütung von stationären Leistungen pro Behandlungsfall – müsse überprüft werden, so Oelkers.

Die durch das Finanzierungssystem geforderte jährliche Steigerung der Fallzahlen sei nicht mit der hohen Zahl der Corona-Isolierfälle oder anderen ansteckenden Krankheiten vereinbar, wenn in einem Mehrbettzimmer nur ein zu isolierender Patient liege. Durch die Aufforderung, auf planbare Eingriffe zu verzichten, schiebe das Klinikum eine Welle von Operationen vor sich her, die nicht einfach nachgeholt werden können, weil die Kapazitäten, wie Personal, verfügbare Betten oder Zeitfenster im Operationssaal, begrenzt seien bei gleichzeitig laufendem "Normalbetrieb" unter Corona Bedingungen.

Der Geschäftsführer regt an, die Krankenhausfinanzierung zu reformieren: "Die Corona-Pandemie mit OP-Absagen und Isolierung von Verdachtsfällen sind mit den Anforderungen des aktuellen Finanzierungssystems, der ständigen Leistungssteigerung, unvereinbar." Für das Ausnahmejahr 2020 fordert Oelkers das Corona-bedingte Defizit für die Kliniken auszugleichen. "Das ist nicht bezahlbar", sagt Andreas Schwarz.

Der Abgeordnete möchte aus der Pandemie lernen: "Wenn wohnortnahe Krankenhäuser als Daseinsvorsorge wahrgenommen würden, wären wir alle froh und hätten keine Sorgen für die Zukunft. Aber vielleicht tragen die letzten Monate dazu bei, die Denkweise in eine andere Richtung zu schubsen. Die Aufgabe der Politik muss es sein, jetzt etwas zu ändern."

Sven Oelkers kritisiert: "Am Anfang hieß die Devise ‚Koste es, was es wolle‘, jetzt verlieren wir uns im Kleinklein." Als Beispiel nennt er die politische Zusage, dass sich in Bayern jeder auf das Corona-Virus testen lassen dürfe. Die Formulare für die Kostenübernahme der Testung für Krankenhausmitarbeiter seien aber nach wie vor nicht verfügbar. Die Intention zur Entlastung der Krankenhäuser sei gut gedacht, aber die Resultate, die nach dem Gesetzgebungsverfahren bei den Kliniken ankommen, seien eher Krankenhaus feindlich, kritisiert der 43-Jährige.

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