Forchheim: Der BlätterWALD raschelt wieder

15.5.2019, 11:00 Uhr
Forchheim: Der BlätterWALD raschelt wieder

© Foto: Udo Güldner

Es ist die abenteuerliche Geschichte dreier Brüder, die vor rund 150 Jahren in die Welt hinauszogen, um fremde Länder zu entdecken. Sie waren Bergsteiger, als es den Beruf und all die Ausrüstung noch gar nicht gab. Sie waren Landvermesser, als man dazu noch zu Fuß durch den Dschungel laufen musste. Sie waren Abenteurer, als man das noch unter Lebensgefahr war. Die Schlagintweits aus München. Ihrer waghalsigen Expedition in die Höhen des Himalaya und in die Steppen Zentralasiens hat Rudi Palla nachgespürt. Dass der Wiener Autor auf Schloss Jägersburg sein neuestes Buch "In Schnee und Eis" vorstellen wird, ist dabei kein Zufall. Denn hier unter dem Dach des heutigen Besitzers Johannes Graf Bentzel, verbrachten einst zwei der Schlagintweits Jahre, in denen sie die Ergebnisse ihrer Forschungsreisen in 510 Holzkisten sichteten. Der dritte im Bunde konnte nicht mehr nach Bammersdorf mitkommen. Er war 1857 als vermeintlicher chinesischer Spion in Turkestan verhaftet und kurz darauf ohne Prozess hingerichtet worden.

Auch bei der sechsten Auflage des Literaturfestivals wird an den Formaten herumexperimentiert. "Den Poetry Slam im Jungen Theater wollen wir diesmal neu erfinden, vielleicht sogar als erotisches Abenteuer", so Silvia Bessler. Auf jeden Fall wird es wieder die vielen Leseorte in der Umgebung geben. "Eggolsheim, Neunkirchen und Ebermannstadt werden sicher wieder dabei sein." Auch das Genre des Science-Fiction-Romans werde erstmals zum Zuge kommen. Selbst solche Klassiker wie Kafka besuchen den Landkreis. In Form eines Projektes am Gymnasium Fränkische Schweiz. Wie genau die Elftklässler dem Erzähler nahekommen wollen, das wird noch nicht verraten.

Mit den Veranstaltungen in Schulen und für Kindergartenkinder und Eintrittspreisen zwischen drei und 17 Euro habe man "Literatur für Jedermann" geboten, so Ewald Maier, der einst die Idee hatte. "Der stets wachsende Zuspruch gibt unserem Ansatz Recht." Auch wenn es mit der Verpflichtung wirklich ganz großer Namen immer schwieriger wird. Das führt Silvia Bessler zum einen darauf zurück, dass viele Autoren das Jahresende nutzten, um am nächsten Werk zu schreiben. Zudem hätten die Preise in den letzten Jahren ordentlich angezogen. Da kämen einige Köpfe gar nicht mehr in Frage. Zuletzt gebe es immer mehr Konkurrenzveranstaltungen, die sich den blätterWALD als Vorbild ausgesucht hätten. Schließlich hat die bunte Mischung aus literarischen Toten und kulinarischen Genüssen, aus hochprozentigen Bränden und hochgeistigen Büchern, sowie aus sehr emotionalen Kinofilmen und humorvoller Physik das Publikum aus nah und fern in Scharen angelockt.

Mehr als 70 Schriftsteller haben sich bislang in den blätterWALD verirrt. Darunter international berühmte Namen wie Martin Walser. Es gehe aber auch darum, jungen, regionalen, noch nicht so bekannten Autoren eine Chance zu geben, erklärt Jacqueline Krempe. "Wir haben mit Doris Koschyk, Marion Schmidt und Rainer Streng drei Kollegen aus der Stadtbücherei, dem Buchhandel und der Literaturszene im Organisationsteam, die genau wissen, wohin der Trend geht."

Dieses Jahr wird der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm zu Gast sein, der vor fünf Jahren schon einmal die Poetik-Professur an der Universität Bamberg innehatte. Außerdem der Krimiautor Jan Beinßen, der nach seiner Zeit als Redakteur der Abendzeitung hauptberuflich am Flughafen Nürnberg arbeitet. Er hat mehrere Regionalkrimis um "Dürers Mätresse", "Hausers Bruder" und "Die Meisterdiebe von Nürnberg" verfasst. Zuletzt wird noch Michael Heger genannt. Der Tourismus-Fachmann aus Bamberg wird aus seinem Erstling vorlesen, einem historischen Roman, der 1919 zur Zeit der Räterepublik und der Bamberger Regierung spielt.

Noch möchten die ehrenamtlichen blätterWALD-Organisatoren nicht alle Geheimnisse lüften. Nur soviel: Den Auftakt am 4. November 2019 in der Sparkassen-Schalterhalle macht die Schauspielerin Claudia Michelsen, die man als Hauptkommissarin Doreen Brasch aus dem "Polizeiruf 110" kennt. Dort ermittelt sie an der Seite Matthias Matschkes in Magdeburg. In Forchheim wird sie Marlene Dietrich in deren Tagebucheinträgen, Briefen und Gedichten als zerbrechliche Frau vorstellen. "Das wird sicherlich ein intensives Erlebnis. Darauf freue ich mich schon", so Ewald Maier.

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