Forchheim: Der Info-Pilz bleibt erstmal stehen

7.3.2020, 07:00 Uhr
Forchheim: Der Info-Pilz bleibt erstmal stehen

© Harald Sippel

Pilz abbauen, die Technik im Erdreich versenken, neue Stele aufstellen, fertig! Doch so einfach, wie man sich als Laie das Ende des Info-Pilzes vorstellt, sieht die Realität dann doch nicht aus. "Ich war etwas naiv", muss denn auch GWS-Geschäftsführer Alexander Dworschak in der Sitzung einräumen. Die GWS ist im Namen der Stadt für den Rückbau des Pilzes verantwortlich. Für den Abbau muss jedes Gewerk einzeln ausgeschrieben werden, erklärt Dworschak. Dazu braucht man die Hilfe eines Ingenieurbüros. Und das zu finden, war die erste Herausforderung: "Ich habe mir die Finger wund telefoniert", sagt Dworschak, bis man mit der Firma BaurConsult aus Hassfurt, die auch das Wasserwerk im Zweng errichtet, denn schlussendlich ein Büro fand.

Denn um all die Kabel, die in dem Pilz verlaufen, unter die Erde zu bringen, ist ein unterirdisches Bauwerk nötig, das die Größe einer Garage einnimmt. Überdies muss das Bauvorhaben, weil mitten in der historischen Altstadt gelegen, dauerhaft archäologisch betreut werden. Zu- und Abfahrten in der Hauptstraße müssen gesichert werden, Baustellenverkehr ist nur in den Vormittagsstunden zwischen 6 und 10 Uhr möglich, eben dann, wenn auch der Lieferverkehr in die Stadt darf. Und: das zwei Meter tiefe Bauwerk braucht einen Einstieg, damit man im Fall der Fälle zur Wartung hinabsteigen kann. Schlussendlich ist auch noch eine Entwässerung nötig. Die Stromanschlüsse und Steckdosen-Leisten, die dann im Untergrund verschwinden, könnten bei Bedarf hydraulisch angehoben werden und an die Oberfläche kommen. Obendrauf soll ein "Touch Panel" die (analogen) Infoträger (wie etwa Kinoposter) ersetzen, die neue Stele kann mit Stadtplänen verknüpft werden und Veranstaltungen digital anzeigen. Kostenpunkt summa summarum: 250 000 Euro. Was auf diese Zahl folgt: eine Schrecksekunde, Stille im Stadtrats-Plenum, Schnappatmung.

"Das hat uns innerlich überrascht", konstatiert denn auch OB Uwe Kirschstein (SPD), "das ist eine tolle Autogarage, die wir da versenken". Paul Nerb (FBF) nennt Aufwand und Kosten "unverhältnismäßig". 180 000 Euro, das erklärt Dworschak auf Rückfrage, kostet "das Versenken der Technik", auf 70 000 Euro summiere sich die neue Stele.

Gerhard Meixner (FGL) fragt sich und das Plenum, "ob es in Zeiten von Handys und Apps überhaupt eine Stele braucht". Und auch Martina Hebendanz (CSU) stellt die Kosten-Nutzen-Frage; er schlägt vor, "das Pilzgehäuse abzubauen, zu erneuern oder optisch aufzuhübschen". Albert Dorn (FW) schimpft: "250 000 Euro, das ist rausgeschmissenes Geld!". Sein Vorschlag, eine neue Stele doch besser am Rathausplatz zu installieren, gefällt auch Udo Schönfelder (CSU), der dafür plädiert, "die Aufgabenstellung zu schärfen, das Thema zurückzustellen und kreative Alternativen zu suchen".

Auch Sebastian Platzek (FDP) stellt die Sinnfrage einer neuen Info-Stele, "weil in der heutigen Zeit jeder ein Smartphone hat".

Nach einstündiger Diskussion ist es Hebendanz, die zusammenfasst: "Die Frage ist doch: Bauen wir den Pilz ab oder lassen wir ihn stehen?" Sie höre schon die Bürger sagen: "Für 250 000 Euro habt ihr dort eine Stele hingebaut" – das könne man "doch niemanden erklären".

Stehen blieb nach einstündiger Diskussion, dass kein Beschluss zum Exitus des Pilzes gefasst wurde. Vielmehr will man sich "Gedanken machen, wie wir das verschönern unter der Maßgabe, dass was stehen bleibt" so OB Kirschstein.