Forchheim: Frau randaliert in Zug und muss ins Gefängnis

18.6.2019, 06:00 Uhr
Forchheim: Frau randaliert in Zug und muss ins Gefängnis

© Foto: Anestis Aslanidis

Am Montagmorgen kurz vor 5 Uhr herrscht im Zug von Bamberg nach Nürnberg dichtes Gedränge. Die Pendler machen sich auf den Weg zur Arbeit. Eine Zugbegleiterin kontrolliert die Fahrscheine. Als sie zur Angeklagten kommt, hat die junge Frau kein Ticket. Eine Fahrkarte hätte in ihrem Fall 3,57 Euro gekostet.

Die Schwarzfahrerin verweigert Name und Anschrift, offensichtlich weil sie wegen dreier Haftbefehle gesucht wird. Weil die Bahnmitarbeiterin weiß, dass im Zug Bundespolizisten mitfahren, die unterwegs zum Dienst sind, holt sie einen der uniformierten Beamten herbei.

Lokführer schaut nach

Auch der kommt nicht weiter. Vielmehr beginnt die Frau, die kein Ticket hat, ihr Gegenüber zu schubsen und anzuschreien. Das Gebrüll wird im Laufe der kommenden Viertelstunde zwar immer wieder abebben, aber dann wieder lauter werden. Die Passagiere im Abteil und weitere Bundespolizisten werden auf den Tumult aufmerksam. Auf dem Bahnhof in Forchheim kommt sogar der Lokführer aufgrund des Geschreis in den Wagen.

Es braucht schließlich vier kräftige Männer von der Bundes- und Landespolizei, um die randalierende Schwarzfahrerin unter Kontrolle zu bringen. Immer wieder versucht sie zum Ausgang zu gelangen, springt ungestüm herum, knallt dabei mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe: "Ich bin eine Göttin, Ihr seid Dreck! Ihr könnt mir gar nichts!", schreit sie herum.

Sie wurde gefesselt

Bevor sie gefesselt werden konnte, tobte sie wild um sich und trat die Polizisten. Dabei spuckte sie und schrie beleidigende Schimpfwörter wie "Arschlöcher", "Hurensöhne", "Wichser", "Depp" und "Ich fick Eure Söhne!"

"Es war eine solche Tirade. Da kann ich mich nicht an alle Ausdrücke erinnern", sagt eines der Opfer aus. Völlig in Rage droht sie den Bundespolizisten: "Ich jage Dir eine Kugel in den Kopf!" und "Ich steche Dich ab!"

Einhandmesser griffbereit in der Hosentasche

Bei der Durchsuchung am Bahnhof Erlangen zeigt sich, dass die Frau ein Einhandmesser griffbereit in der Hosentasche hat. In 40 Jahren Dienst habe er einen solchen Ausraster, der etwa 20 Minuten dauerte, noch nicht erlebt, so einer der Polizeibeamten. "Ich hatte das starke Gefühl, sie stand unter Drogen."

Auch die erfahrene Strafrichterin Christine Schäl ist überrascht: "So eine Bisswunde habe ich noch nicht gesehen." Die Zahnabdrücke sind tief im Fleisch des linken Oberarmes zu finden. Obwohl der Polizeibeamte nicht nur ein Hemd, sondern auch eine Jacke anhatte. An der zerbissenen Kleidung entstand ein Schaden von 115,61 Euro. Aufgrund der Attacken war der Bundespolizist, der auch am Ellbogen und am Knie verletzt worden war, vier Wochen dienstunfähig. Als es um das Schmerzensgeld geht und ihm bekannt wird, dass die Angeklagte es nicht wird zahlen können, verzichtet er auf die angebotenen 750 Euro. Denn bei einer Summe ab 500 Euro springt der Staat für seine Bediensteten ein. "Das will ich nicht. Ich bin ja auch Steuerzahler."

Videoaufnahme sagt alles

Mit ihrer Ansicht, sie habe sich kooperativ und ruhig verhalten, die Polizisten hätten völlig unangemessen gehandelt, bleibt die Angeklagte allerdings allein. Keiner der Zeugen, auch nicht die Videoaufzeichnung der im Zug angebrachten Überwachungskameras, stützt die Darstellung der Angeklagten, die behauptet, dass die Polizisten sie unangemessen behandelt hätten. Außerdem seien sie ja gar nicht zuständig gewesen. Ihr Biss sei im Reflex erfolgt.

Daraufhin berichtet die Schaffnerin, dass die Beamten zunächst beruhigend auf die Schwarzfahrerin eingeredet hätten. Die Aggressionen seien allein von der Angeklagten ausgegangen. Solch handgreifliches Verhalten nehme leider immer mehr zu, gab die Zugbegleiterin zu Protokoll.

"Keine Spur von Respekt"

Staatsanwalt Ralph Zenger forderte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Er sah den Widerstand gegen die Beamten und den tätlichen Angriff auf die Männer als erwiesen an. Hinzu sind die Bedrohungen und Beleidigungen, gekommen, es gab eine vorsätzliche Körperverletzung und eine Sachbeschädigung.

Angesichts der fehlenden Einsicht und der vielen Vorstrafen wegen vorsätzlicher und versuchter Körperverletzung, Beleidigung, Sachbeschädigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Einfuhr von Betäubungsmitteln, alles Delikte, die die Frau an den Amtsgerichten Nürnberg, Fürth, München und Köln "gesammelt" hatte, sah der Staatsanwalt keinen Spielraum für eine Bewährung. "Von Respekt gegenüber anderen Menschen keine Spur."

Ausweisung für fünf Jahre

Am Ende stieß sogar ihr Pflichtverteidiger Stefan Wagner aus Würzburg ins gleiche Horn. Wenn die mehrfach vorbestrafte Frau ihre Strafe abgesessen hat, wird sie Deutschland für die nächsten fünf Jahre verlassen und in ihre kroatische Heimat zurückkehren müssen. Das hatte das Landratsamt Forchheim bereits vor dem Prozess am Amtsgericht Bamberg verfügt.