Forchheim: Hier entlang zum Radverkehrskonzept

20.2.2020, 07:00 Uhr
Forchheim: Hier entlang zum Radverkehrskonzept

© Foto: Stefan Hippel

Der Landkreis Forchheim besteht zum größeren Teil aus einer Gegend, in der viele Menschen von außerhalb gerne Urlaub machen. Sie wandern, klettern, fahren auf der Wiesent, angeln, kehren ein und – bewegen sich auch auf dem Rad durch die überwiegend schöne Landschaft der Fränkischen Schweiz. Diese Spezies der touristischen Radler, vor allem aber die artverwandten Alltagsradler, die ihre Homebase im Landkreis haben, stehen im Mittelpunkt eines Radverkehrskonzeptes, das demnächst in Auftrag gegeben werden soll.

Der Bau- und Verkehrsausschuss des Kreistages hat in seiner jüngsten Sitzung dafür den Weg frei gemacht. Im vergangenen Jahr hatte die FW- Fraktion einen entsprechenden Antrag gestellt, der sich laut Landrat Hermann Ulm (CSU) hier nun "gut einfügt". Der Auftrag wird ausgeschrieben und soll rund 60 000 Euro an Volumen umfassen. Klimaschutzmanager Dominik Bigge schilderte den – überwiegend ohnehin für den Radverkehr sehr empfänglichen – Kreisräten, dass der Landkreis quasi unter hohem, auswärtigen Druck steht: Die Nachbarlandkreise Erlangen-Höchstadt und Bamberg, aber auch Kulmbach, Nürnberger Land, Wunsiedel und Hof haben bereits Radverkehrskonzepte erstellt oder beauftragt.

Hauptamtliche Beauftragte

Es gebe Arbeitsgruppen mit den Landkreisen BA und ERH für den grenzüberschreitenden Radverkehr entlang der Regnitz, sprich: für die Radautobahn Bamberg-Nürnberg. Anders als Forchheim hätten einige Nachbarn in ihren Landratsämtern sogar hauptamtliche Radverkehrsbeauftragte beschäftigt.

Mit anderen Worten: Forchheim steht beim Radverkehr unter Zugzwang. Nicht, dass hier noch nichts geschehen sei, so Bigge. In einem ersten Schritt wurde die "Digitalisierung der Radwege im Landkreis" umgesetzt. Rainer Lampl vom Fachbüro "Green Solutions" aus Murnau trug die Ergebnisse vor.

"Digitalisierung der Radwege" bedeutet: Alle Strecken im Landkreis, die als Radwege gelten, wurden im letzten Jahr abgefahren und digital erfasst. Von der Breite bis zur Länge, vom Belag bis zur Beschilderung, von den Anschlüssen bis zu Gefahrenstellen und Knotenpunkten. 570 Kilometer wurden so erfasst, wobei auch kleine Nebenstraßen ohne eigenen Radweg dazu zählen. Lampl arbeitet mit seinem Geo-Informationsunternehmen für Auftraggeber von Rügen bis zum Gardasee. Daher weiß er: Der Landkreis Forchheim ist schon weiter als viele andere Kommunen. Aber: "Es ist noch deutlich Luft nach oben."

Einer der Nutznießer der Datenbasis ist die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Sie braucht belastbare Informationen, um die Urlaubs- in eine Radreiseregion weiterentwickeln zu können. Denn der Trend zum Radeln wächst messbar, wie Rainer Lampl anhand statistischer Daten erklärte. Sowohl im touristischen Bereich als auch im Alltag, zum Beispiel bei Pendlern. Jede Gruppe hat leicht unterschiedliche Bedürfnisse, auf die ein "integriertes Radverkehrskonzept" Rücksicht nehmen muss.

Unterschiedliche Bedürfnisse

So will der Alltagsradler, der sich in einem Umkreis von fünf bis zehn Kilometern zu seinem Wohnsitz bewegt, möglichst schnell von A nach B kommen. Entsprechend müssen die Wegeverbindungen gestaltet sein. Die Touristin auf zwei Rädern dagegen möchte die Landschaft genießen und zu sehenswerten Punkten geleitet werden. Nicht die schnellste, sondern die schönste Route ist ihr wichtig. Vielleicht noch ergänzt um gastronomische Hinweise.

Wobei hier der Hase im Pfeffer liegt: Gasthäuser eröffnen und schließen, Öffnungszeiten und Angebot ändern sich – mit Schildern allein ist die ganze Bandbreite nicht aktuell zu halten und die digitale Präsentation der Häuser ist ebenfalls nicht immer optimal, hieß es in der Diskussion. Mit den vorliegenden Daten wurde aber zumindest ein Arbeitsauftrag verbunden: Das Tiefbauamt soll alle identifizierten Gefahrenpunkte betrachten und gegebenenfalls für Abhilfe sorgen. Zum Beispiel Engstellen beseitigen, Poller im Radweg versetzen, gefährliche Überwege und Kreuzungen umgestalten. Tiefbauchef Dieter Els erklärte, schon einen Blick auf die Liste geworfen zu haben: "Die meisten der 41 Gefahrenstellen mit Handlungsbedarf sind konform mit der Straßenverkehrsordnung." Sprich: Der Handlungsdruck ist erst einmal nicht so hoch. Aber: "Es sind auch zwei bis drei Punkte dabei, wo wir was machen müssen."

Ganz sicher etwas machen muss die Stadt Forchheim. Denn anders als im größten Teil des Landkreises entspricht die Radverkehrsbeschilderung in der Stadt nicht mehr der aktuellen Norm. Außerdem soll in Workshops mit den Gemeinden über Lückenschlüsse im Radwegenetz sowie über neue, wichtige Verbindungen zwischen den Dörfern gesprochen werden.

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