Forchheim im Jahr 2026: Die Visionen der drei OB-Kandidaten

17.2.2020, 05:54 Uhr
Forchheim im Jahr 2026: Die Visionen der drei OB-Kandidaten

© Foto: Ulrich Graser

Die Frage "Wo sehen Sie sich/die Firma in fünf Jahren?" darf bei keinem ordentlichen Bewerbungsgespräch fehlen – erst recht nicht, wenn es um das höchste politische Amt in Forchheim geht (mit der Erweiterung auf sechs Jahre, also einer Legislaturperiode).

Beim NN-Forum mit den drei OB-Kandidaten präsentierten denn auch Amtsinhaber Uwe Kirschstein (SPD) und die Herausforderer Udo Schönfelder (CSU) und Annette Prechtel (FGL) ihre "Vision" für die Stadt im Jahr 2026 – also dem Ende ihrer nächsten beziehungsweise ersten Amtszeit. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Innenstadtentwicklung und dem Leerstandsmanagement.

Das Live-Video des ganzen Abends können Sie hier noch einmal anschauen. Eine Zusammenfassung zu den Debatten des Abends finden Sie hier. Der Hinhörer des Abends: Amtsinhaber Uwe Kirschstein kündigte ein Kulturamt an - mehr dazu hier.

Seit 1996: Gleicher Paradeplatz

"Ich hoffe, dass wir in sechs Jahren ein saniertes Rathaus haben, das dann Haus der Begegnung ist", begann Prechtel ihren Blick in die Glaskugel. Gleichzeitig sollte bis dahin die Generalsanierung des Streits- und Frechshauses "mindestens" angefangen haben. "Und wir haben hoffentlich auch den Paradeplatz gemacht", so die Grünen-Kandidatin. "Denn es kann doch jetzt nicht wahr sein, dass wir das wieder verschieben", ärgerte sie sich.

Seit sie im Stadtrat sitze (das ist, wie bei Schönfelder, seit 1996) sei die Umgestaltung des Paradeplatztes ein Thema. Getan habe sich aber nichts. "Wenn er in sechs Jahren noch genau so ausschaut wie jetzt, dann, tut mir leid, haben wir was falsch gemacht", so die FGL-Politikerin.

Beim Thema Leerstände könne sie nicht verstehen, wie man von einem Verwaltungsneubau sprechen könne und dabei Leerstandsmanagement einfordere. Prechtel: "Wenn wir die Verwaltung rausziehen aus den Räumen, wo sie jetzt ist, müssen wir gleichzeitig dazu sagen, was da dann rein soll, wer diese Gebäude saniert und wem sie dann gehören – unsere ,Postkartenansicht‘?" Für sie gehöre die Stadtverwaltung in die Innenstadt, "für mich gehören diese Räume von der Stadt erhalten und saniert". Hier nickte Udo Schönfelder zustimmend.

Im Jahr 2026: Keine Leerstände

Dessen Wunschvorstellung des künftigen Forchheims erwiesen sich dann als ausgesprochen blumig. "Wir haben keine Leerstandsmanagerin mehr, weil wir keinen Leerstand haben", sagte Schönfelder mit Blick auf Forchheim im Jahre 2026.

Ferner habe man "eine super Begrünung in der Innenstadt, schöne Bäume, schöne Pflanzkübel, glückliche Menschen jeglicher Generation, die sich in der Altstadt die Sonne auf den Bauch scheinen lassen – und einfach eine super Stimmung."

Zu dieser Stimmung sollen nach seinen Vorstellungen E-Bike-Ladestationen beitragen ebenso wie Händler und Gastonomen, die gute Umsätze machen (Schönfelder: "Auch mehr fränkische Gastronomen, da haben wir Nachholbedarf"). Er möchte "einfach ein schönes, fränkisches Forchheim, ein vitales Forchheim mit supergeilen Läden und Eisdielen" und allem, was dazugehöre. "Und mit Wasserspielen", ergänzte der Oberbürgermeister-Kandidat der Christsozialen.

Das könne er wohl kaum noch toppen, meinte der Moderator des Forums, der stellvertretende NN-Redaktionsleiter Ulrich Graser, nach den Ausführungen des CSU-Herausforderers an Uwe Kirschstein gerichtet. Dafür gab es einige Lacher aus dem Publikum, auch Schönfelder konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen.

Gemeinsame Sichtweise

Das Kandidaten-Trio habe eine gemeinsame Sichtweise zur Frage, wie man die Attraktivität der Innenstadt steigern könne, sagte der Sozialdemokrat Uwe Kirschstein. "Wir brauchen Menschen. Denn es sind Menschen, die die Innenstadt lebendig machen." Deshalb teile er auch die Ansicht seiner Kontrahenten, dass die Stadtverwaltung in der Innenstadt bleiben müsse.

Heute habe man rund 450 Mitarbeiter in der Verwaltung, davon arbeiteten nur etwa 160 in der Innenstadt. "Wir haben keine Räume mehr, keinen Platz", so Kirschstein. "Aber ich brauche dringend neue Mitarbeiter, um die Herausforderungen, die vor uns liegen, bewältigen zu können."

Man könne nun "wahnsinnig viel Geld" in die Hand nehmen, um die bestehenden Verwaltungsgebäude (insbesondere in der Schulstraße) zu sanieren. Oder man erkennt den Aufwand als zu hoch an und entscheide, dass es besser sei, das Geld in ein neues Gebäude zu investieren. Weil er "Sachen immer ganzheitlich und nicht isoliert" betrachte, sei ein "Verwaltungsneubau alleine" kein Thema, so Kirschstein. Ihm gehe es vielmehr um "Perspektiven" und die "Notwendigkeiten" wie man Arbeitsprozesse organisieren wolle.

Verwaltung in der Egloffsteinstraße?

Als Beispiel führte er das FFW-Haus in der Egloffsteinstraße auf. "Dieses Gebäude hat Mängel, wir bauen da gerade noch an, brauchen aber trotzdem eine Perspektive", sagte Kirschstein. "Also bin ich gerade auf der Suche nach einem neuen Ort für die Feuerwehr." Sei dieser gefunden (ein entsprechendes Grundstück hätte er bereits, meinte der OB vielsagend), könne die FFW umziehen und die Stadtverwaltung in das Gebäude in der Egloffsteinstraße einziehen. Damit wäre man "innenstadtnah und alle Mitarbeiter können zentral an einem Ort sitzen, die Prozesse werden effizient".

Die aktuell sechs verschiedenen Verwaltungsstandorte in Forchheim hielt der Oberbürgermeister für "ein Unding für eine moderne Stadt". Deshalb müsse es einen "zentralen Ort" als Anlaufstelle für Bürger – ein Bürgerbüro – geben. Diesen Ort sehe er, Kirschstein, ebenfalls "perspektivisch" und erklärte: "Der wird 2026 zwar noch nicht fertig sein, aber wir werden 2026 damit angefangen haben."

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