Forchheim: Jamily treibt Kellertemperatur hoch

20.12.2017, 11:24 Uhr
Forchheim: Jamily treibt Kellertemperatur hoch

© Foto: Udo Güldner

Ein Bassist hat es nicht leicht. Ständig steht er hinter dem Gitarristen. Niemand nimmt ihn wahr. Aber diesmal war es für Tobias "Tobi" Seitz eine noch größere Herausforderung. Einige Male überraschten ihn seine Jamily-Kollegen mit Songs, deren Bass-Linien er dann im Sitzen vom Blatt spielte.

Und dann waren da noch die ganz und gar nicht winterlichen Temperaturen, die das hervorbrachten, was "Der Ente" beim Offenen Podium an gleicher Stelle als "Arschwasser" besungen hatte. Für den rhythmischen Handwerker und seine Kollegen bedeutete dies greifbare Schwierigkeiten an den nicht ganz rutschfesten Saiten. Davon ließ sich das Publikum allerdings nicht aus der Feierlaune bringen.

Nach längerer Pause saß Johannes "Noppi" Noppenberger von der Kult-Band "Black Mambas" wieder am Schlagzeug, wobei er sich mit Christian "Chris" Weigl abwechselte, einem Drittel von "Jung, schön und freundlich". Es glich einem Wunder, dass ihm inmitten des Schwitzkastens namens Bühne die herumwirbelnden Sticks nicht abhanden kamen. Hatte Carrie Underwood den Namen ihres letzten Liebhabers vergessen — Gerhard "Gerdi" Weiß half ihr stimmlich auf die Sprünge. Hatten die Rolling Stones Sympathie mit dem Teufel — der Megafon-Vorsitzende trieb den pferdefüßigen Gentleman mit Samba-Rhythmen aus. Nur um dann mit Tom Petty & The Heartbeakers dem letzten, tödlichen Tanz Mary Janes zu folgen.

Nur noch Platz für Handtücher

Als einzige Frau in der Jamily-Band sang Katrin "Kati" Ritter, an der Seite Peter Lassners, wie zuerst Bruce Springsteen und später Manfred Mann´s Earth Band vom Licht geblendet wurden. Das Duo behielt aber den Durchblick und verwandelte den Kulturkeller in einen Dancefloor. Das seltene Kunststück, gleichsam aus der Hüfte zu singen, vollbrachte Frank "Franky" Polster. Als es im JTF heißer wurde, schien er Gefallen an der karibischen Atmosphäre und den Reggae-Rhythmen zu finden.

An den Gitarren fegten Wolfgang "Wolfi" Hoffmann, Andreas "Andi" Klier und Altmeister Rainer "Ade" Adebahr über die für so viele Musiker eigentlich schon zu kleine Bühne. Es blieb gerade noch Platz für die Legion an Handtüchern, die das aufnahmen, was zuvor in die Klangkörper eingefüllt worden war, um die Kehlen zu kühlen.

In einer der Pausen galt es denn auch, die Kleidung zu wechseln und das "The Who"-Shirt gegen eines mit AC/DC-Aufdruck auszutauschen. Allerdings gerieten die Plastik-Plektra, mit denen die Saiten zum Schwingen gebracht wurden, bei Santanas "Jingo", 10ccs "Dradlock Holiday" oder Tito Puentes "Oye como va" in Gefahr, wegzuschmelzen. Wenn es um Blues-Rock ging, war Fabian Wegmann an den Tasten ganz in seinem groovigen Element.

Wunde Finger

Nur zwei Kurzauftritte hatte Rudolf "Rudi" Neite, der einmal den "Sultans of Swing" der Dire Straits mit seiner Gitarre huldigte, ein anderes Mal der "Sexy" Kati Ritter in Westernhagen-Weise verfallen war. Es war schon "In the midnight hour", Billy Idol rief gerade nach "mehr, mehr, mehr", da feierte Jamily-Chef Adebahr Geburtstag.

Es war der krönende Abschluss eines fantastischen Konzertes, das kein Körperteil bewegungslos zurückgelassen hatte. Nach fünf Stunden war die Erschöpfung den Musikern in die wunden Finger geschrieben. Da kommt der Winterschlaf gerade recht.

Der nächste "Sunday Afternoon Jam" der Musikerinitiative Megafon findet im Rahmen der "Forchheimer Kulturwochen" am 4. März 2018 um 17 Uhr im Kolpinghaus statt. Der Eintritt ist frei. Wer ein Instrument mitbringt, darf selbst auf die Bühne.

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