Konzerte

Forchheim: Klasse statt Masse bei den Afrika Kulturtagen 2021

15.6.2021, 20:00 Uhr
Forchheim: Klasse statt Masse bei den Afrika Kulturtagen 2021

© Franz Weingartner

Die NN haben sich erkundigt, was angesichts der Corona-Beschränkungen überhaupt möglich ist – und sind auf einen Konzert-Höhepunkt des Jahres gestoßen.

Nun ist klar, dass es keinen bunten Basar rund um die Kaiserpfalz geben wird: Keine Händler, die traditionelle Kleidung, schmackhafte Gerichte oder Souvenirs aller Art feilbieten. Auch keine kleinen Konzerte während des Wochenendes und auch keine hochkarätige Begleit-Ausstellung im Pfalzmuseum.

Forscht: „Bis zuletzt hatten wir gehofft, zumindest eine kleine Afrika-Insel vor dem Amtsgericht genehmigt zu bekommen.“ Da hätte man dann vier oder fünf Stände aufgebaut mit kulinarischen Köstlichkeiten und sehenswertem Kunsthandwerk. „Der Vollzug der Corona-Regeln hat uns aber einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.“ Auch im Pfalzgraben bleibt es demnach still. Für alle Freunde der Afrika Kulturtage ist das eine herbe Enttäuschung.

Trotz aller Rückschläge will Forscht aber nicht jammern. Im Gegenteil. Er freut sich über ein ganz besonderes Konzert: Mamadou Diabaté (47) aus dem westafrikanischen Burkina Faso kommt mit seinem Ensemble. „Vor elf Jahren habe ich ihn in Nürnberg live gehört und war begeistert.“
Der Balafon-Spieler gehört zu den Besten seines Fachs weltweit. Das liegt daran, dass er in eine Griot-Familie hineingeboren wurde, die seit Generationen von der Musik und dem Geschichtenerzählen lebt. Andere solche Künstler-Dynastien sind die Traorés, die Cissés und die Kouyatés. Erste Erwähnungen der Diabatés findet man im Sunjata-Epos aus dem 13. Jahrhundert, das von der Gründung des Mali-Reiches durch den sagenhaften Helden Sunjata erzählt.

Als fünfjähriger Junge bekam Mamadou Unterricht von seinem Vater Penegue Diabaté, dessen Balafon-Musik lange Zeit das Erkennungssignal von „Radio Burkina“ war und lernte später noch weitere Instrumente wie die Jägerharfe Ngoni, die Basstrommel Dundun oder die sprechende Trommel Lunga. „Er kann alleine mit seinen Fingern Worte erzeugen“, so Forscht. Bei einem Auftritt in seiner Wahlheimat Wien, wo er seit 21 Jahren lebt, habe Mamadou einmal seiner zufällig im Publikum anwesenden Schwester eine Botschaft zukommen lassen. Nur durch die Töne des Balafons, das man mit einem Xylofon vergleichen könnte, und ohne jeden Gesang, brachte er sie dazu, einem anderen Zuhörer den Pullover auszuziehen. „Sie sprechen über die Musik miteinander. Das kann man sich gar nicht vorstellen.“

Auch die Virtuosität sucht ihresgleichen. Mamadou verdankt sie seinem Lehrer Daouda Diabaté, der so streng gewesen sei, dass Mamadou sehr oft mit mangogroßen Beulen am Kopf herumgelaufen sei. Zumindest erzählt das Mamadou, dem nachgesagt wird, er habe deshalb mehr als zwei Hände. Aus der Weltmusik-Szene ist Mamadou mit seinem Instrument aus hölzernen Klangstäben, hohlen Kürbissen und zwei Schlegeln inzwischen nicht mehr wegzudenken.

Mamadou wird seinen Cousin Yacouba Konaté dabei haben, der sich mit ihm ein Duell am Balafon liefern wird. Beide gehören dem Volk der Sambla an, die im heißen und trockenen Klima im Westen Burkina Fasos Ackerbau betreiben, arm an Besitz sind sie, doch reich an Musik. Sie ist überall präsent. Das von Mamadou im Jahre 2006 gegründete Ensemble „Percussion Mania“ wird durch Alex Meissl aus Bad Aussee am E-Bass und Cheikh Ibrahima Fall an der Djembe vervollständigt.

Um möglichst vielen Zuhörern dieses einmalige musikalische Ereignis zu ermöglichen, hat Hubert Forscht die Künstler für zwei aufeinander folgende Abende engagiert. „Wir haben jeden Abend 100 Plätze unter freiem Himmel zur Verfügung.“

Karten für die Konzerte am 2. und 3. Juli, 20 Uhr, im Innenhof der Kaiserpfalz gibt es im Vorverkauf beim Jungen Theater Forchheim unter www.jtf.de und bei den Nordbayerischen Nachrichten unter Telefon (0911) 216-2777 oder im Ticketcorner, Hornschuchallee 7, in Forchheim.

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