Forchheim: Neue Geländer-Alternative für den Kellerwald

13.5.2020, 19:00 Uhr
Forchheim: Neue Geländer-Alternative für den Kellerwald

© Foto: Birgit Herrnleben

Bauamtsleiter René Franz ist ein Mann, der keine Umschweife macht, der nur fünf Worte braucht für eine Anamnese der Kellerwald-Geländer: "Erfüllt Null die Bayerische Bauordnung."

Teils durchgemorscht, marode, brüchig und gefährlich: So präsentiert sich ein Großteil der Kellerwald-Geländer. Die hölzernen Konstruktionen mit ihrer so typisch gekreuzten Form in der Mitte sind so luftig, dass Kinder problemlos hindurchfallen können und niedrig genug, um über das Geländer hinweg in die Tiefe zu stürzen. Auch muss ein Geländer eine sogenannte Holmlast sicherstellen, etwa dann wenn beim Annafest hunderte Menschen dicht vor den Geländern tanzen und sich darüber lehnen – doch dies ist bei den Holzkonstruktionen nicht gewährleistet.

1135 Meter Geländer

Bereits im November vergangenen Jahres wurden den Stadträten in einer Sitzung vom Erlanger Büro Gräßel vier mögliche Kellerwald-Geländer-Prototypen als Muster präsentiert. Dass eine neue Umwehrung nicht zum Schnäppchen-Preis zu haben ist, das wurde damals bereits deutlich: Die Geländer schlängeln sich auf einer Länge von insgesamt 1135 Metern, die Kosten der feuerverzinkten, polyesterbeschichteten Stahlkonstruktion summieren sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Auch sei das Geländer keine "08/15-Umfassung", sondern eine "einmalige Sache, nur für Forchheim gemacht und prädestiniert für den Kellerwald", warb Markus Gräßel.

"Für 1135 Meter brauchen wir einen Gestaltungsrahmen, jeder Keller ist einzeln zu beplanen", so Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD), der in der jüngsten Sitzung auch auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt hinwies. "Wir legen heute nicht jeden einzelnen Meter Geländer fest, sondern entscheiden über den Typus, mit dem wir arbeiten können." Man müsse beim Thema Geländer "in Schritten vorangehen und den Dialog mit den Wirten führen", betonte das Stadtoberhaupt. Denn: "Die Kostenträgerschaft ist noch nicht geklärt." Jedoch sei "die Bereitschaft der Stadt da, einen Teil der Kosten mitzutragen".

Die Geländer-Präferenz der Stadträte damals fiel einstimmig auf eine Stahlvariante mit in sich gedrehten Streben, einhergehend mit der Bitte, ein solches Geländer-Modell doch auch in natura an Ort und Stelle zu montieren. Eine gute Entscheidung, wie sich beim Ortstermin am Hofmanns-Keller und bei der anschließenden Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses zeigte: Denn, um es vorsichtig auszudrücken, die Stahlkonstruktion rief unter den Räten nicht wirklich Entzückungsschreie hervor. Bereits im Vorfeld wurde in den sozialen Netzwerken emotional über das Stahlgeländer diskutiert.

"Der Spielraum ist sehr eng"

Holger Lehnard (CSU) fand bei der aktuellen Sitzung im Kolpingshaus "das Modell ist schöner als es in Wirklichkeit ist". Er vermisste den Werkstoff Holz, "eine Holzverblendung könnte ich mir vorstellen". Manfred Hümmer (FW) fand die Stahlkonstruktion "optisch gewöhnungsbedürftig", mahnte jedoch auch an, dass "die Sicherheitsvorschriften uns keine großen Wartezeiten erlauben". Deswegen sei ein solches Stahlgeländer "aus Vernunftgründen alternativlos. Der Spielraum ist sehr eng, die Bauordnung gibt uns vor, was zu tun ist", meinte Hümmer, der im Laufe der Sitzung sich auch für eine Kombination aus Stahl und Holz erwärmen konnte. Ein "modernes Fahrzeug mit Oldtimer-Karosserie", könne er sich vorstellen.

Auch Philipp Blümlein (JB) wollte die Stahlkonstruktion "so nicht mittragen" und warb ebenfalls für eine Holz-/Metallkonstruktion. Josua Flierl (CSU) zog die Gefühlskarte: "Das Herz der Forchheimer hängt am Kellerwald. Wir treffen eine Entscheidung, die die Menschen berührt und haben uns noch zu wenig Gedanken über Alternativen gemacht." Auch er, Flierl, wünsche sich eine Alternative mit "dem Element Holz".

"Das sieht gut aus, und ist stabil", meinte Edith Fießer (FGL), die sogleich ein Aber hinterherschob: "Dieses technische Meisterwerk passt nicht zum Kellerwald." Auch Fießers Fraktionskollege Johannes Mohr fehlte "die Alternative Holz". Einzig die SPD-Stadträte Reiner Büttner und Atila Karabag waren rundum begeistert: Büttner zeigte sich "positiv überrascht. Das ist filigran, passt zum Wald und ist ein Alleinstellungsmerkmal". "Die Lösung erfüllt Nachhaltigkeit, ist wartungsfrei, ich kann mich gut damit anfreunden" (Karabag). Tino Reichardt (FDP) schwärmte gar: "Sieht hervorragend live aus."

Dass das Thema Geländer im Kellerwald nicht separiert zu sehen sei, sondern der Kellerwald als Ganzes mit der Erarbeitung einer neuen Kellerwaldsatzung verknüpft sein muss, darüber war man sich einig. Denn nicht nur Geländer, auch Treppenstufen etwa müssten genauer unter die Lupe genommen und saniert werden. In punkto Kosten wies OB Kirschstein auch auf die Gespräche mit dem Münchener Landesamt für Denkmalpflege und der von Landtagsabgeordnetem Michael Hofmann (CSU) avisierten "Kellerwald-Million" hin (wir berichteten). "Wir gehen frohen Mutes davon aus, dass uns der Freistaat unterstützt." Udo Schönfelder (CSU), neuer "Annafest-Bürgermeister" kündigte an, "dass die Kellerwald-Satzung heuer fertig werden soll. Das vierte Quartal ist unser Ziel".

Nach ausgiebiger Diskussion wurde das Büro Gräßel beauftragt, eine weitere Geländer-Variante als Stahl/Holzkombination auszugestalten.

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