Forchheim: OB kritisiert Handel-Lockdown und sorgt sich um die Innenstadt

17.12.2020, 05:58 Uhr
Leere Straßen in der Stadt gab es schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.

© Ralf Rödel Leere Straßen in der Stadt gab es schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.

Es ist kein normales Jahr, das zu Ende geht. Weder in der Welt noch in Deutschland und auch nicht in Forchheim.

Das ist einer von mehreren Gedanken, die Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) nicht nur den Stadträten, sondern auch der Öffentlichkeit auf den Weg in die Weihnachtszeit und das neue Jahr mitgeben wollte. Neben Positivem waren es auch nüchterne Betrachtungen, die der OB in seiner Jahresschlussansprache unterbrachte. Zu tun hatte das nahezu alles mit der dominierenden Corona-Pandemie.

Wie wichtig es sei, gut mit dem Geld zu haushalten, zeige sich gerade jetzt. Die Stadt könne dank eines finanziellen Polsters den örtlichen Gewerbebetrieben bei der Zahlung der Gewerbesteuer mit Herabsetzungen und Stundungen entgegen kommen.

"Viele werden scheitern"

"Dennoch werden an dieser Krise viele Unternehmen scheitern", sagte der OB und blickte mit Sorgen auf die Entwicklung von Forchheims Innenstadt. Auch wenn der Bund 90 Prozent der Fixkosten übernehme, würde das den Unternehmen nicht helfen. "Das Weihnachtsgeschäft ist das wichtigste im Jahr."

Trotz gestiegener Sparquote werde das Geld weiterhin für Konsum ausgegeben und zwar im Internet, beschrieb Kirschstein die Folgen des derzeit gültigen Lockdowns. "Wir ziehen die wichtige Wertschöpfung vom lokalen Handel dauerhaft ab. Internethändler sponsern keinen Sportverein."

Auch auf die sozialen Auswirkungen ging der OB ein: "Viele Familien können nicht mehr, insbesondere Frauen sind mal wieder die Verlierer dieser Krise." Mütter befänden sich im "physischen und psychischen Dauerstress", sagte der OB mit Blick auf die zeitweisen Schul- und KitaSchließungen. Es sei richtig, mit Vorsicht zu agieren, aber es sei falsch, "Angst zu verbreiten". Das verhindere klares Denken.

"Mehr Mutmacher"

"Wir brauchen weniger Angst, dafür mehr Mutmacher", so der OB und appellierte an die Stadträte, besonnen zu agieren und Gemeinschaft vorzuleben. "Füreinander da zu sein geht auch mit Abstand."

Es ist nicht das erste Mal, dass der Oberbürgermeister Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus kritisch beurteilt. Für bayernweites Aufsehen gesorgt hatte vor wenigen Wochen seine Entscheidung, städtische Kitas nicht an einer Studie zu beteiligen, die Aufschluss darüber geben sollte, wie stark Kinder das Virus verbreiten.

Kurz ging Kirschstein auf das Arbeitspensum der Stadt und der Stadträte ein. Dieses sei "enorm". Das liegt auch an vielen parallel laufenden und zu planenden Großvorhaben in der Stadt. Das sei auch an der Statistik abzulesen. 2020 seien 683 Themen vom Stadtrat behandelt worden.

Intensiv beschäftigt haben den Stadtrat die Projekte Generalsanierung Rathaus, Zukunft Kolpinghaus, die Neugestaltung des Paradeplatzes oder des Katharinenspitals. Der OB schloss mit den Worten: "Nur gemeinsam können wir die aufkommende Spaltung und den schwelenden Hass überwinden. Ich wünsche mir einen Überbietungswettbewerb in Sachen Nächstenliebe."

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