Forchheim: Schnelle Radverbindung nach Nord und Süd

21.4.2020, 06:00 Uhr
Forchheim: Schnelle Radverbindung nach Nord und Süd

© NN-Infografik

Radfahren liegt im Trend. Um zehn Prozent steigt der Umsatz auf dem Fahrradmarkt pro Jahr – und das seit 2010. Vor allem der Marktanteil der E-Bikes, der inzwischen fast bei 25 Prozent liegt, hat darauf einen großen Einfluss. 

Dadurch angetrieben erlebt auch das Thema „schnelle Radverbindungen“ einen Boom, zumindest auf konzeptioneller Ebene. Das Ziel der Politik: Radfahren soll nicht nur eine Form von Tourismus und Naherholung sein, sondern stärker in den Alltag integriert werden. Die bayerische Staatsregierung will den Radverkehrsanteil bis 2025 auf 20 Prozent steigern.

Mangelnde Infrastruktur

Diese Entwicklung wird jedoch häufig durch die mangelnde Infrastruktur ausgebremst. Zwei Drittel der Radfahrten sind demnach kürzer als zwei Kilometer, heißt es in einem Bericht zur Mobilität in Deutschland. Das soll sich ändern. Auch im Landkreis Forchheim, der dazu mit den Nachbarlandkreisen Bamberg und Erlangen-Höchstadt zusammenarbeitet. 

In den Blick genommen haben die Planer dabei eine Route, die schon lange von Radfahrern genutzt wird am Main-Donau-Kanal entlang von Bamberg über Forchheim nach Erlangen. Sie soll so aufgewertet werden, „dass sie als Alltagsroute zügig und ohne Schikane für Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit nutzbar ist“, erklärt Dominik Bigge. 

Er ist für den Landkreis Forchheim federführendes Mitglied im Arbeitskreis „Schnelle Radverbindung Bamberg-Forchheim-Erlangen“ und war einer der Teilnehmer der Auftaktsitzung im Januar. Bei dieser haben sich alle Beteiligten, darunter die Landräte von Bamberg und Forchheim, Bürgermeister der betroffenen Gemeinden und Vertreter von Bauämtern sowie der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, über die Routenführung und Qualitätsstandards verständigt. Und über das Ziel, das in der Pressemitteilung anschließend so formuliert wird: „Das neue Premium-Angebot soll das alltägliche Radfahren auf der einwohner- und pendlerstarken Achse zwischen den starken Wirtschaftsstandorten im Regnitztal fördern“ und so „eine attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr“ sein. 

Bis es jedoch soweit ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen. „Wir haben eine grobe Skizze der Routenführung“, erklärt Dominik Bigge. Soll heißen: Die Planer wissen, welches der bestmögliche Weg ist. Die Details jedoch stehen noch nicht fest. Zunächst gehe es um Grundlegendes: „Wo kann man die Wirtschaftswege der Schifffahrtsverwaltung am Kanal nutzen, wo gibt es gemeindliche Radwege, wo muss man auf Straßen ausweichen“, sagt er.

Zudem haben sich die Beteiligten über die Qualität des zukünftigen Weges als „Radhauptverbindung“ verständigt. Laut Definition ist die Route damit eine Verbindung, die die Nutzerzahlen eines Radschnellwegs nicht erreichen kann, aber dennoch von höherer Bedeutung ist und somit komfortabel und zügig zu befahren sei. Mindestens mit 20 Stundenkilometern sollen die Radfahrer hier unterwegs sein können. Das heißt auch, dass die Strecke komplett asphaltiert sein und es möglichst wenig Beeinträchtigungen durch Kreuzungen oder Straßenquerungen geben sollte. 

"Einige Nadelöhre"

Genau hier geht es in die Detailplanung, denn am Kanal entlang gibt es laut Dominik Bigge so einige „Nadelöhre“, die im Zuge der Planungen angegangen werden müssen. Im Landkreis Forchheim sind das vor allem drei Stellen: die Brücke über den Kanal bei Neuses, der Yachthafen in Forchheim und die Schleuse in Hausen. „Bei der Neuseser Brücke zum Beispiel muss man den Kanal überqueren, die Wegführung, um dorthin zu kommen, ist aber auf beiden Seiten umständlich“, erklärt Bigge.

Gelöst werden könne dieser „Knotenpunkt“ nur in Abstimmung mit der Gemeinde: „Da gibt es noch Diskussionsbedarf.“ Und da liegt auch das derzeitige Problem: „Normalerweise würden wir uns einfach bei einem Ortstermin mit den Beteiligten von Bauamt und Gemeinde treffen und uns überlegen, wie wir die Sache angehen könnten“, sagt Bigge.

Doch wegen der Einschränkungen durch das Coronavirus sei das momentan nicht möglich. Entsprechend liegen die Planungen auf Eis. Am Ziel, die komplette Route noch in diesem Jahr festzulegen, soll aber festgehalten werden. 

Darauf hofft auch Bernd Ruppert. Als neuem Bürgermeister von Hausen steht für ihn die Förderung des Radverkehrs weit vorne. Die neue Premium-Verbindung – und die Engstelle „Schleuse Hausen“ ist einer der Punkte, den er mit angehen will. „Hier fahren die Radler momentan in einer Schleife, müssen über die Straße und dann noch einige Höhenmeter überwinden“, erklärt er. Auch dieses Nadelöhr soll im Zuge der Planungen entschärft werden. Doch, macht Ruppert auch klar: „Wir sind noch ganz an Anfang.“ Und es sind nicht die einzigen Posten, die im Zuge der Aufwertung angegangen werden müssen: „In Richtung Baiersdorf kommen Abschnitte, die nur geschottert sind“, erklärt Ruppert. Hier müsste also asphaltiert werden. 

In Richtung Forchheim ist das nicht nötig, doch hier liegt ein weiterer Knotenpunkt: der Yachthafen. Das weiß auch Frank Wessel vom ADFC Forchheim, der ebenfalls beim Auftakttreffen der Arbeitsgruppe dabei war. Die Stelle ist sehr eng, „zu eng, um die angestrebten Standards zu erreichen“, meint er. Bei der Lösung hofft er, dass die Planer auch einen Blick über die momentane Routenführung hinaus werfen. Vielleicht wäre ein Radweg in der Verlängerung der Karl-Bröger-Straße in Richtung Norden hier die bessere Variante, schlägt er vor. „Dann könnten auch Bammersdorf und Eggolsheim angebunden werden.“ 

Grundsätzlich aber sei er glücklich, dass das Thema Radverkehr inzwischen stärker in den Fokus der Politik gerückt sei. Nun hofft er, dass in der Praxis auch umgesetzt werde, was sich die Politik auf die Fahnen schreibt: „Die neue Verbindung darf keine Hindernisbahn werden, sondern muss den Radfahrer einladen, sie auch zu benutzen.“