Forchheim-Wahl: Wo sind die Hochburgen?

18.3.2020, 15:49 Uhr
Forchheim-Wahl: Wo sind die Hochburgen?

© Ralf Rödel

Wahlen zum oder zur Oberbürgermeister/in sind Persönlichkeitswahlen, das ist klar. Aber auch die Frage, wen ich von den Stadtratskandidaten ankreuze, wird oft über die Frage entschieden, ob ich denjenigen persönlich kenne oder nicht. Deswegen sind Aussagen über regionale Schwerpunkte in Forchheim nur mit Vorsicht zu betrachten - aber nicht unmöglich.

Als kritisches Moment kommt hinzu: In diesem Jahr entschieden sich so viele Wählerinnen und Wähler wie noch nie für die Briefwahl. Bei der Stadtratswahl wurden 7932 Wahlzettel per Brief abgegeben, bei 14263 Wahlbeteiligten insgesamt liegt die Briefwahlquote damit über 55 Prozent (10500 Wahlberechtigte haben an der Wahl überhaupt nicht teilgenommen). Die per Brief abgegebenen Stimmen können aber nicht regional zugeordnet werden. Daher bleibt immer ein Vorbehalt bei jeder Aussage übers Stimmverhalten in einzelnen Bezirken.

Trotzdem: Letztlich wählt Forchheim über die Jahre regional recht beständig. Was allein ein Umzug innerhalb der Stadt bewirken kann, ist an FW-Fraktionschef Manfred Hümmer exemplarisch abzulesen: So lange er in Kersbach wohnte und hier das gesellschaftliche Leben über diverse Initiativen und Vereine maßgeblich mitbestimmte, reichte dort keine andere Partei an die FW-Ergebnisse heran. Vor allem nicht, so lange Hümmer selbst als OB kandidierte (2008, 2014, 2016). Inzwischen ist er nach Forchheim-City umgezogen und verzichtete auf eine erneute OB-Kandidatur. Ergebnis: ein Sitz weniger im Stadtrat und in Kersbach holte die FGL die meisten Stimmen.

OB-Kdandidatin Annette Prechtel, die Stimmenkönigin des Stadtrates, erlitt dasselbe Schicksal wie so viele andere grüne OB-Kandidatinnen und -Kandidaten in Bayern: Ihre Partei wurde stark gewählt, die Spitzenkräfte aber nicht im selben Maß. Führungskompetenz wird den Vertretern anderer Parteien eher zugetraut.

Ohne die Person Prechtel, die ja dennoch mit 28 Prozent ein herausragendes Ergebnis in der OB-Wahl holte, hätte die FGL in Forchheim sicher nicht so gut (21,87%) dagestanden. Wo Prechtel gut abschnitt, holte auch die FGL viele Stimmen: Der Stimmbezirk Pfarrsaal Don Bosco ist Spitzenreiter mit über 38 Prozent Stimmanteilen für die FGL. Über 30 Prozent holte die Gruppierung auch im Kinderhaus Don Bosco, in der Kita Sattlertor, in der Lebenshilfe, der Volksschule Kersbach und im Buckenhofener Schützenvereinsheim.

Die FGL hat mit dieser Wahl die SPD (18,25 %) als zweitstärkste politische Kraft im Stadtrat nach der CSU (32,11 %) abgelöst. Die Sozialdemokraten holten nur in einem Stimmbezirk die meisten Stimmen (31,79 % in Verklärung Christi), auch im Kinderhort Marienheim (31,41 %), in der Christuskirche und in der Adalbert-Stifter-Schule (Ast) lag die SPD vergleichsweise gut.

Im Marienheim und in der Ast holte interessanterweise Uwe Kirschstein als OB-Kandidat weit über 40 Prozent der Stimmen, außerdem im Jugendzentrum, im Burker Dreikönigsheim und in einigen anderen Stimmbezirken, wo die SPD als Partei nicht so gut abschnitt. Das heißt: Kirschstein als Personalangebot für den Posten des OB entwickelte Zugkraft weit über seine Partei hinaus. Das trifft auch auf Annette Prechtel zu, aber sie blieb deutlich hinter dem Amtsinhaber zurück.

Auch für die traditionell stärkste Partei, die CSU, gibt es  Unterschiede zu beobachten. So holte sie bei der Stadtratswahl in allen 20 Briefwahlbezirken die meisten Stimmen mit durchweg über 30 Prozent der Anteile. Doch OB-Kandidat Udo Schönfelder lag persönlich nur in sechs Briefwahlbezirken vorne. Uwe Kirschstein gewann die restlichen 14, Annette Prechtel keinen.

Ein wenig anders liegt die Sache bei den Stimmbezirken mit Wahllokalen: Die FGL entschied in der Stadtratswahl zehn von 25 für sich, die SPD nur einen, den Rest dominierte die CSU.

Die Christsozialen haben ihre Hochburgen ebenfalls im Norden. Im Carl-Zeitler-Kindergarten entschieden sich 43,31 der Wähler für sie. In Reuth, Burk und Buckenhofen liegen weitere Schwerpunkte der CSU. Als einzige Partei hat sie ja auch in jedem Stadtteil einen eigenen Ortsverband mit einem lokalen Personalangebot. Das macht sich bemerkbar, in Kersbach aber nicht.

Bei allen Wahllokalen im Norden ist zu berücksichtigen, dass die Wahlbeteiligung teilweise nicht einmal 20 Prozent erreicht. Die höchste Wahlbeteiligung verzeichnete der Stimmbezirk Lebenshilfe (32,48 %), die geringste die Adalbert-Stifter-Schule (19,17 %).

Im Vergleich mit den Wahlen von 2014 zeigen sich vor allem Parallelen, mit einem breiten Trend zugunsten der FGL in den traditionell grünen und roten Hochburgen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wahlentscheidend war offenbar weniger, welche konkrete Politik für ein bestimmtes Stadtgebiet propagiert wurde. Vielmehr ging es bei der Stadtratswahl ums Gesamtangebot, bei der OB-Wahl in erster Linie um die Persönlichkeit. Ein Fingerzeig für die Stichwahl?

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