Forchheim: Waldweihnacht im Kellerwald statt Kaiserpfalz?

23.7.2020, 07:00 Uhr
Forchheim: Waldweihnacht im Kellerwald statt Kaiserpfalz?

© Foto: Ralf Rödel

Sicher ist: Weihnachten findet auch dieses Jahr wieder statt. Sicher ist auch, dass der Forchheimer Adventskalender in dieser Saison zum ersten Mal digital stattfinden wird, sagt Tourismuschef Nico Cieslar. Digital wird der Adventskalender deshalb sein, weil ab Herbst die Sanierung des Rathauses ansteht. Gerüst und Baustellengerät vor der Fassade machen es dem Engel dann unmöglich, wie gewohnt täglich ein Fenster zu öffnen.

Doch kommt der digitale Adventskalender tatsächlich? Jetzt liegt noch ein Vorschlag auf dem Tisch: für eine Waldweihnacht im Kellerwald. "Es ist Zeit für ein neues Konzept für den Weihnachtsmarkt", sagt Patrick Schroll, stellvertretender Redaktionsleiter der Nordbayerischen Nachrichten Forchheim, in einem Kommentar.

Zuletzt hatte der Forchheimer Stadtrat in der Sitzung des Kulturausschusses aber zunächst ausführlich über die von Cieslar vorgestellten digitalen Pläne diskutiert. Schwer getan hatte sich - wie berichtet - ein Teil der Räte mit der vom Tourismus-Chef vorgestellten Lösung einer Leinwand, auf die der Adventskalender samt Engel mit Hilfe eines Beamers projiziert werden sollte. Um die Wand zu befestigen, wären bis zu 40 Bohrungen an der Fassade notwendig.

Zwar laufe derzeit die vom Stadtrat gewünschte Prüfung, wie sich das Vorhaben mit dem denkmalgeschützten Gebäude vertrage, so Cieslar, auf Nachfrage. Parallel würden jedoch auch Alternativen eines digitalen Adventskalenders geprüft. "Es muss nicht unbedingt sein, etwas an die Wand zu machen", sagt Cieslar. Geprüft würden auch Optionen, für die es keine Leinwand braucht. Wohl erst im September, nach der politischen Sommerpause, könnte eine veränderte Variante im Kulturausschuss wieder Thema werden und zur Abstimmung stehen. Sofern der vorgeschlagene Waldweihnachtsmarkt im Kellerwald die Stadträte nicht überzeugt.

Kalender auf dem Riesenrad?

FBF-Stadtrat Manfred Mauser schlägt das vor. Die Marktbuden stünden nach diesem Vorschlag auf dem Kellerwaldgelände verteil. Für die 24 Adventstürchen schlägt Mauser zwei Möglichkeiten vor: sie könnten auf den 23 Bierkellern verteilt oder auch auf eine Leinwand projiziert werden.

"Die Wand könnte auf dem Riesenrad, welches dafür aufgestellt werden sollte, angebracht werden", schlägt Mauser vor. Ganz aus dem Blick lässt der Vorschlag die Innenstadt nicht: "Die Waldweihnacht könnte auch parallel zum Markt an der Kaiserpfalz oder an den Wochenenden abgehalten werden."

"Märchenhaft und romantisch"

Für den Kellerwald spricht für Mauser das weitläufige Gelände. Das ermögliche es eher, den empfohlenen Sicherheitsabstand während der Corona-Pandemie einzuhalten als rund um die Kaiserpfalz. "Die Kellerwirte hätten eine gewisse Entschädigung für das entgangene Annafestgeschäft", argumentiert Mauser in seinem Vorschlag, den der Stadtrat in der öffentlichen Stadtratssitzung am heutigen Donnerstag, 23. Juli, ab 16 Uhr im Großen Saal der Jahnhalle eventuell diskutieren wird. Normalerweise werden Anträge zunächst in den Fachausschuss verwiesen.

Mauser ist sich sicher: "Für die Forchheimer und ihre Gäste wäre dies eine romantische, fast märchenhafte erstmalige Erfahrung." Eine, die nicht kommen wird. Davon spricht jedenfalls Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auf Nachfrage: "Das wird es so nicht geben und lehne ich kategorisch ab." Für den OB gehören Adventskalender und Engel in die Innenstadt. Schließlich gehe die Idee auf die damalige Werbegemeinschaft zurück, die mit dem Konzept die Innenstadt in der dunklen Jahreszeit beleben wollte. "Das kann und werde ich den Innenstadthändler nicht wegnehmen", so der OB.

Bei der Nachfolgeorganisation der Werbegemeinschaft, der Händlervereinigung HeimForteil, schätzt man das Wechselspiel zwischen Weihnachtsmarkt und klingenden Kassen weniger stark ein. "Der Markt hat gar nicht so eine wahnsinnige Auswirkung auf die Geschäfte", sagt Manfred Schade, Inhaber des Buchladens s’blaue Stäffala und Co-Vorsitzender von HeimForteil.

"Das Türchen wird erst spät um 18.30 Uhr geöffnet. Um diese Zeit sind die meisten Geschäfte schon zu." Schade kann der Idee einer Waldweihnacht daher etwas Positives abgewinnen. "Wenn man den Markt auslagert, muss das aber gut kommuniziert werden", sagt er und hat eine weitere Idee parat. "Die Marktstände könnten auch über die gesamte weihnachtlich geschmückte Innenstadt verteilt werden. Dann hätten alle Geschäfte etwas vom Besucheraufkommen", so Schade. Schwierig an der bisherigen Idee sei es, das Angebot auf einem relativ engen Raum rund um die Kaiserpfalz unterzubringen. "Wenn im Dezember noch Abstandsregeln gelten, könnte das eng werden", befürchtet Schade.

OB: Groß genug für zwei Märkte

Ganz verabschieden muss sich der FBF von seiner Waldweihnacht-Idee aber nicht, signalisiert OB Kirschstein. "Grundsätzlich ist es sinnvoll, ein weihnachtliches Gefühl auch in den Kellerwald zu verlegen", sagt er. In Absprache mit den Kellerwirten könnten Glühweinbuden aufgebaut werden.

Allerdings käme die Idee von Mauser zu spät. "Wir stecken gerade mitten in der Planung für den Markt 2020", so Kirschstein. Seiner Meinung nach könnte es nächstes Jahr einen zusätzlichen Markt im Kellerwald geben. "Forchheim ist groß genug für zwei Märkte in der Stadt", so der OB.

Die für dieses Jahr angedachte digitale Lösung samt Leinwand an der Fassade der Kaiserpfalz sieht Uwe Kirschstein "nicht ganz so kritisch". Ist die Leinwand einmal angebracht, könne sie auch regelmäßig als Werbefläche für weitere städtische Veranstaltungen genutzt werden.

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