Forchheim: Warum Globus kein Zelt aufstellen darf

22.7.2020, 21:24 Uhr
Forchheim: Warum Globus kein Zelt aufstellen darf

© Foto: Stefan Hippel

Normalerweise ist ein Zelt ja eine Behausung, die nicht unbedingt von Dauer ist. Man baut das Zelt auf, verkauft darin Schlussverkauf-Ware wie etwa Kleidungsstücke der vergangenen Saison, Gartenartikel zum Schnäppchenpreis oder Grünpflanzen. Und nach der Aktion wird das Zelt dann auch wieder abgebaut. Anders jedoch ist es auf dem Globus-Areal geplant: "Der Bauherr, beantragte die baurechtliche Genehmigung für die Errichtung einer Zelthalle als dauerhafte Einrichtung auf dem Grundstück Willy-Brandt-Allee 1", trägt Bauordnungsamtsleiter Stefan Schelter in der aktuellen Sitzung vor. Bauherr ist die Globus Fachmärkte GmbH & Co. KG.

372 Quadratmeter Fläche

Das geplante Zelt hat dabei eine Länge von 30 Metern und eine Breite von 12,56 Metern, wird mit einem Satteldach abgeschlossen und soll im Westen des Grundstücks, zwischen Einkaufszentrum und der Willy-Brandt-Allee, errichtet werden. Dafür fallen insgesamt 26 Stellplätze weg. In dieser rund 372 Quadratmeter großen Zelthalle, so Schelter, sollen "auf Dauer Saisonartikel im Frühling, Sommer und Herbst" verkauft werden.

Um die anschließende Diskussion der Stadträte einzuordnen, genügt ein Blick ins Archiv: Im Jahr 1999 wurde für das Grundstück ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan erstellt, der einen "großflächigen Einzelhandel" festsetzt. Zusätzlich sind hier die Flächen in Verbindung mit dem Nutzungszweck ganz klar festgelegt. Für das SB-Warenhaus etwa ist eine Verkaufsfläche von 8000 Quadratmetern festgelegt. "Die Verkaufsfläche ist mit 7978 Quadratmetern mehr oder weniger ausgereizt", erklärte Stefan Schelter. Will heißen, es sind gerade mal 22 Quadratmeter weniger, als bauplanungsrechtlich zulässig sind. Die Verkaufsfläche des Garten- und Baumarktes ist gar um 832 Quadratmeter größer, als die mit 6000 Quadratmetern bauplanungsrechtlich festgesetzte Fläche. Hinzu kommt der Elektrofachmarkt mit Verkaufsfläche (1522 Quadratmeter) und eine Shopzone mit Gaststättenbereich (1170 Quadratmeter). Summa summarum also eine Fläche von rund 17 500 Quadratmetern.

Für Stefan Schelter ist indes die Intention ganz klar: "Mit der neuen dauerhaften Zelthalle will man die Verkaufsfläche vergrößern." Dabei überschreitet die Verkaufsfläche der Zelthalle mit ihren 372 Quadratmetern nicht nur die bauplanungsrechtlichen Verkaufsflächen, sondern Schelter sieht eine weitere Gefahr: "Wir ziehen Kaufkraft aus der Innenstadt auf dieses Grundstück."

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) zeigte sich irritiert ob des geplanten Zeltbaus: "Da wird ein Bebauungsplan nur für diesen Markt erstellt, und selbst da hält man sich nicht dran." Holger Lehnard (CSU) warnte davor, dies zu genehmigen: "Wir genehmigen hier ein Zelt und dann kommt der nächste Markt, der auch ein Zelt will."

Größer als mancher Laden

Martina Hebendanz (CSU) erinnerte daran, dass "372 Quadratmeter Verkaufsfläche so manches Ladengeschäft in der Innenstadt nicht hat". Das empfand auch Sebastian Körber (FDP) so, "372 Quadratmeter sind dreimal so viel wie ein durchschnittlicher Laden in der Innenstadt hat". Körber sah darin auch "den Versuch, die Verkaufsfläche zu erhöhen und mit einem Zelt zu tarnen". Körber war strikt gegen die Zelt-Lösung und plädierte dafür, "zu zeigen, dass das mit uns nicht zu machen ist".

Anders sah das Erwin Held (FW): "In diesem Zelt wird keine hochwertige Ware verkauft", war er sich sicher. Held schlug vor, "das Zelt mit einer zeitlichen Begrenzung von einem Jahr zu genehmigen, um die Wirkung zu testen". Emmerich Huber (FGL) hingegen "ist es völlig egal, was da verkauft wird. Die Verkaufsfläche ist ausgereizt, das zieht Kaufkraft ab". Der anschließende Beschluss, die Zelthalle nicht zu genehmigen, fiel einstimmig.

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