Forchheim: Wie steht es um die Jugendarbeit?

10.6.2019, 20:00 Uhr
Forchheim: Wie steht es um die Jugendarbeit?

© Roland Huber

 Der jüngste Bericht des Sozialpädagogen Matthias Breunlein, der mit Christoph Franz das Jugendhaus leitet, machte im Hauptausschuss des Stadtrates deutlich: Die Einrichtung ist nicht nur notwendig, sie brummt geradezu.

Das Jugendhaus, sagte Breunlein, hat seit Beginn des Jahres 2018 einen verstärkten Zulauf, ohne dass dafür ein besonderer Grund genannt werden könnte. Es zählt unter der Woche 30 bis 40 Besucher und Besucherinnen (es ist Dienstag bis Donnerstag von 15 bis 19 Uhr geöffnet). Am Wochenende sind es sogar zwischen 40 und 70 (geöffnet: Freitag 15 bis 22 Uhr, Samstag 15 bis 21 Uhr). Wer kommt denn da, wollten die Stadträte wissen, und was machen die dort?

Das Alter der Besucher reicht von zehn bis zu 20 Jahren, sagte Breunlein. Die Jungs überwiegen mit rund 70 Prozent. Da kommt im Juli eine weitere feste Kraft, eine Frau, mit allerdings nur wenigen Wochenstunden gerade recht. Denn eine Ansprechpartnerin für die Mädchen fehlt dringend. Die offenen Angebote, für die sich die Besucher selbst und freiwillig entscheiden, umfassen sportliche Aktivitäten von Tischtennis über Slackline bis zu Kickerturnieren und Jonglieren. Zu den Bildungsangeboten gehören Geocaching und ein Aids-Präventionsangebot für Klassen und Gruppen.

Außerdem wird gemalt, gebastelt, gekocht, gegrillt, gebacken, Filme geschaut, videogespielt und viel geredet. Aufgrund einer Kooperation mit der Offenen Behindertenarbeit kommen verstärkt Jugendliche mit Handicap regelmäßig ins Haus. Sie gehören dazu. Mittel- und Realschüler überwiegen, Gymnasiasten sind eher seltene Gäste. Breunlein: "Offene Angebote werden eben am ehesten von denen angenommen, die sie dringend brauchen."

Matthias Breunlein fällt über die Jahre auf, dass es immer schwieriger wird "eine Verbindlichkeit zu schaffen". Das heißt: Es ist schwer, zwei Tage oder auch nur einen Tag in die Zukunft zu planen. Man könne sich auf Absprachen für die Zukunft nicht mehr verlassen.

Auf die Frage von Manfred Hümmer (FW) nach dem Migranten-Anteil zögerte Breunlein. Denn: Wie soll er zuverlässig sagen, wer einen Migrationshintergrund hat und wer vielleicht schon seit Generationen hier wohnt? "Ich führe keine Statistiken", so der Leiter des Jugendhauses. Aber wenn er eine Aussage dazu machen müsste, würde er auf "70 bis 80 Prozent" tippen. Konflikte zwischen einzelnen Gruppen gebe es "erstaunlich selten".

Offene Angebote sind das eine, Krisenintervention und praktische Hilfe das andere große Thema. Das trifft genauso auf die Offene Jugendarbeit OJA in der Adalbert-Stifter-Schule (Ast) wie auf das Jugendhaus zu. OJA-Leiterin Bettina Schuierer sagte auf die Frage von Thomas Werner (CSU), was er sich unter "Krisen-Situationen" vorstellen müsse: "Das reicht von Hausaufgabenhilfe bis hin zu sexuellem Missbrauch von Kindern und Gewalt in der Familie." Sie habe, sagte Schuierer weiter, Dinge erlebt, die sie lieber nicht erlebt hätte.

In die OJA kommen Kinder ab acht Jahren. Einige Stammgäste kämen auch nach als Erwachsene mit über 20, so Schuierer. Drei Kräfte (Patricia Morgenroth, Kaan Toktas und Schuierer) mit unterschiedlicher Stundenzahl arbeiten hier. Aufgrund der Frauen liegt auch der weibliche Anteil der Besucher höher: bei rund 40 Prozent. Geöffnet ist Montag bis Donnerstag von 13.45 bis 18 Uhr, am Freitag von 18 bis 22 Uhr. Täglich wird die OJA von rund 40 bis 50 Kindern und Jugendlichen aufgesucht. Auch hier finden sie viele offene Sport- und sonstige Angebote, außerdem hat sich mit dem "Supertalent" ein Renner etabliert, bei dem die Jugendlichen ihre musikalischen und tänzerischen Talente beweisen und ausleben können. Bettina Schuierer hob außerdem den neuen "Leseclub" hervor. In Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und zwei ehrenamtlichen Frauen wird dabei die Lesefreude und Lesekompetenz der Kinder gefördert.

Lisa Hoffmann (SPD) wollte von den Referenten wissen, wie sie die Notwendigkeit eines Jugendpflegers für Forchheim beurteilen. Der letzte seiner Art war vor Jahren Hals über Kopf geflohen mit der Begründung, er habe keine Arbeit gehabt. Breunlein und Schuierer drückten sich als städtische Angestellte im Bereich der Jugendhilfe diplomatisch aus: "Je mehr Jugendarbeit gemacht wird, umso besser." Man könne durchaus "ernsthaft darüber nachdenken". Die Stadträte waren für die Berichte dankbar und für die geleistete Arbeit voll des Lobes.

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