Forchheim: Wiedervereinigung am Bahnhof gefeiert

12.12.2017, 08:00 Uhr
Forchheim: Wiedervereinigung am Bahnhof gefeiert

© Foto: Rothenbacher

"Als am 1. September 1844 die Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Bamberg eröffnet wurde . . ." Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) holt weit aus. ". . . Da war Bahnfahren noch eine echte Sensation." Eine kleine Sensation ist es auch, dass Stadt und Bahn an diesem verregneten Montagvormittag zur feierlichen Eröffnung der Fußgängerunterführung laden konnten.

Anderthalb Jahre hat es gedauert, bis der neue Tunnel zwischen Bahnhofsplatz und Bayreuther Straße vollendet wurde – und ganz nach Plan. Der 10. Dezember war die vor Monaten angekündigte "Deadline" der Bahn. Die Zeit der Hilfsbrücken, des alternativlosen Treppensteigens und provisorischer Übergänge zum Mittelbahnsteig, mal hier mal dort aufgeschüttet, scheint vorbei am Bahnhof Forchheim. Mehr oder weniger. Denn barrierefrei ist der Zugang zu den Gleisen 4 und 5 noch nicht: Am Aufzug arbeite man weiter, so Alfons Plenter, Projektabschnittsleiter der Bahn. "Die Arbeiten werden wir aber noch diesen Winter abschließen."

Geistlicher Segen

Neben Vertretern aus dem Rathaus und DB-Verantwortlichen waren auch Landrat Hermann Ulm (CSU) und der Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber (FW) zum Festakt erschienen, die Pfarrer Enno Weidt und Martin Emge erteilten der neuen Unterführung den Segen der evangelischen und katholischen Kirche. "Die Bahnschienen", so Weidt, "trennen unsere Stadt in Ost und West. Als die Unterführung gesperrt war, sah man erst, welch große Umwege zurückgelegt werden mussten." Umso wichtiger sei es heute, die neue Verbindung zwischen Ost und West der Öffentlichkeit zu übergeben.

OB & DB zerschneiden das Band: Uwe Kirschstein und Bahn-Vertreter beim rituellen Part der Tunnel-Eröffnung.

OB & DB zerschneiden das Band: Uwe Kirschstein und Bahn-Vertreter beim rituellen Part der Tunnel-Eröffnung. © Philipp Rothenbacher

Die Einweihung des Tunnels bezeichnete Weidt als "Meilenstein" in der Entwicklung der Stadt – und gab damit Kirschstein recht, der sagte: "Der Bahnhof und jetzt die Unterführung – das ist der erste und letzte Eindruck, den Bahnfahrer von Forchheim gewinnen." Emge wiederum verwies auch auf die Wallfahrer, die fortan die Unterführung nutzen, "wenn sie ihre Wallfahrt nach Gößweinstein antreten".

Alfons Plenter hatte bei seiner Rede übrigens auch Neuigkeiten zur geplanten S-Bahn-Haltestelle Forchheim-Nord: "Wir sind mit dem Eisenbahnbundesamt im Gespräch und hoffen, das Planänderungsverfahren bald eröffnen zu können." Dann sollen auch die Unterlagen öffentlich ausgelegt werden.

Neben dem offiziellen Akt am Forchheimer Bahnhof ist gleichwohl auch die neue Unterführung am Bahnhof in Egglosheim für Fußgänger und Radfahrer geöffnet worden – allerdings ohne große Feier, Fußboden und Wände sind noch nicht fertiggestellt.

Das dürfte Pendler, die hier morgens um 7.14 Uhr nach Bamberg wollen, aber nicht stören. Weil der übliche Regionalexpress um diese Zeit seit Sonntag gar nicht mehr am Bahnhof Eggolsheim hält. Es ist nur eine der Folgen vom jährlichen Fahrplanwechsel der Bahn: Fast alle Bahnhöfe und Haltestellen im Landkreis sind seit 10. Dezember davon betroffen (wir berichteten).

Unterschriften für alten Takt

Für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist der Fahrplanwechsel eine Mammutaufgabe gewesen, wie Klaus Hummel, ÖPNV-Beauftragter im Landkreis Forchheim, sagt. "Wir mussten tausende Buslinien-Zeiten ändern und anpassen, damit sie mit der Bahn richtig getaktet sind." Unzählige Beschwerden, insbesondere aus Kersbach, sind bei Hummel in den letzten Monaten eingegangen.

Denn hier hält die S-Bahn ab sofort nur noch stündlich – sozusagen als Bauernopfer für einen Baufehler auf der S-Bahn-Strecke Bamberg–Nürnberg. Und wegen dieses Fehlers muss die Bahn beziehungsweise die verantwortliche Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) eine Minute Fahrtzeit einsparen. "Um das zu erreichen, hat man Kersbach gestrichen, weil da die Fahrgastzahlen laut BEG am niedrigsten sind. Das wird aber von vielen angezweifelt", so Hummel.

Beispielsweise von Klaus-Dieter Barnickel aus Kersbach. Er hat am Sonntag eine Unterschriften-Liste in der Bahn-Unterführung aufgehängt, auf der, so Barnickel, "seit gestern schon 25 Unterschriften sind". Die Liste soll ans Landratsamt gehen, "damit die Verantwortlichen eine möglichst baldige Rückkehr zum Halbstunden-Takt fordern".

Im Landratsamt wiederum sind Klaus Hummel die Hände gebunden: "Wir kriegen den Fahrplan von der Bahn und müssen uns danach richten." Er hoffe einfach, dass die Bahn wie angekündigt Kersbach im kommenden Jahr wieder im halbstündlichen Takt anfahren will.

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