Forchheimer Basketballer will in die Euroleague

5.11.2020, 16:32 Uhr
Forchheimer Basketballer will in die Euroleague

© Foto: Sportfoto Zink/WoZi

Es war eine schwierige Entscheidung für Leo Saffer, mitten in der Corona-Pandemie nach dem bestandenen Abitur den nächsten Schritt in seiner Basketballkarriere zu gehen. Doch der 2,12 Meter große und 108 Kilogramm schwere Center glaubt, dass er mit dem Wechsel zu den

Basketball Löwen den richtigen Schritt gemacht hat.

Herr Saffer, warum Erfurt?

Saffer: Ich habe bei einigen Vereinen Probetrainings absolviert, aber bei den Löwen stimmt vieles. Erstens bin ich nicht zu weit weg von Zuhause und meinem Studienort Bamberg, zweitens haben sie dort sehr familiäre Strukturen, aber durchaus große Ambitionen im Profi-Basketball und drittens hat man mir reichlich Spielzeit in Aussicht gestellt. Bisher hat sich alles als zutreffend erwiesen.

Von der Liga her sind Sie nicht wirklich aufgestiegen, Sie haben ja für die Baunach Young Pikes schon Spiele in der Pro B absolviert, ehe sich diese nach dem Ende der Kooperation mit Brose Bamberg in diesem Sommer in die 1. Regionalliga zurückgezogen haben.

Saffer:Natürlich hat Bamberg ganz andere Möglichkeit und ein großes Programm. Ich habe mich auch beim neuen Farmteam BBC Coburg vorgestellt, aber Erfurt schien mir die beste Wahl zu sein – und ich habe die Verantwortlichen im Probetraining offenbar überzeugt. Die Entscheidung ist mir trotzdem nicht leicht gefallen, aber nach Gesprächen mit meinen Eltern, meinem Ex-Trainer Mario Dugandzic und Holger Geschwindner war mir klar, was ich machen würde. Zumal mit Miles Osei ein weiterer Ex-Baunacher ebenfalls dorthin gewechselt ist. Und die anderen Jungs sind auch voll in Ordnung.

Für Nicht-Basketballer: Geschwindner ist derjenige, der Dirk Nowitzki entdeckt und zu einem der besten Spieler aller Zeiten gemacht hat. Was hat er mit Ihnen zu tun – außer dass er kurzfristig auch mal für Ihren Stammverein DJK Eggolsheim auf Korbjagd gegangen ist?

Saffer: Er fördert nach wie vor talentierte Basketballer. Einem Freund von ihm gehört die alte Lagerhalle der einstigen Maisel-Bräu in der Moosstraße. Die wurde zur Basketballhalle umfunktioniert mit Parkettboden, zwei Körben und Heizung. Hier gibt es ständig die Möglichkeit, mit dieser Legende in Kleingruppen zu trainieren, was mir enorm weitergeholfen hat. Ich hinkte ja technisch den anderen Spielern weit hinterer.

Was vor allem daran lag, dass Sie erst recht spät zum Basketball gekommen sind. War das eine Art Protest gegen die Eltern?

Saffer: Das glaube ich eigentlich nicht. Basketball hat mich anfangs einfach nicht so angesprochen. Ich habe immer Sport getrieben, erst Fußball bei der SpVgg Reuth, dann Schwimmen beim SSV Forchheim und Handball beim HC Forchheim. Irgendwann war ein Freund meiner Eltern zu Gast, das war schließlich Kunner Möhrlein, der bei der DJK Eggolsheim Jugendtrainer war und mich fragte, ob ich nicht mal mittrainieren möchte. Ich bin hingegangen – und es hat mir Spaß gemacht. Das muss 2014 gewesen sein. Und dann wollte ich das nicht nur freizeitmäßig betreiben, sondern schon ernsthaft. Nach zwei Jahren in Eggolsheim bin ich dann zum Jugendprogramm von Brose Bamberg gewechselt.

Forchheimer Basketballer will in die Euroleague

Wie kam das zustande?

Saffer: Ich wurde angesprochen und ganz fix gleich zu einem Trainingslager mitgenommen. Da habe ich erstmals einen Einblick in professionelle Strukturen bekommen. Man hat mich wegen meiner Größe gescoutet, technisch war ich damals echt nicht besonders. Die anderen waren viel weiter. Das hat mich geärgert. Aber dank des regelmäßigen Individualtrainings konnte ich da einiges aufholen. Und ich war ehrgeizig und habe über die Jahre hart an mir gearbeitet. Denn in der ersten "Bamberger" Saison habe ich nur trainiert und keine Punktspiele bestreiten dürfen; ich sollte meine Defizite aufarbeiten. Aber im Jahr darauf durfte ich bereits in der 2. Regionalliga bei den Herren und in der Nachwuchsbundesliga NBBL auflaufen.

Es ging also kontinuierlich bergauf?

Saffer: Nicht unbedingt, denn im darauffolgenden Jahr haben mich diverse Verletzungen etwas gebremst. Aber immerhin hat mir Mario Dugandzic in der Pro A eine Chance im Baunacher Team gegeben – und ich habe bei den Hamburg Towers gleich gepunktet. Nach dem Abstieg in die Pro B kam ich zwar auch zum Zug, hatte aber nur eine recht unbedeutende Rolle im Team mit durchschnittlich acht Minuten auf dem Feld, war aber auch noch für die Regnitztal Baskets in der 1. Regionalliga im Einsatz.

Nun also doch ein ganz schöner Sprung zum Stammspieler in Erfurt. Wie läuft es da bisher?

Saffer: Wir konnten immerhin die beiden ersten Spiele bestreiten, haben in Frankfurt gewonnen und gegen Mitfavorit Koblenz verloren. Aber unsere Partie am vergangenen Wochenende wurde vom Gegner Hanau wegen eines Corona-Falls abgesagt.

Wie war Ihr persönlicher Start beim neuen Verein?

Saffer: Es war in Ordnung, ich war beide Male in der ersten Fünf und habe gut 20 Minuten auf dem Feld gestanden. Aber ich bin noch nicht zufrieden, da ist noch viel Luft nach oben.

Sie sind ja ganz schön selbstkritisch.

Saffer: Ja, wir machen viele Videosessions mit Coach Uvis Helmanis, der ja selbst bei Brose gespielt hat und auf einer ähnlichen Position wie ich. Der hat ein gutes Auge für die "Big Men". Und auf Video sehe ich selbst noch viele Sachen, die ich besser machen könnte.

Was sind denn die Schwachpunkte?

Saffer: Im Angriff habe ich eigentlich hochprozentig getroffen, aber ich fordere noch zu selten den Ball. Das war ich von Baunach nicht gewohnt, dass ich auch dafür gebraucht werde, zu punkten. Da muss ich noch öfter aktiv werden. Und ich muss mir für meine Größe einfach noch mehr Rebounds schnappen.

Sie sind für einen Spätstarter aber doch sehr schnell nach oben gekommen?

Saffer: Die Pro B soll aber keineswegs die Endstation sein. Mein nächstes Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren in der BBL (der höchsten deutschen Liga) zu spielen. Und jeder talentierte Basketballer träumt doch davon, zumindest in der Euroleague oder sogar in der NBA zu spielen. Ich setze mir bewusst diese hohen Ziele, bin dabei aber auch realistisch und versuche, den Fokus zunächst immer auf die nächsten Schritte zu legen, den Blick aber auch auf die langfristigen Ziele zu richten.

Was ist, wenn es nicht klappt mit dem großen Durchbruch?

Saffer: Auch da hat mir Holger Geschwindner enorm geholfen. Er hat uns Spielern immer gesagt, dass Basketball nicht alles ist, dass wir uns vorrangig auf die Schule konzentrieren, studieren oder ein Musikinstrument lernen sollen. Gerade in diesen Zeiten, in denen es einem schon mulmig werden kann, weil man nicht weiß, wie lange der Sport durch Corona gestoppt wird, ist das ein guter Rat. Ich habe jetzt ein BWL-Studium in Bamberg angefangen, das aktuell komplett online läuft. Da habe ich auf jeden Fall ein zweites Standbein, denn von diesem ersten Profivertrag werde ich nicht viel zurücklegen können.

Gibt es für Sie Vorbilder im Basketball?

Saffer: Ich finde es immer sehr interessant, athletische Spieler zu beobachten, wie es einst Shaquille O‘Neal war. Aber ich will selbst nicht nur ein Haudrauf-Center sein, sondern auch mit guter Technik und Übersicht überzeugen. Darum bewundere ich auch Spielmacher wie Chris Paul für ihren hohen Basketball-IQ. Aktuell ist für mich Anthony Davis von Meister Los Angeles der wohl variabelste "Big Men". Der macht mal zehn Assists, dann im nächsten Spiel pflückt er sich 15 Rebounds oder macht 50 Punkte – eben das, was das Team braucht.

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