Forchheimer Garagenfirma schraubt jetzt weltweit am Erfolg

7.9.2020, 14:01 Uhr
Mountainbike global: Im Gegensatz zu anderen Branchen hat die Corona-Pandemie keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage bei YT-Industries gehabt – im Gegenteil.

© Daniel Roos Mountainbike global: Im Gegensatz zu anderen Branchen hat die Corona-Pandemie keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage bei YT-Industries gehabt – im Gegenteil.

„Angefangen hat alles in Leutenbach in einer leer stehenden Mietwohnung meiner Schwiegermutter“, sagt Gründer und CEO Markus Flossmann.

Die Geschichte des Geschäftsmanns liest sich imposant: Im Jahr 2007 war Flossmann, der selbst seit 1998 aufs Bike steigt, auf der Schleuseninsel in Forchheim unterwegs. Dort sah er zwei 15-Jährige, die auf einfachen Bikes aus dem Baumarkt Tricks vollführten.

„Wir fühlen uns sehr wohl, haben eine wunderschöne Region mit der Fränkischen Schweiz vor der Tür“, sagt Gründer Markus Flossmann.

„Wir fühlen uns sehr wohl, haben eine wunderschöne Region mit der Fränkischen Schweiz vor der Tür“, sagt Gründer Markus Flossmann. © YT-Industries

Flossmann sah sich inspiriert, den beiden Young Talents zu helfen. Gute Mountainbikes waren damals bereits sehr teuer und nur schwer erschwinglich für Jugendliche. Also schraubte er selbst Bikes zusammen, verkaufte sie im Direktvertrieb über das Internet. Der Vorteil: Man spart sich den Kostenfaktor Händler.

Angefangen hat es mit 150 Dirt Bike-Rahmen, schnell war Flossmann allerdings klar, dass die Firma größer werden muss. Also suchte er sich Räumlichkeiten in der Zweibrückenstraße in Forchheim. „Das war nach drei Jahren allerdings zu klein“, erinnert sich der heutige CEO.

Anschließend zog die Entwicklungsabteilung in die Bayreuther Straße, auch in der Hainstraße war YT ansässig. „Die drei Standorte waren aber nicht fußläufig zu erreichen, da musste man schon das Auto nehmen“, so Flossmann.

Die Standorte wachsen

Für YT Industries, wo mit „Duz-Kultur“ starker Wert auf die niederschwellige Kommunikation unter den Mitarbeitern gelegt wird, ging das gar nicht.

Im September 2018 folgte dann der Umzug in den Pilatus Campus in Hausen, wo das Unternehmen jetzt mit zwei Gebäuden sitzt. „Wir möchten einen größeren Anlaufpunkt schaffen, um die Marke YT erlebbar zu machen“, sagt der Geschäftsführer. Deshalb gibt es jetzt einen Showroom, bei dem sich Interessierte nach Anmeldung beraten lassen können. Auch Kundenservice und Wartung sind in Hausen untergebracht. Aktuell laufen bereits wieder Gespräche zur Erweiterung.

Vielfalt im Markt

Jeffsy, Capra, Decoy oder Tues heißen die Modelle, die jeweils eigene Segmente des Mountainbike-Markts ansprechen. In diesem Jahr kam das Izzo auf den Markt, das sich als Trailbike vor allem für längere Touren eignet.

Im Gegensatz zu anderen Branchen hat die Corona-Krise keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage gehabt – im Gegenteil. „Es war unfassbar“, sagt Flossmann. Gerade der E-Bike-Markt sei am Wachsen. YT hat dazu im letzten Jahr das Decoy herausgebracht, später als Mitbewerber, die schon länger im E-MTB-Markt aktiv sind.

„Wir wollten Gewissheit, dass unsere Kernzielgruppe zu 100 Prozent von dem Produkt überzeugt ist“, sagt Pressesprecher Oliver Junggeburth bei einem Rundgang durch den Showroom. Die Kernkompetenz der Firma liegt laut YT im Bereich Gravity Mountainbiking, also auf Rädern, die sich besonders für die Abfahrt eignen.

Neben dem Firmensitz in Hausen gibt es seit Dezember 2017 einen Standort im kalifornischen San Clemente, wo sich das Zentrallager für Nordamerika befindet. In Ashville in North Carolina betreibt das Unternehmen ein Service Center, in Taiwan kümmert sich eine Niederlassung um Qualitätssicherung und Logistik, die Bikes werden in Asien produziert.

"Lebe ohne Käfig"

Kürzlich hat im britischen Guildford südwestlich von London die „YT Mill“ eröffnet, um die Anfassbarkeit der Marke auch in Großbritannien zu gewährleisten.

„Wir verkörpern einen gewissen Lifestyle“, sagt Markus Flossmann. Das schlägt sich im Motto „Live Uncaged“ nieder, „lebe ohne Käfig“, eine Anspielung auf Flossmanns eigene Vita: „Man soll den Schritt über die eigenen Grenzen gehen, auch wenn andere dagegen sind“, meint er.
Um mit der (Mountain-)Bike-Gemeinschaft in Kontakt zu bleiben, veranstaltet YT Events: In der „Rolling Circus“-Reihe können die Bikes von jedermann ausgetestet werden, als nächstes Anfang September in Treuchtlingen.

Herkunft verpflichtet

Die Zukunft hält wieder Neuentwicklungen bereit, da ist sich Flossmann sicher. Aktuell arbeitet man an der Strukturierung von System-Prozessen, führt SAP ein.

82 bis 83 Millionen Euro Umsatz, so schätzt er, wird YT Industries in diesem Jahr machen, um die 135 Mitarbeiter zählt das Unternehmen mittlerweile weltweit.

Trotz dieses Wachstums gab es für Flossmann nie einen Grund, sich von der Region als Firmensitz zu verabschieden. Möglich macht das insbesondere die Vertriebsstruktur von YT Industries, die stark auf Versand ausgelegt ist.

Und für den passionierten Mountainbiker Markus Flossmann gibt es noch ganz praktische Gründe: „Wir fühlen uns sehr wohl, haben eine wunderschöne Region mit der Fränkischen Schweiz vor der Tür“, meint er.

Julian Hörndlein

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