Forchheimer Händler sehen "Langen Samstag" als Gewinn

6.12.2020, 18:30 Uhr
Forchheimer Händler sehen

© Foto: Edgar Pfrogner

Noch herrscht gähnende Leere in der "top Parfümerie" an den steilen Ufern des "Bächlas". Vielleicht der Weihnachtsstress mit Plätzchenbacken? Große Sorgen macht sich Filialleiterin Graziella Di Maria jedoch nicht. Der Ansturm käme immer erst Mitte des Monats, wenn Weihnachten näherrücke. Mit der Auszubildenden Nina Götz und der Verkäuferin Sandra Schmelzer steht sie für eine Beratung gern bereit. "Das schätzen die Menschen". Draußen vor der Türe sind es um 17 Uhr noch erstaunlich viele Passanten, die sich trotz Corona auf die Straße trauen. Zumal die Maskenpflicht in der Fußgängerzone inzwischen aufgehoben worden ist.

Im "s.Oliver Store" müssen Manuela Kade und ihre Kolleginnen weiter Mund und Nase bedecken. Wobei sich nicht allzu viele Kunden zu ihnen verirren. Dabei hat die Store-Leiterin schon Mode auf den Tischen liegen, die man im Frühjahr getrost tragen kann. Wie aufs Stichwort kommt ein Pärchen herein, das für den Sohn farbenfrohe Textilien sucht. Der sitze wegen der Corona-Beschränkungen zu Hause und brauche eine Aufmunterung. "Bei den Leuten herrscht noch Angst und Verunsicherung", so Kade. Zudem habe man beim "Langen Samstag" nicht alle ins Boot geholt. Auch Nicht-Mitglieder von HeimFOrteil, wie der benachbarte Drogeriemarkt Müller, ein Frequenzbringer, sollten angesprochen und für ein gemeinsames Vorgehen gewonnen werden.

Forchheimer Händler sehen

© Foto: Edgar Pfrogner

Wer am Abend noch einen Adventskranz braucht, der kommt im "RosenStil" am Marktplatz zu spät. Die handgemachten Kunstwerke der Floristmeisterin Silvia Kuhn sind alle schon über den Ladentisch gegangen. "Der Tag lief sehr gut". Die erfahrene Einzelhändlerin, seit 19 Jahren erst in der Werbegemeinschaft und nun im HeimFOrteil, wundert sich nur, dass viele ihrer Kundinnen gar nichts vom "Langen Samstag" gewusst hätten. "Das müsste man mehr und anders bewerben".

Erschöpft, aber glücklich

Für einen spontanen Einkauf schaut indes Sabine Brunner aus Forchheim vorbei. "Ich finde es toll, dass jetzt noch offen ist", so die Stammkundin. Spricht´s und nimmt ein blumiges Geschenk mit.

Noch keine Vergleichsmöglichkeiten hat hingegen Sabrina Heffler, die ihr "StadtKind" in der Wiesentstraße gerade erst zur Welt gebracht hat. Gemeinsam mit Ehemann Marco hat sie den ersten Tag ihres Modegeschäfts für Kinder und Jugendliche in glücklicher Erschöpfung überstanden. "Es lief außerordentlich gut. Ich kann mich nicht beklagen". Von schräg gegenüber hat Susanne Griesbauer vorbeigeschaut und ihrer Tochter Sarah ein Kleid und einen Plüschhasen gekauft. Besonders winterliche Kleidung wie Wollanzüge, warme Strumpfhosen und Jeans für die Teenager seien gefragt gewesen, so Heffler. Den Stress der Neueröffnung wollte sie den eigenen vier Kleinen nicht zumuten, die sind bei der Oma geblieben.

Im "´s blaue Stäffala" nebenan sucht Heike Lappert aus Forchheim nach einem Geschenk zum ersten Geburtstag für den Sohn ihrer Nichte. "Der braucht etwas mit Action". Buchhändlerin Heike Schade hat einige Fühl-Bücher im "Erste Bücher"-Regal, mit denen der Kleine die Welt erkunden kann. Bis es zu regnen angefangen hat, standen die Lesefreunde sogar vor dem Eingang Schlange, erzählt sie. Das liegt auch daran, dass Schade die Kunden ausführlich berät und ihnen Bücher ans Herz legt, die man vielleicht im Regal stehen gelassen hätte. "Manches Cover schreckt eher ab".

Für Heike Lappert ist der "Lange Samstag" Luxus. "Ich arbeite die ganze Woche auswärts oder im Home Office und komme nur selten in die Stadt". Deshalb habe sie die Chance sofort genutzt. "Es wäre aber schön, wenn mehr los wäre".

Für Heike Bruder und Jutta Kammerer kommt die Flaute nach 18 Uhr gerade recht. Die Inhaberin der "Schuhschachtel" und ihre Verkäuferin sind seit acht Stunden auf den Beinen. Selbst in den besten Schuhen tun einem da die Füße weh. Eine Kundin nach der nächsten hat das kleine Fachgeschäft gegenüber dem Gasthaus Blaue Glocke aufgesucht. "Es war ein sehr guter Tag". Das entschädigt ein wenig für die flauen letzten Wochen, in denen es täglich nicht einmal ein halbes Dutzend in die Schuhschachtel geschafft hat. "Wenn man auf die Straße schaute, dachte man, man sei alleine auf der Welt". Dabei gibt es hier mehr als nur Schuhe und Stiefel. "Wir haben heute Kleider, Schals, Mäntel und vieles andere verkauft. Es passt eben sehr viel in eine Schuhschachtel".

Bliebe zuletzt noch Jutta Freitag. Sie betreibt das "Pasang" in Sichtweite des Herder-Gymnasiums. "Ich bin total glücklich, wie viele wahnsinnig nette Leute vorbeigekommen sind". Viele Winterdecken und die handgemachte Keramik seien gekauft worden. "Man will es sich mit praktischen und schönen Dingen zu Hause gemütlich machen". Sie habe sich viel Zeit für Gespräche nehmen können. "Das und die vielen kleinen Läden Forchheims schätzt man. Deshalb ist der Lange Samstag "ein Gewinn für die Stadt".

Bei verkaufsoffenen Sonntagen werde sie dagegen nicht mehr mitmachen. "Da verschwindet mein Laden hinter Jahrmarktsbuden". Und die Klientel dort sei auch nicht ihre Zielgruppe. Als der Rundgang um kurz vor 19 Uhr bei stärkerem Regen zu Ende ist, ist die Innenstadt beinahe menschenleer. Eine Stunde geht der "Lange Samstag" da noch.

 

Keine Kommentare