Forchheimer Kellerwald: Wirte reagieren auf Auflagen

10.4.2019, 12:00 Uhr
Forchheimer Kellerwald: Wirte reagieren auf Auflagen

Der Bauausschuss des Stadtrates hat den Bau einer holzverkleideten Kühlzelle, platziert auf Stelzen an einer Seitenwand des Glockenkellers, einstimmig genehmigt. Doch nicht ohne eine grundsätzliche Diskussion über die Schönheit oder Hässlichkeit solcher nachträglicher Anbauten.

Zimmerermeister Philipp Blümlein (JB) forderte bündige Abschlüsse, ein richtiges Dach und eine ansehnliche Einhausung: "Sonst haben wir dort oben wieder so ein Gewurschtel, ein zammgstückeltes Ding."

Dachdeckermeister Markus Schmidt (CSU) rief dazu auf, die Kirche im Dorf zu lassen, sonst "brauchen wir zum Schluss noch eine Kühlzelleneinhausungssatzung". Denn: "Wir machen es eigentlich nie so, dass es jedem passt."

Braumeisterin Martina Hebendanz (CSU) schilderte, womit die Kellerbetreiber aufgrund behördlicher Auflagen noch rechnen müssen: "Kühlzellen, Fettabscheider, neue Geländer und, und, und." Vor diesem Hintergrund riet sie dazu, die baulichen Auflagen für Nebenanlagen wie etwa die Kühlzelle am Glockenkeller nicht zu umfangreich ausfallen zu lassen: "Das ist auch irgendwann eine finanzielle Geschichte."

Apropos Satzung: Eine neue Kellerwaldsatzung, die für ein schönes, einheitliches, den Sicherheits- und Lebensmittelvorschriften genügendes Bild im Kellerwald sorgt, wünschen sich alle Räte. Doch die "haben wir heute nicht und morgen werden wir sie auch noch nicht haben", bedauerte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Den Vorteil daraus könne nun derjenige Wirt ziehen, "der jetzt anfängt", so der OB.

Doch auch ohne Satzung konnten sich die Räte nicht dazu durchringen, den Antrag Hans Schmitts, des Pächters des Schindler-Kellers, auf Bau eines "Müllcontainer-Nebengebäudes" zu genehmigen.

Ein Baum müsste fallen

Die Stadträte besichtigten den potenziellen Standort gleich links neben dem Kellereingang, in Nachbarschaft zum Nürnberger-Tor-Keller. Schmitt wollte das Gebäude 2,15 Meter breit und 6,74 Meter lang parallel zur Kelleraußenwand in den Hang hineinbauen und dafür einen Baum fällen lassen, dessen Wurzeln dem Bau im Weg sind. Ein weiterer Baum gleich daneben ist krank und muss sowieso gefällt werden.

Das gefiel nicht nur Malermeister Erwin Held (FW) nicht: "Da ein paar Bäume weg und da ein paar und dann ist das bald kein Kellerwald mehr, sondern nur noch ein Hügel." Die Runde einigte sich schließlich darauf, dass die Abfallbeseitigung nach Möglichkeit für alle Unteren und Oberen Keller jeweils zentral geregelt werden sollte.

Die offenen Fragen dabei sind: Wo könnte ein gemeinsamer Müllplatz hin und wer soll dessen Bau und Unterhalt zahlen? Die Stadt als Grundbesitzerin oder die Wirte als Nutznießer?

OB Kirschstein sah auch die Keller in der Pflicht, mahnte aber: "Wir verlangen aktuell unseren Wirten ganz schön viel Engagement ab." Thomas Werner (CSU) sah für je eigene Müllplätze nicht auf jedem Keller genügend Platz. Mathilde Hartmann (CSU) schlug eine Arbeitsteilung vor: "Das Grundstück für eine zentrale Abfallanlage ist von der Stadt, bauen sollten die Wirte sie gemeinsam." Vorläufig bleibt die Frage noch unentschieden.

Entschieden wurde aber, dass der Schindler-Keller mehr Toiletten bekommt. Schon 2015 hatte Hans Schmitt die Erweiterung der WC-Anlage genehmigt bekommen, dann allerdings nicht umgesetzt. Nun ist es so weit. Es kommt sogar noch besser.

Mehr Toiletten

Der Schindler-Keller wächst buchstäblich in den Hang hinein. Der wurde dafür bereits angebaggert. Nicht Schankflächen oder Wirtsstuben entstehen hier, sondern mehr Toiletten als bisher beantragt (fünf Becken im Damen-WC, zwei Becken und sechs Urinale im Herren-WC), außerdem ein Pausenraum fürs Personal und eine Erweiterung der Küche samt neuer Kühlzelle — die Auflagen des Landratsamtes lassen also auch hier grüßen. Stefan Schelter vom Bauordnungsamt gefällt besonders gut, dass die Erweiterung am Ende kaum noch auffallen wird: Das Dach wird flach geneigt und begrünt, außerdem so aufgefüllt, dass der Hang "in das Dach übergeht". Schelter: "Wenn man später von oben her draufschaut, wird man den Anbau fast nicht mehr erkennen."

Die Stadträte begrüßten diese Baumaßnahme ausdrücklich und genehmigten sie ohne große Diskussion. Die angekündigten behördlichen Auflagen, die wie berichtet auch die Holzgeländer bedrohen, bereiteten einigen Stadträten allerdings Kopfzerbrechen. "Irgendwann", glaubt Erwin Held, "ist das Flair weg".

Oberbürgermeister Kirschstein glaubt das nicht: "Der Kellerwald ändert sich seit Jahrhunderten." Aufgabe des Stadtrates sei es, "die Veränderungen in die jeweilige Zeit einzupassen".

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