Forchheimer schnuppert Bundesliga-Luft beim HC Erlangen

25.10.2019, 18:04 Uhr
Forchheimer schnuppert Bundesliga-Luft beim HC Erlangen

© Oliver Gold/Sportfoto Zink

Reihenweise prallten in der Bezirksoberliga die Abwehrspieler am Rückraumschützen ab, der seinen Oberkörper beim Bankdrücken gestählt hatte. Nur sollte, und das betonten die damaligen Trainer Dirk Samel und Matthias Gieck im Wissen, ihren Zögling früher oder später an eine höherklassige Adresse abgeben zu müssen, dieser 19 Jahre alte Stefan Bauer eben noch lernen, seine Kräfte richtig einzusetzen. Manchmal ging die Urgewalt zulasten eines kontrollierten Abschlusses, eines nötigen Abspiels, einer regelkonformen Schrittfolge oder einer Zeitstrafe.

Forchheimer schnuppert Bundesliga-Luft beim HC Erlangen

© Harald Sippel

Kreisläufer dank Eyjolfsson

So wunderte es auch nicht, dass Bauer 2018 nach seinem Wechsel zur U23 des HC Erlangen etwas Anlaufzeit benötigte. In diesem Herbst aber gehört der heute 22-Jährige zum festen Stamm der Drittliga-Vertretung. Tatsächlich genießt das Forchheimer Eigengewächs, das fast 50 Minuten pro Partie auf dem Feld steht, inzwischen jede kleine Verschnaufpause. Grund dafür ist eine Positionsänderung, die vom isländischen Bundesligatrainer Adalsteinn Eyjolfsson persönlich vorgeschlagen wurde. Neuerdings darf sich Stefan Bauer in der Doppel-Funktion aus Abwehr-Turm und Kreisläufer beweisen. "Die Perspektive ist neu für mich. Bisher habe ich meine Tore aus der Distanz geworfen, jetzt bereite ich mehr für die Kollegen vor. Das macht mir Spaß, auch wenn noch nicht alles klappt. Die Aufgabe hat viel mit der Intuition zu tun, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu stehen", berichtet Bauer.

Genau das tat der Forchheimer in den vergangenen Wochen. Nachdem er zu Jahresbeginn bereits eine Einladung ins Wintertrainingslager der Profis erhalten hatte, entgingen ihm zunächst weitere gemeinsame Einheiten in der Sommervorbereitung aufgrund einer Hüftblessur. Diese überstanden zu haben, brachte ihm jetzt dreimal eine Berufung in den Bundesliga-Kader ein. "Das war alles sehr kurzfristig. Abends kam der Anruf, Michael Haaß sei krank, ob ich für den Notfall in der Abwehr mit auf die Bank komme. Am nächsten Morgen ging es nach dem Training direkt Richtung Ludwigshafen", schildert der Youngster die Ereignisse.

Auge in Auge mit Vorbild Kühn

Den ersten Einsatzminuten folgte wenige Wochen später genauso überraschend, "der Co-Trainer unserer U23 hat mich nach dem Training informiert", eine weitere Nominierung als Vertretung von Jan Schäffer für das Auswärtsspiel in Melsungen und schließlich für den Heimauftritt gegen Magdeburg. Die Familie fieberte zu Hause am Fernseher mit, als der 22-Jährige im Rampenlicht der Nürnberger Arena noch ein paar Sekunden schnuppern durfte. Seiner Rolle als Notnagel begegnet der Betroffene selbst möglichst professionell: "Es freut mich natürlich, dabei zu sein. Ich weiß, dass es unter normalen Umständen nicht passiert wäre. Trotzdem muss man die Aufgabe konzentriert annehmen und die Mannschaft von der Bank aus unterstützen, das ist für den Teamspirit wichtig. Wenn ich aufs Feld komme, versuche ich, überhastete Aktionen zu vermeiden. Es ist manchmal ein schmaler Grat zur Zeitstrafe, die Kontrolle klappt im Moment ganz gut."

Dabei zeigte sich Bauer durchaus beeindruckt von der Atmosphäre. "Allein das Einlaufen vor den Fans ist besonders, dann triffst du da auf Spieler wie Julius Kühn, die du beim EM-Sieg 2016 aus der Ferne bewundert hast". Eindrücke, die den Elektrotechnik-Studenten anspornen und bei allem Realismus auch ein wenig träumen lassen. "Ich nehme mit, was kommt und kann nur versuchen, mich durch Fleiß anzubieten."

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