Forchheimer Sportheime: Vorsicht, Wirt-Wechsel!

19.8.2020, 09:10 Uhr
Forchheimer Sportheime: Vorsicht, Wirt-Wechsel!

© Foto: Edgar Pfrogner

Domenico Mader hat der Sportvereinigung Jahn Forchheim wegen des bevorstehenden Abrisses der Jahn-Halle den Rücken kehren müssen. Ohne irgendeinen Leerlauf schwingt er nun den Kochlöffel im Vereinsheim der SpVgg Reuth, wo Wirtin Sonja Fischer am gleichen Tag (30. Juni) in Ruhestand ging, an dem sein Pachtvertrag beim Jahn endete.

In Reuth ist man glücklich über diese Entwicklung. Mit Sonja Fischer sei man überaus zufrieden gewesen, so Andreas Buchner, im SpVgg-Vorstand zuständig für die Liegenschaften. Mit Mader habe man zwar keine gutbürgerliche deutsche Küche mehr im Angebot, aber quasi einen "alten Reuther" im Sportheim. Vor einem Vierteljahrhundert hatte Domenico Maders Vater eine Pizzeria in der "Kutscherstube".

"Die Leute sind neugierig"

Der neue Wirt sei also kein Unbekannter im Ort. Und die italienische Küche der "Pizzeria Domenico" komme trotz der Einschränkungen durch die Corona-Krise gut an, so der Eindruck der ersten eineinhalb Monate. Buchner: "Die Leute sind neugierig, Abhol- und Lieferservice werden eifrig genutzt."

Der Vertrag kam auf althergebrachte Weise zustande. Buchner setzte sich ins Auto und sprach Mader in der Jahn-Halle direkt an.

Noch einen Wechsel gibt es in Reuth: Auf Vorstoß des Vorstands – allesamt Greif-Trinker – fragte man die Mitglieder ab und fand eine große Mehrheit dafür, den bisherigen Getränkelieferanten durch eine Brauerei aus der Stadt Forchheim abzulösen. Einen festen Brauereivertrag habe man aber weiterhin nicht, so Buchner.

An den Spieltagen bekommt Domenico Mader Unterstützung: Weil er nicht so viel Personal hat, übernehmen die Fußballer die Verpflegung der Zuschauer – mit Getränken und vermutlich auch Speisen vom Grill.

Jahn hat das Thema noch vertagt

Bei der SpVgg Jahn Forchheim ist die Pächtersuche ein Thema, "das wir bisher verdrängt haben", so Vorsitzender Hans Schneider. Erst wenn man wisse, wie genau das neue Klubheim im Stadtnorden ausfalle und auch ein Einzugstermin stehe, werde man sich gezielt darum kümmern. Allerdings habe man im Vorstand durchaus gewisse Vorstellungen vom Wunschlokal. "Es sollte nicht nur griechische oder italienische Küche geben, sondern auch fränkische beziehungsweise deutsche Speisen", sagt Schneider, wohl wissend, dass das möglicherweise "Wunschdenken" sei. Er richte sich auf eine längere Suche ein.

Diesen Wunsch wird der ATSV in seinen neuen Räumlichkeiten im Stadtosten definitiv umsetzen. Bisher hatte der Arbeiter-Turn- und Sportverein von 1903 sein Klubheim in Eigenregie bewirtet, in der Bayreuther Straße betritt man mit einem professionellen Pächter Neuland. Beate und Andreas Dießner betreiben in der Fußgängerzone seit 2017 das "GuDiess", das eine kleine Auswahl an Suppen, Salaten, mit verschiedenen Beilagen kombinierbaren Hauptspeisen, Desserts, Kuchen und Eis anbietet. Geschäftsführer Andreas Dießner: "Lieber eine kleine Karte, aber die bestmöglich mit guten und regionalen Zutaten zubereitet."

Gute Portion ""Gudiess" beim ATSV

Und tatsächlich wird ein großer Teil "GuDiess" auch ins ATSV-Heim übernommen. Klassiker wie Champignonragout, Ratatouille oder Bratwurstcurry, die man beliebig ergänzen kann. Dazu Thementage wie "Schnitzeltag" oder am Wochenende die diversen Braten.

Natürlich müsse man auch Nicht-Vereinsmitglieder anlocken, so Dießner. Im Auge habe er Radfahrer und Spaziergänger, die entlang der schönen Wiesent unterwegs sind, die Patienten und Besucher des nahen Klinikums und die Anwohner des benachbarten Viertels: "Da gibt es ja kaum noch deutsche Küche." Das Ganze soll im mittleren Preissegment liegen und für jedermann bezahlbar sein. Mit zwei Terrassen (eine zum Fußballfeld hin, eine mitten im Grünen, sieht Dießner ein großes Potential im neuen Projekt. Das Konzept stehe, sobald der Verein umziehe, könne es losgehen.

Der Kontakt kam auch hier übrigens über die private Schiene zustande: ATSV-Vorsitzender Johannes Grün und einige Vorstandskollegen sind Stammgäste im "GuDiess" und sprachen den Wirt einfach mal an.

"Der beste Italiener in Forchheim"

Keine Wechsel gibt es in den westlichen Ortsteilen. Christian Büttner, für die Öffentlichkeitsarbeit des 1. FC Burk zuständig, versichert, dass Vereinswirt Marcello Villani weiterhin seine "Pizzeria Pinocchio" betreiben wird. Darüber sei der Verein froh, denn das FC-Sportheim sei "der beste ,Italiener‘ in Forchheim", so Büttner überschwänglich.

Auch beim SV Buckenhofen bleibt der griechische Wirt Jorgo Alibabudis dem Verein erhalten – wenngleich im vergangenen Sommer plötzlich seine Frau verstorben ist. "Er fand in Freunden und bereits vorher bei ihm aushilfsweise an der Theke oder beim Bedienen einspringenden Vereinsmitgliedern große Unterstützung", so SVB-Vorstandsmitglied Marion Knauer. Alibabudis plane auch noch auf einige weitere Jahre Pächter des Sportheims zu bleiben, sofern es ihm laut eigener Aussagen die Gesundheit erlaubt, auch bis zum Erreichen des Rentenalters.

"Leben und leben lassen!"

Marion Knauer verrät auch ein Rezept dafür, wie man seinen Vereinswirt lange halten kann: "Unsere Devise lautete immer schon: ,Leben und leben lassen‘, worunter wir zum Beispiel verstehen, keine unangemessen hohe Pacht zu verlangen, die Pächter durch Vereinsveranstaltungen zu unterstützen, Probleme direkt anzusprechen und sich nicht wegen eventuell aufgekommener Missverständnisse nicht mehr im eigenen Sportheim blicken zu lassen und seine Treffen stattdessen woanders stattfinden zu lassen."

 

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