Was Taxi- und Busfirmen sowie Fahrdienste sagen

Forchheimer über hohe Spritpreise: "Den Mist mache ich nicht mehr mit!"

13.11.2021, 09:56 Uhr
Die Avia-Tankstelle von Bernhard Seubert in Effeltrich. Wie reagieren hier die Autofahrer auf die gestiegenen Preise?  

© Giulia Iannicelli, NN Die Avia-Tankstelle von Bernhard Seubert in Effeltrich. Wie reagieren hier die Autofahrer auf die gestiegenen Preise?  

Lia Sommer arbeitet in der Effeltricher Avia-Tankstelle. "Ich persönlich habe damit gerechnet", sagt die Verkäuferin auf die hohen Spritpreise angesprochen, allein schon wegen der CO2-Bepreisung. 1,55 Euro kostet dort der Liter Diesel am Montagmittag. Für die gleiche Menge an Benzin müssen Autofahrerinnen und Autofahrer noch einige Cent obendrauf legen.

Es ist nur eine Momentaufnahme. Bis zu 16 Mal täglich ändern Mineralölkonzerne die Preise, weiß der Effeltricher Tankstellenbesitzer Bernhard Seubert. In den vergangenen Wochen und Monaten ging es dabei tendenziell nach oben: Der alte Diesel-Rekordpreis aus dem Jahr 2012 ist bereits geknackt worden, beim Benzin fehlt nicht mehr viel.

Vergleicht man allerdings die Tankkosten mit dem Stundenlohn eines deutschen Durchschnittsarbeiters, so musste dieser im zweiten Quartal 2021 ähnlich lange für einen Liter Super (E5) arbeiten wie in den 1970er Jahren. Das hat der Dienstleister Statista ermittelt.

Tankstellen-Kunden: "Auf die Palme gegangen"

Trotzdem: Was sagen die Autofahrer vor Ort in Effeltrich zu den hohen Preisen? Sommer persönlich hat bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht: "Es ist noch niemand frech gekommen." Laut ihrem Chef Seubert aber seien "schon mehrere auf die Palme gegangen". Sie würden nicht verstehen, dass nicht seine Tankstelle, sondern Konzerne wie Avia die Preise bestimmen. "Die Angestellten in den Tankstellen können nichts für den Spritpreis", ist ihm deshalb wichtig zu betonen.

Neben aufgebrachter Menschen beobachtet Seubert, dass an seiner Tankstelle weniger voll getankt werde, was er ebenfalls auf den Preisanstieg zurückführt. Manche würden nur fünf Liter auffüllen.

Der Ärger von Privatmenschen an der Zapfsäule ist das eine. Was aber sind die Folgen des Preisanstiegs für Transportunternehmen? "Das kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt", sagt Kerstin Fleischmann. Sie ist eine der Geschäftsführerinnen von Gumann-Reisen aus Igensdorf. Pandemiebedingt habe das Familienunternehmen Kurzarbeit anwenden und Personal abbauen müssen. Oder wie Fleischmann es ausdrückt: "Wir stehen eh schon mit dem Rücken zur Wand."

Reiseunternehmerin: 4.000 Euro Mehrkosten

Und nun auch noch die steigenden Spritpreise. Für die fünf großen Busse und weitere kleinere Fahrzeuge betreibt Gumann-Reisen eine eigene Zapfsäule, deren 10 000-Liter-Tank zuletzt vor zwei Wochen aufgefüllt wurde. Rund 4000 Euro zusätzlich habe das Unternehmen dafür bezahlen müssen.

Macht für eine typische Busskifahrt in die Alpen 200 bis 250 Euro Mehrkosten, wie Fleischmann vorrechnet. Bei 50 teilnehmenden Menschen sind das zwar nur fünf Euro pro Person. Allerdings ist der Konkurrenzdruck in der Busbranche hoch, für das Zustandekommen einer Buchung seien schon "wenige Euros" entscheidend. "Mal sehen, wie das weiter geht", sagt Fleischmann mit Blick auf die kommenden Monate. Bereits jetzt müsse sie sich über die Preise von Frühjahrsreisen Gedanken machen – wegen der großen Unsicherheit spricht sie von einem "Blick in die Glaskugel".

Neben dem Reisebüro, dem Reisebusverkehr und Patientenfahrten ist der VGN-Linienbusverkehr das vierte Gumann-Standbein. Bei der Abrechnung von Letzterem werden die gestiegenen Spritkosten zwar berücksichtigt – allerdings erst im März 2022. "Wir müssen in Vorleistung gehen", sagt Fleischmann. Angesichts knapper Reserven sei dies ein weiteres Problem.

Patientenfahrten bietet auch der Forchheimer Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) an. "Wir haben sicherlich zu kämpfen", sagt dessen Geschäftsführer Walter Horsch. Die hohen Spritpreise würden sich derzeit nicht refinanzieren, weil in den Verträgen mit Krankenkassen noch mit deutlich niedrigeren Werten kalkuliert wurde. "A weng a Puffer" sei zwar da, doch irgendwann aufgebraucht. Laut Horsch würden bereits Gespräche laufen, um nachzuverhandeln. Zudem denkt der ASB über Elektrofahrzeuge nach. Aktuell seien zwei Gefährte zum Testen vor Ort. Auf Kurzstrecken im Umkreis von 15 Kilometern hätten sich diese bewährt, allerdings machen längere Routen den größeren Teil der Fahrten aus, wie Horsch erklärt. Insgesamt besitzt der ASB für seinen Patienten- und Linienfahrdienst rund 85 Fahrzeuge – fast alle sind mit Dieselantrieb ausgestattet.

Taxifahrer: "Es sind harte Zeiten"

"Ich überlege mir, als nächstes ein Elektroauto zu kaufen", sagt auch ein Forchheimer Taxifahrer, der seinen Namen lieber nicht veröffentlichen möchte. "Den Mist mache ich nicht mehr mit." Er stehe bereits in Kontakt mit einer Firma, um an seinem Wohnhaus eine Solaranlage mitsamt Schnellladestation zu errichten. Denn ein Elektroauto rechnet sich laut ihm nur, wenn er den Strom selbst erzeugt.

"Es sind harte Zeiten", so der Taxifahrer weiter. "Man erbringt die gleiche Leistung, aber im Endeffekt bleibt weniger übrig." Auf die Preise für Taxifahrten hat er keinen Einfluss, sie werden alle zwei Jahre verbindlich vom Landratsamt festgelegt. Die nächste Runde steht erst im September 2022 an. Sollte es dann zu einer Erhöhung kommen, befürchtet er weniger Fahrgäste.

Generell findet er es ungerecht, dass Klimaschutz "immer von den Kleinen" verlangt werde – im Gegensatz zu Abgeordneten-Dienstwagen oder der Formel 1. "Ich sehe das so, dass immer nur die Kleinen drauflegen müssen", so der Mann, der seit 1996 als Taxifahrer arbeitet.

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