Forchheims Handball-Pioniere

12.12.2013, 10:50 Uhr
Forchheims Handball-Pioniere

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Im Protokoll der Gründungsversammlung vom 11. April 1946 hielt Schriftführer Franz Kalbfleisch fest: Es waren 25 interessierte Mitglieder des Turnvereins 1861, die im Gastzimmer der Gaststätte „Nürnberger Tor“ die erste Forchheimer Handballabteilung aus der Taufe hoben. 17 davon meldeten sich sofort als Spieler. Wenige Wochen später feierte die neu zusammengestellte Truppe mit einem Vorspiel der Jahn-Fußballer ihre Premiere als Feldhandballmannschaft. Die ging nicht gut aus: Die Neulinge wurden vor 100 Zuschauern vom SC Uttenreuth mit 21:0 Toren vom Feld gejagt.

Auch sonst hatte die neue Abteilung so Probleme. Doch die umtriebigen Verantwortlichen trotzten den widrigen Bedingungen der Nachkriegsjahre. Handbälle für das Training auf dem Jahn-Gelände wurden durch Zigaretten-Tauschgeschäfte organisiert, notierte Torwart Kalbfleisch. Das Garn für die ersten Trikots spendete ein Forchheimer Betrieb, ein anderer verarbeitete das Material kostenlos zu Pullis. Die ersten Vereinslogos stickten die Handballdamen selbst auf.

Mit dem Fürther Martin Voss stieß ein ehemaliger Nationalspieler als Trainer zum Team und führte seine Schützlinge mit seinen Treffern am 11. August beim 8:2 gegen Erlangen-Bruck zum ersten Sieg. Gleich im zweiten Jahr stieg die Truppe, seit September 1946 mit dem VfB im Vereinsnamen, in die Landesliga auf: Zum Entscheidungsspiel um die Bezirksmeisterschaft an Fronleichnam 1947 war Tuspo Neustadt an der Aisch nicht angetreten. Es folgten sieben Aufstiegsspiele. Das letzte gewann der VfB mit 11:7 gegen den Tabellenletzten Gunzenhausen.

Innerhalb kürzester Zeit war der Feldhandball in Forchheim so populär wie Fußball, die Duelle mit dem TSV Rothenburg oder dem späteren Deutschen Meister TSV Ansbach wollten über 2000 Zuschauer sehen. Plakatwerbeaktionen lockten Neumitglieder, so dass bald eine Schüler- und Jugendmannschaft gemeldet wurde.

Nachdem Voss und zahlreiche Leistungsträger in den Folgejahren den VfB verließen, rutschten die Handballer in eine Krise, die erst mit dem Wechsel der Sportart unters Hallendach Anfang der 1960er Jahre endete. Mit der eigenen Halle als Spielstätte kam der Verein aufgrund der großen Nachfrage bald nicht mehr aus, trainierte zeitweise auswärts. Seit 1976 ist die Realschulhalle die VfB-Heimat. Seit 2011 sind die Handballer im HC Forchheim organisiert. An Heimspieltagen werden die Teams regelmäßig von mehr als 200 Zuschauern angefeuert.

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