Forchheims Kneipenlegende Freddy Winkler sagt leise Ade

2.6.2020, 15:50 Uhr
Pfingstsamstag im Kellerwald, es ist Mittagszeit, kurz nach 13 Uhr. Das Leben kehrt nach Wochen der Entbehrung langsam auf die Plätze unter dem schattigen Blätterdach zurück. Auf einigen der grün gestrichenen Bänke und Tische prosten sich Besucher zu und stoßen mit den Steingutkrügen an, als wäre es immer so gewesen. Freilich unter Einhaltung der Auflagen. ; Nicht weit davon entfernt, mittig zwischen Eichhorn- und Nederkeller, geht eine Ära zu Ende, die 1985 zunächst mit einer Holzbude nahe der „Lützelberger-Kurve“ am Aufgang zu den oberen Kellern begann. Nachdenklich sperrt Freddy Winkler das Vorhängeschloss der Tür am Fachwerkhäuschen von „Freddy´s-Bar“ gegenüber des Hofmanns-Kellers zu, es wird eines der letzten Male sein.
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Pfingstsamstag im Kellerwald, es ist Mittagszeit, kurz nach 13 Uhr. Das Leben kehrt nach Wochen der Entbehrung langsam auf die Plätze unter dem schattigen Blätterdach zurück. Auf einigen der grün gestrichenen Bänke und Tische prosten sich Besucher zu und stoßen mit den Steingutkrügen an, als wäre es immer so gewesen. Freilich unter Einhaltung der Auflagen. ; Nicht weit davon entfernt, mittig zwischen Eichhorn- und Nederkeller, geht eine Ära zu Ende, die 1985 zunächst mit einer Holzbude nahe der „Lützelberger-Kurve“ am Aufgang zu den oberen Kellern begann. Nachdenklich sperrt Freddy Winkler das Vorhängeschloss der Tür am Fachwerkhäuschen von „Freddy´s-Bar“ gegenüber des Hofmanns-Kellers zu, es wird eines der letzten Male sein. © Leo Hühnlein

„Wenn man für 35 Jahre ein Teil des Annafestes war und jetzt fast still und leise verschwinden muss, dann geht einem das schon ein wenig nahe. Die Corona-Krise hat mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Am diesjährigen Annafest sollte nach dem Kehraus am Montag für Stammgäste und Geschäftskunden die gesamte Zeche im Rahmen einer Riesenabschiedsparty frei sein. Ein Fest mit Pauken und Trompeten war geplant, so wie es der einstige Party-Löwe schon immer gerne gehabt hatte und wodurch er beim Forchheimer Kneipenpublikum längst Legendenstatus erreichte.;
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„Wenn man für 35 Jahre ein Teil des Annafestes war und jetzt fast still und leise verschwinden muss, dann geht einem das schon ein wenig nahe. Die Corona-Krise hat mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Am diesjährigen Annafest sollte nach dem Kehraus am Montag für Stammgäste und Geschäftskunden die gesamte Zeche im Rahmen einer Riesenabschiedsparty frei sein. Ein Fest mit Pauken und Trompeten war geplant, so wie es der einstige Party-Löwe schon immer gerne gehabt hatte und wodurch er beim Forchheimer Kneipenpublikum längst Legendenstatus erreichte.; © Leo Hühnlein

Über die Jahre im Kellerwald seien richtige Fan-Freundschaften gewachsen, erzählt Winkler stolz: „Aus Frankfurt, Hannover, München und dem restlichen Deutschland kamen inzwischen zu Stammgästen gewordene Besucher. Eine Gruppe feierfester Männer aus Steinheim nahe Augsburg hatte sich für das Annafest extra signalrote T-Shirts machen lassen, auf dessen Ärmel zu lesen steht: „Bei Fund dieser Person bitte an Freddy´s-Bar abgeben.“;
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Über die Jahre im Kellerwald seien richtige Fan-Freundschaften gewachsen, erzählt Winkler stolz: „Aus Frankfurt, Hannover, München und dem restlichen Deutschland kamen inzwischen zu Stammgästen gewordene Besucher. Eine Gruppe feierfester Männer aus Steinheim nahe Augsburg hatte sich für das Annafest extra signalrote T-Shirts machen lassen, auf dessen Ärmel zu lesen steht: „Bei Fund dieser Person bitte an Freddy´s-Bar abgeben.“; © Leo Hühnlein

Schon als Freddy Winkler am 2. April 1984 (damals noch in dem Fachwerkhäuschen in der Eisenbahnstraße) den „Schlawiner“ eröffnete, wurde der Slogan „Are you ready for Freddy?“ zum geflügelten Wort bei Forchheims Kneipengängern.
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Schon als Freddy Winkler am 2. April 1984 (damals noch in dem Fachwerkhäuschen in der Eisenbahnstraße) den „Schlawiner“ eröffnete, wurde der Slogan „Are you ready for Freddy?“ zum geflügelten Wort bei Forchheims Kneipengängern. © Leo Hühnlein

Bereits zuvor, als Geschäftsführer der Bierkneipen „Legere“ und „Biwak“, veranstaltete der gewiefte Kneipenwirt lange vor anderen Beachpartys mit Sandstrand mit einem aufblasbaren Plastikpool. Als er die Kultkneipe nach 29 Jahren im Februar 2013 schloss, kannte man ihn eigentlich nur noch als „Schlawiner-Freddy“.;
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Bereits zuvor, als Geschäftsführer der Bierkneipen „Legere“ und „Biwak“, veranstaltete der gewiefte Kneipenwirt lange vor anderen Beachpartys mit Sandstrand mit einem aufblasbaren Plastikpool. Als er die Kultkneipe nach 29 Jahren im Februar 2013 schloss, kannte man ihn eigentlich nur noch als „Schlawiner-Freddy“.; © Leo Hühnlein

Als Winkler nach zuvor 24 Jahren in der Holzbude am Annafest dann 2009 in die Hütte neben dem Musikpodium auf den oberen Kellern einzog, hatte das vorwiegend jüngere Annafest-Publikum die Location samt Außengelände schnell als In-Treff ausgemacht. In Stoßzeiten kamen Gäste nur noch mit Eintrittskarten auf das Areal, der (jetzt ehemalige) Chef des Kult-Treffs musste schon vor den Anordnungen zu behördlichen Sicherheitsauflagen Türsteher am Treppenaufgang positionieren, so groß war manchmal der Andrang. ;
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Als Winkler nach zuvor 24 Jahren in der Holzbude am Annafest dann 2009 in die Hütte neben dem Musikpodium auf den oberen Kellern einzog, hatte das vorwiegend jüngere Annafest-Publikum die Location samt Außengelände schnell als In-Treff ausgemacht. In Stoßzeiten kamen Gäste nur noch mit Eintrittskarten auf das Areal, der (jetzt ehemalige) Chef des Kult-Treffs musste schon vor den Anordnungen zu behördlichen Sicherheitsauflagen Türsteher am Treppenaufgang positionieren, so groß war manchmal der Andrang. ; © Leo Hühnlein

Das ist nun alles vorbei, bilanziert der baldige Ruheständler mit Wehmut: „Mir tut es vor allem in der Seele weh, dass ich viele meiner Stammgäste nicht mehr persönlich Lebewohl habe sagen können. Auch den Geschäftspartnern, wie vor allem Harry Wolf von der Firma Kistner, wollte ich mit der Party für all die Jahre der Partnerschaft danken.“ Er habe sogar probiert, den heuer auslaufenden Vertrag mit den Besitzern vom Hofmannskeller um ein Jahr zu verlängern, um den verpassten Abschied im kommenden Jahr nachzuholen, doch deren Planungen lassen dies nicht zu, so der bald 63-jährige gebürtige Heroldsbacher: „Das Kellerhäuschen soll von Grund auf saniert und umgebaut werden. Soweit ich es mitbekam, soll es dann ganzjährig bewirtet werden. Dafür sind schon Termine mit den ausführenden Firmen abgesprochen, deswegen muss ich sofort Schluss machen.“; ;
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Das ist nun alles vorbei, bilanziert der baldige Ruheständler mit Wehmut: „Mir tut es vor allem in der Seele weh, dass ich viele meiner Stammgäste nicht mehr persönlich Lebewohl habe sagen können. Auch den Geschäftspartnern, wie vor allem Harry Wolf von der Firma Kistner, wollte ich mit der Party für all die Jahre der Partnerschaft danken.“ Er habe sogar probiert, den heuer auslaufenden Vertrag mit den Besitzern vom Hofmannskeller um ein Jahr zu verlängern, um den verpassten Abschied im kommenden Jahr nachzuholen, doch deren Planungen lassen dies nicht zu, so der bald 63-jährige gebürtige Heroldsbacher: „Das Kellerhäuschen soll von Grund auf saniert und umgebaut werden. Soweit ich es mitbekam, soll es dann ganzjährig bewirtet werden. Dafür sind schon Termine mit den ausführenden Firmen abgesprochen, deswegen muss ich sofort Schluss machen.“; ; © Leo Hühnlein

Auch gesundheitliche Gründe spielten bei seiner Entscheidung mit. „Im vorigen Herbst bekam ich eine neue Hüfte eingesetzt und jetzt schmerzt länger schon das Knie, so dass mir auch hier eine OP droht.“; Achselzuckend geht Winkler die Treppenstufen der Kellerhütte hinab und verabschiedet seine treue Mitarbeiterin Marina Walz, die ihn schon viele Jahre als Bedienung begleitete. Sie ging ihm auch an diesem Vormittag beim Ausverkauf des Ausschank-inventars zur Hand, der in den sozialen Netzwerken angekündigt wurde und ganz gut lief, wie Winkler sagt.
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Auch gesundheitliche Gründe spielten bei seiner Entscheidung mit. „Im vorigen Herbst bekam ich eine neue Hüfte eingesetzt und jetzt schmerzt länger schon das Knie, so dass mir auch hier eine OP droht.“; Achselzuckend geht Winkler die Treppenstufen der Kellerhütte hinab und verabschiedet seine treue Mitarbeiterin Marina Walz, die ihn schon viele Jahre als Bedienung begleitete. Sie ging ihm auch an diesem Vormittag beim Ausverkauf des Ausschank-inventars zur Hand, der in den sozialen Netzwerken angekündigt wurde und ganz gut lief, wie Winkler sagt. © Leo Hühnlein

„Es standen schon um elf Uhr einige Leute da, darunter auch einige meiner Stammgäste. Sie haben sich vor allem Erinnerungsstücke geholt, aber auch die meisten Kühlgeräte sind bis auf eine Kühltruhe weg.“ Außer ein paar schmucken Blechschildern, wie sie in Bierkneipen üblich sind, sei nichts mehr da und die können Interessierte sich per Kontakt über seine Facebook-Seite noch holen.;
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„Es standen schon um elf Uhr einige Leute da, darunter auch einige meiner Stammgäste. Sie haben sich vor allem Erinnerungsstücke geholt, aber auch die meisten Kühlgeräte sind bis auf eine Kühltruhe weg.“ Außer ein paar schmucken Blechschildern, wie sie in Bierkneipen üblich sind, sei nichts mehr da und die können Interessierte sich per Kontakt über seine Facebook-Seite noch holen.; © Leo Hühnlein

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